Mehr Tierwohl, weniger Nachfrage

Die Schlachtungen von Tierwohl-Schweinen sind 2024 erneut gestiegen. Branchenvertreter sehen allerdings die Nachfrage stagnieren.

Vor vier Jahren hat sich die österreichische Schweinebranche zu einer Weiterentwicklung im Bereich Tierwohl bekannt und seither intensiv am Ausbau der Tierwohl-Schweinehaltung gearbeitet. „Wo Verbesserungen nötig sind, finden sich Lösungen – aber immer mit einem wachsamen Blick auf die Märkte. Denn nur, wenn wir überlegt handeln, sichern wir uns eine tiergerechte Zukunft“, erklärt Rupert Hagler, Obmann der Österreichischen Schweinebörse. Es geht um eine marktbasierte Weiterentwicklung und langfristige Vermarktungsschienen, damit Betriebe in den Umstieg auf Tierwohl-Haltung investieren. 

2024 sind die Schlachtungen im Rahmen von Bio- und Tierwohl-Qualitätsprogrammen um 8,4 Prozent gestiegen. Seit 2021 ist die Anzahl der Bio- und Tierwohl-Schweine von 170.000 auf 246.000 angewachsen. Ursprüngliches Ziel lag bei einer Million Tiere bis 2030. Aktuell stagniert die Nachfrage nach Tierwohl-Schweinen allerdings und eine langfristige positive Entwicklung sei nicht abzusehen, berichten die Branchenvertreter.

So sei der Aufbau des Projekts „Fair zum Tier“ vom Rewe-Konzern Ende 2025 abgeschlossen und außerhalb solcher großer Initiativen des Handels sei aktuell kaum Wachstum im Tierwohl-Segment erkennbar. Betrieben, die auf besonders tierfreundliche Haltung umsteigen wollen, könne man aktuell keine Vermarktungsgarantie zusichern.

Praxistaugliche Lösungen gefordert

„Österreich gehört in vielen Bereichen der Tierhaltung zu den Vorreitern in Europa. Investitionen in allen Bereichen der Schweinehaltung werden nur getätigt, wenn Bauern wieder Vertrauen in den gesetzlichen Rahmen fassen“, sagt Franz Rauscher, Obmann der Schweinehaltung Österreich und fordert von der Politik rasche und praxistaugliche Lösungen in allen offenen Fragen der Schweinehaltung.

Michael Klaffenböck, Geschäftsführer der Schweinehaltung Österreich, ergänzt: „Die Entwicklungen am Tierwohl-Schweine-Markt zeigen eindeutig: eine nachhaltige Weiterentwicklung zu mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit ist nur dann möglich, wenn von der Landwirtschaft über den Handel bis hin zu den Konsumenten alle gemeinsam Verantwortung übernehmen.“ 

Nachfrage nach Tierwohl-Produkten ankurbeln

Um die Tierwohl-Produktion weiter auszubauen, brauche es eine gesteigerte Nachfrage nach Bio- und Tierwohl-Schweinefleisch. Große Player im Bereich Handel, Gemeinschaftsverpflegung oder öffentliche Hand könnten ihre Position nutzen, um die Nachfrage nach Tierwohl-Produkten anzukurbeln. So ermöglichen sie weiteren Betrieben den Umstieg auf die Tierwohl-Schweinehaltung. 

Auch eine transparente Auslobung von Herkunft und Haltung in allen Bereichen – vom Supermarkt bis zum Wirtshaus – würde eine positive Entwicklung unterstützen. Darüber hinaus brauche es einen verlässlichen rechtlichen Rahmen für die Schweinehaltung in Österreich, um Investitionen in allen Segmenten der österreichischen Schweinehaltung zu ermöglichen. „Eine rasche, praxistaugliche Lösung im Bereich des Verbots der unstrukturierten Vollspaltenbuchten ist daher das Gebot der Stunde“, betonen die Branchenvertreter. 

Insgesamt stabilisierte sich die gesamte österreichische Schweineproduktion 2024 nach jahrelangen Rückgängen bei 4.409.000 Schlachtungen, damit ist man im Gleichklang mit der europäischen Marktentwicklung. Rund die Hälfte der Tiere ist einem Qualitätsprogramm zuzuordnen, davon 1.995.000 Schlachtungen der Basisstufe des AMA-Gütesiegels.

AusgabeRZ18-2025

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