Der Wetterstress nimmt zu

Der Klimawandel sorgt bei acht von zehn Landwirten für Sorgen und führt damit bei vielen zu psychischen Belastungen.

Die Folgen des Klimawandels steigern die psychischen Belastungen der Bauern.
Die Folgen des Klimawandels steigern die psychischen Belastungen der Bauern. © Adobe Stock

Der voranschreitende Klimawandel sorgt immer öfter für Wetterextreme. Dürreperioden, Hagel oder Starkregenereignisse setzen die Pflanzen auf den Feldern zunehmend unter Druck. Dieser Wetterstress wirkt sich aber auch auf die Landwirte aus, denn 80 Prozent ihres Ertrags hängen – mit ihrer „Werkstatt unter freiem Himmel“ – vom Wetter ab. So zeigt eine Umfrage des Market-Instituts, die im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung durchgeführt wurde, dass Ernteausfälle aufgrund von Wetterextremen acht von zehn Landwirten Sorgen bereiten. Rund 400 Landwirte wurden für die Studie telefonisch sowie online befragt.

„Drei Viertel der befragten Landwirte gaben an, dass vor allem psychische Herausforderungen in den letzten Jahren mehr geworden sind. Auch bei den körperlichen Belastungen gibt es eine Zunahme, diese liegt allerdings klar unter dem Ausmaß der psychischen. Auffällig ist, dass vor allem Landwirte über 50 Jahre und jene, die angegeben haben, dass sich ihr Gesundheitszustand in den letzten Jahren verschlechtert hat, verstärkt von psychischen Belastungen betroffen sind“, so Thomas Pargfrieder, Senior Researcher des Market-Instituts.

Finanzielle Sorgen

Die größten Sorgen der Befragten liegen im finanziellen Bereich: „Acht von zehn gaben an, von Sorgen aufgrund steigender Preise für Dünger und Energie sowie höheren Steuern und Abgaben betroffen zu sein. Für ebenso viele stellen Preisstürze für landwirtschaftliche Produkte und Ernteausfälle durch Unwetter, Hagel, Dürre, Frost, Schädlinge usw. große Bedenken dar“, so Pargfrieder. Aufgrund dieser Sorgen sind 82 Prozent zumindest teilweise von konkreten psychischen Belastungen betroffen. So gaben davon 45 Prozent an, an Stress durch Ernteausfälle zu leiden. Zukunftsängste (34 Prozent), anhaltende Müdigkeit (32 Prozent) und Schlafstörungen (24 Prozent) zählen ebenfalls dazu. Nur 17 Prozent der Befragten gaben an, keine psychischen Beschwerden zu haben.

Bewusstsein schaffen

„Die Situation auf den Betrieben ist nicht immer romantische Idylle. Die harte Arbeit, wetterbedingte Unsicherheiten oder Generationenkonflikte belasten Körper und Psyche“, weiß auch Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin und Vorsitzende der ARGE Österreichische Bäuerinnen. Umso wichtiger sei es, auf die psychischen Belastungen aufmerksam zu machen, „damit die betroffenen Bauern die Unterstützung und den Zugang zu den Präventionsmaßnahmen erhalten, die sie brauchen“. Psychosoziale Informations-, Bildungs- und Beratungsangebote müssen für Betroffene leicht zugänglich sein und in Zukunft noch weiter ausgebaut werden, fordert die Bundesbäuerin und verweist auf das bäuerliche Sorgentelefon – als Teil des LFI-Bildungsprojekts „Lebensqualität Bauernhof“ –, das schon jetzt die Möglichkeit gibt, mit geschulten Personen über psychische Herausforderungen zu sprechen.

Psychosoziale Hilfe

Ziel sollte sein, Ursachen für psychische Belastungen zu minimieren und gleichzeitig langfristige Unterstützungsmaßnahmen zu bieten. Dazu gehören Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel, eine permanente Weiterentwicklung des Versicherungsangebots zur betrieblichen Risikovorsorge als auch rasche Hilfe im Schadensfall, betont Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung: „Bedenken wir: Die Bauern arbeiten 365 Tage im Jahr für uns. Und das ohne Anspruch auf Urlaub oder Krankenstand. Daher braucht es ein flächendeckendes Angebot für psychosoziale Beratung.“