Studie: „Firmenkunden wollen echtes Sparring“

Die Anforderungen von Firmenkunden an die Banken werden vielschichtiger.

Die angespannte Wirtschaftslage fordert die Unternehmen zusehends. Nach zwei Rezessionsjahren wird heuer ein geringes BIP-Wachstum um die 0,3 Prozent in Österreich erwartet. In diesem Umfeld kommen Investitionsdynamik und Kreditwachstum nur langsam in die Gänge. Geringere Unternehmensgewinne führen zudem zu einem schwachen Einlagenwachstum bei den Banken. Das Beratungsunternehmen zeb sieht einiges Wachstumspotenzial für die Kreditwirtschaft beim steigenden Bedarf an Absicherungsgeschäften. Das Ertragspotenzial der Banken soll bis zum Jahr 2030 nach einer zeb-Schätzung um nur 3,3 Prozent zunehmen. Der Wettbewerb in der Branche wird intensiver. 

Für die Hausbanken gehen damit auch neue Erwartungen ihrer Firmenkunden einher, wie eine zeb-Studie zeigt. So wünscht sich jeder zweite Firmenkunde mehr Branchen-Know-how und auf das Geschäftsmodell abgestimmte Beratung und Lösungen. „Firmenkunden wollen echtes Sparring – nicht nur Produktvertrieb. Gerade für regionale Banken ist das eine Chance. Denn wer diese Expertise anbieten kann und seine Kunden versteht, erhöht langfristig die Bindung und das Vertrauen“, erklärt Michaela Schneider, Managing Partner bei zeb Austria.

Dies würde sich in weiterer Folge auch im Kreditgeschäft bemerkbar machen. Steigende Investitionsabsichten zeigen sich derzeit besonders bei Klein- und Mittelunternehmen (KMU): 43 Prozent bewerten die wirtschaftlichen Aussichten für die kommenden zwölf Monate eher positiv und bekunden Investitionsabsichten innerhalb der nächsten zehn Monate. Bei Kleinstunternehmern haben dies nur 21 Prozent und in Großunternehmen lediglich 20 Prozent vor.

Regionalbanken punkten

Das Kreditmarktvolumen im Firmenkundengeschäft ist im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr um rund 1 Prozent auf 200 Mrd. Euro gewachsen. Gewinner waren vor allem regionale Banken, während der Anteil großer Aktienbanken am Kreditmarkt von 23,5 Prozent auf 22,1 Prozent gesunken ist. Entscheidend dafür sind laut zeb-Studie Faktoren wie Kundennähe, Betreuungskontinuität und schnelle Entscheidungen vor Ort. Gleichzeitig erfüllen Regionalbanken die gängigen digitalen Mindeststandards – ein Bereich, der künftig immer wichtiger wird, da der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) die Benchmark stetig anhebt.

Mit den Leistungen ihrer Hausbank sind die befragten Unternehmen im Großen und Ganzen zufrieden. Bei Beratung und Erreichbarkeit erzielen die heimischen Banken eine Zufriedenheit von jeweils 68 Prozent. Mit dem Service und dem Digitalisierungsgrad sind 62 Prozent zufrieden. Trotzdem wünscht sich die Mehrheit der befragten Unternehmen mehr digitale Lösungen von ihrer Hausbank. Besonders hohe Relevanz haben für Unternehmen die elektronische Kontoauszugsverarbeitung (54 Prozent) sowie die Möglichkeit eines digitalen Dokumenten-Uploads (52 Prozent). 38 Prozent nutzen den automatischen Austausch mit ihrer Buchhaltungssoftware.

Die Banken sind demnach gefragt, im bestehenden Service-Portfolio mehr KI-Schnittstellen und automatisierte Prozesse anzubieten. Dabei unterschätzen die heimischen Banken das Potenzial – vor allem Kleinstunternehmen und KMU zeigen sich für digitale Beratungsdienstleistungen offen. Das Nutzungspotenzial von KI sehen die Unternehmen übrigens vor allem bei der Identitätsprüfung sowie bei Serviceanfragen. 

Um auch in Zukunft relevant zu bleiben, identifiziert die zeb-Studie vor allem drei Veränderungstreiber für Banken: das anspruchsvolle Wirtschaftsumfeld, hohe Kundenerwartungen und die Digitalisierung. Unternehmen stehen unter Entscheidungsdruck und benötigen kompetente Sparringspartner mit echter Branchen- und Geschäftsmodell-Expertise, spezialisierten Teams und proaktiver Beratung.

AusgabeRZ46-2025

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