Gemeinsam nach den Sternen greifen

Beim fünften „Treffpunkt:Amalie“ ging es hoch hinaus auf die Sternwarte in Obertrum.

Das Publikum beim Treffpunkt:Amalie
© RVS/Waltraud Dorn

Dass das Salzburger Frauennetzwerk ein Erfolg ist, zeigte sich schon kurze Zeit nach Ver­sendung der Einladungen zum fünften „Treffpunkt:Amalie“: Bereits nach fünf Stunden waren die begehrten Plätze der zweimal jährlich stattfindenden Veranstaltung vergriffen. Nicht allen interessierten Frauen konnte ein Platz angeboten werden. „Das spornt uns für das nächste Treffen an, einen Ort zu finden, an dem alle teilnehmen können“, sagte Anna Doblhofer-Bachleitner, Mitglied der Geschäftsleitung des Raiffeisenverbandes Salzburg und eine der maßgeblichen Initiatorinnen vom Treffpunkt:Amalie. 

Diesmal ging es für das Frauennetzwerk auf die Sternwarte in Obertrum. Neben den „Amalierinnen“ waren auch Funktionärinnen, Mitglieder des österreichweiten Funktionärinnen-Beirats und des Raiffeisen-Frauennetzwerkes Leading Ladies mit dabei. Die Frauen konnten bei bestem Wetter erst einen Sonnenuntergang auf der Dachterrasse der Sternwarte genießen, danach gab es eine Führung, die einen Blick auf den Salzburger Sternenhimmel ermöglichte. Der Ort der Veranstaltung hätte nicht besser gewählt sein können, denn das Thema „Mut“ zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Entschlossen sein, sich hohe Ziele setzen – nach den Sternen greifen. 

Aufstehen für Überzeugungen

Die „Amalierinnen“ luden diesmal die US-Unternehmerin Sharon Birkman ein, um über ihre Erfahrung als Frau in einer Führungsposition zu sprechen. Die 73-Jährige wurde 2002 CEO von Birkman International und führt das Unternehmen seitdem erfolgreich. 2016 wurde sie von EY als Entrepreneur of the Year ausgezeichnet. Die sogenannte Birkman-Methode ist eine wissenschaftliche Vorgehensweise zur mehrdimensionalen Betrachtung der Persönlichkeit. In Salzburg berichtete sie unter anderem von den Herausforderungen in einem Familienunternehmen – ihr Vater gründete die Firma 1951.

Vom Treffpunkt:Amalie zeigte Birkman sich begeistert und betonte, wie wichtig die Vernetzung von Frauen sei: „Wir müssen aufstehen für unsere Überzeugungen.“ Auf die Frage, was sie mit Blick auf ihre Karriere bereue, sagte Birkman: „Dass ich zu selten die Stimme erhoben habe, zu wenig laut war.“ Dabei betonte die 73-Jährige: „Jede Frau kann laut und klar sein, aber auf ihre Weise. Auf eine Art, die auch ihrem Naturell entspricht.“ Zudem sei es wichtig, sich nicht abzukapseln. „Wir brauchen auch die Männer, niemand kann alles können. Die Gemeinsamkeiten sind größer als die Unterschiede.“

Karriere ist meist kein Zufall

Beim Live-Talk berichteten dann drei Frauen von ihrem Raiffeisen-Weg und gaben Tipps für die Karriereplanung. Bettina Kastner, Leiterin Personal, Kollektivverträge und interne Organisation beim Österreichischen Raiffeisenverband (ÖRV) sowie Koordinatorin des Funktionärinnen-Beirats, sagte: „Karriere ist in den wenigsten Fällen Zufall. Man muss Interesse bekunden.“ Auch das eigene Personalmarketing sei wichtig: „Leistung ist keine Ehrensache.“ Man sollte sich gut darstellen und auch das entsprechende Gehalt fordern. „Tun wir Gutes und sprechen wir darüber“, sagte Kastner zu den Frauen im Publikum. 

Martina Weissenbök gewährte auf der Bühne ganz private Einblicke und erzählte ihre Mutmacher-Geschichte. Die 48-Jährige leitet das Team Organisations- und Vertriebsentwicklung des Raiffeisen Campus und sprach von ihrem beruflichen Werdegang und der Adoption ihrer Tochter. Weissenbök schilderte den Moment des „einen besonderen Anrufs“ vor fünf Jahren, als man sie über die Geburt des Kindes informierte. „Das Private beeinflusst das berufliche Tun“, betonte Weissenbök. Plötzlich war sie Mutter. „Und dann hieß es: So wie machen wir das nun arbeitsrechtlich?“ Es funktionierte, auch dank der Flexibilität ihrer Kollegen. „Am Montag danach war ich in Karenz“, so Weissenbök. Ein Jahr später nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf. 

Mut beweisen

Für Lisa Spöck ist „die Neugier an verschiedenen Themen“ der Antrieb für ihre vielfältigen Engagements. Die 31-Jährige ist in der Standortagentur Tirol im Bereich Start-ups tätig, Mitglied im Funktionärinnen-Beirat, Mitglied im Vorstand des Raiffeisenverbandes Tirol und Mitglied im Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Wildschönau. „Es liegt an den Frauen, den Mut zu fassen, mitzuwirken“, sagte Spöck. Und sie berichtete, dass Selbstzweifel dabei normal sind. „Nachdem ich die Einladung für dieses Treffen bekommen hatte, dachte ich mir: Kann ich das? Habe ich genug zu erzählen?“

Eine, die schon früh viel Mut bewiesen hat, ist Gabriele Bürgler. Die erste Salzburger Vertreterin im Funktionärinnen-Beirat wird aus dem Beirat ausscheiden und wurde auf der Sternwarte herzlich und mit einem großen Dankeschön verabschiedet. Auch Sebastian Schönbuchner, Obmann des Raiffeisenverbandes Salzburg, ließ es sich nicht nehmen, Bürgler für ihren Einsatz zu danken. Gabriele Bürglers Engagement sei damals die Initialzündung für das Frauennetzwerk gewesen, so Anna Doblhofer-Bachleitner. Bürgler sagte zum Abschied: „Traut euch etwas zu. Es zahlt sich aus.“