Tierhaltung: Kontrolle schafft Vertrauen

Die Landwirtschaft steht im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach mehr Tierwohl und der Bereitschaft, dafür zu bezahlen.

Drei Schweine kommen aus dem Stall, als Symbolbild für Tierhaltung
Ist der Konsument bereit, an der Supermarktkassa mehr für höhere Standards in der Tierhaltung zu zahlen oder greift er lieber zu Billigware? © BML/Rene Hemerka

Genau 87 Prozent der Investitionsentscheidungen von Betrieben mit Tierhaltung, die im Förderzeitraum von 2014 bis 2022 getätigt wurden, haben freiwillig höhere Standards, als sie das Gesetz vorgibt, umfasst, sagte Niederösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsident
Johannes Schmuckenschlager bei einem Fachgespräch vor Journalisten in St. Pölten.

Damit sind die heimischen Bauern bereit, wichtige Schritte in Richtung Tierwohl zu gehen. „Wir müssen aber auch die Erwartungshaltung und das Kaufverhalten der Konsumenten in Einklang bringen“, so Schmuckenschlager. So gibt eine satte Mehrheit der Menschen an, bessere Standards bei der Schweinehaltung zu wollen. Nur 5 bis 7 Prozent des Marktes entfallen aber auf solche Sortimente. „Bei den Puten sind wir den Schritt zu den EU-weit höchsten Standards gegangen, am Markt werden unsere Produkte aber nicht angenommen“, meinte Schmuckenschlager.

Solange Billigimporte von Lebensmitteln unklarer Herkunft und Herstellungsbedingungen zugelassen seien, gefährde das die Zukunft der heimischen Tierhaltung. Die Kammer wünscht sich deshalb mehr Transparenz am Teller. Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung müsse, wie im Regierungsprogramm vereinbart, endlich auf allen Verarbeitungsstufen umgesetzt werden.

Kaum Beanstandungen

Eine extrem hohe Preissensibilität, vor allem bei Fleisch, verzeichnet auch die AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek. Ihre Aufgabe ist es, den Mehrwert der österreichischen Produktion zu erklären. Ein Schlüssel für das Vertrauen des Konsumenten ist dabei mehr Transparenz. Deshalb wurden zuletzt vermehrt Kontrollen durchgeführt. Alle 30 Minuten findet eine AMA-Kontrolle statt. „Im Jahr 2023 waren das fast 22.500 systemische Kontrollen. Nur 88 Betriebe wurden für Lieferungen ins Gütesiegel gesperrt“, so Christina Mutenthaler-Sipek. Die Zahl der Beanstandungen liege also im Promillebereich. 

Wenn es zu Unregelmäßigkeiten komme, liege das oft an Schicksalsschlägen, Arbeitsüberlastung oder psychischen Problemen, ergänzte die LK-Vizepräsidentin Andrea Wagner. In den vergangenen Monaten hat die Landwirtschaftskammer Niederösterreich daher zu Veranstaltungsabenden eingeladen, bei denen die Wichtigkeit der Kontrollen erklärt wurde. Letztlich gebe es aber auf jedem Betrieb Verbesserungspotenzial. „Uns muss bewusst sein, dass Transparenz Vertrauen schafft“, so Wagner.