Union Korneuburg: „Erfolg – aber auf unsere Art“

In den Zehnerjahren gehörten die Handball-Damen von Union Korneuburg zu den ersten Verfolgern von Serienmeister Hypo Niederösterreich. Warum sie nach härteren Jahren jetzt wieder an die Top 4 des Landes anklopfen, erklärt Obmann Gerald Pojmann.

Vergangenen Sommer wäre es fast schon so weit gewesen. Nach dem ersehnten Wiederaufstieg 2021 und Saisonen, in denen es darum ging, den Abstieg zu vermeiden, waren die Handball-Damen von Union Korneuburg ganz nah dran, das Final-4-Turnier und damit die entscheidenden Spiele um die Meisterschaft zu erreichen. Am Ende fehlten zwei läppische Punkte, gewonnen wurde aber eine Erkenntnis: „Wir haben gesehen, was für uns in dieser Liga möglich ist“, sagt Gerald Pojmann, seit 2017 Obmann des Klubs. „Also sind wir in die aktuelle Saison mit dem Ziel gegangen, es unter die besten vier Mannschaften zu schaffen.“

Nach 13 Runden schaut es für dieses Unterfangen ganz gut aus. Mit vier Siegen sind die Niederösterreicherinnen in die Meisterschaft gestartet, hinter Serienmeister Hypo Niederösterreich stand man lange auf Platz zwei in der Tabelle. Mittlerweile ist man zwar auf den fünften Rang abgerutscht, aber mit nur einem Punkt Rückstand in Schlagdistanz zu den entscheidenden Plätzen. Dementsprechend zufrieden fällt die Zwischenbilanz von Pojmann aus. „Bis auf eine Ausnahme, als wir gegen Stockerau deutlich unter unseren Möglichkeiten geblieben sind, bin ich mit unseren Leistungen zufrieden“, sagt der 49-Jährige. Und erklärt: „Wir sind ein reiner Amateurverein, bei uns verdient weder eine Spielerin noch ein Funktionär Geld. Wir wollen Erfolg, aber ohne finanzielles Harakiri und vor allem mit der Korneuburger Methode.“

Langfristiges Konzept

Die Korneuburger Methode – dahinter steckt ein wohlüberlegtes System, an dem man sich orientiert und aus dessen Leitplanken man auch dann nicht ausbricht, wenn es mal nicht wie gewünscht läuft. Inhaltlich sieht das so aus: Der Verein setzt konsequent auf Jugendarbeit, sorgt für eine Durchlässigkeit bis hinauf zur ersten Mannschaft. Daraus resultiert ein stabiles Teamgefüge, eine Eingespieltheit und auch eine familiäre Atmosphäre, in der es sich erfolgreich arbeiten lässt. „Und wenn wir auf einzelnen Positionen doch einmal Bedarf haben, jemanden von außen zu holen, sind das keine x-beliebigen Spielerinnen, die uns kurzfristig hinaufschießen sollen. Sondern immer welche, die auch langfristig in unser Konzept passen“, sagt Pojmann. Und verweist mit Stolz darauf, dass es in den vergangenen fünf Jahren keine einzige Akteurin gab, die die Union Korneuburg verlassen hat, um bei einem anderen Klub anzuheuern.

Ein gutes Beispiel für diesen Ansatz ist Chiara Achleitner. Sie kam mit 14 Jahren zum Verein, wurde zum Shootingstar und ist auch heute noch, zwölf Jahre später, eine entscheidende Akteurin. Oder Alexandra Klammer, die in Korneuburg den Durchbruch schaffte und in dieser Saison die Torschützinnen-Liste der WHA (Women Handball Austria, höchste Spielklasse) mit 92 Treffern anführt. „Dabei ist sie eine Spielerin komplett ohne Allüren, die bei jedem Training vorneweg marschiert und immer bereit ist, ihre Leistung abzurufen“, lobt Pojmann, im zivilen Leben im Bundesministerium für Landesverteidigung als Systemmanager für die IT tätig. Klar, dass auch andere Klubs immer wieder mal ihre Fühler nach der Studentin ausstrecken und auch mit finanziell lukrativen Angeboten locken. Doch sie beißen auf Granit. „Xandi zieht es vor, den Weg mit uns mitzugehen.“

Die Handball-Damen der Union Korneuburg in Action
© Elisabeth Smekal

Kurvenreicher Weg

Dieser Weg war in der jüngeren Vergangenheit ein durchaus kurvenreicher. In den Zehnerjahren wurde man Vizemeister, schaffte es bis ins Cupfinale und ist – neben WAT Atzgersdorf – nur eine von zwei Mannschaften überhaupt, denen es gelungen ist, Branchenprimus Hypo Niederösterreich in einem Liga-Spiel eine Niederlage zuzufügen. 26:24 lautete das Endergebnis im November 2015. Es war die erste Pleite des Serienmeisters seit März 1993 oder 384 Meisterschaftsspielen. Ein historisches Ereignis. Doch die erfolgreiche Mannschaft brach kurz danach auseinander; Verletzungen, Karriereenden und sonstige Abgänge sorgten dafür, dass ein blutjunges Korneuburger Team den Anforderungen nicht mehr standhielt und 2018 abstieg. Genau in dieser Phase übernahm Pojmann, dessen Tochter Sarah Handball im Nachwuchs spielte und heute zum Kader der ersten Mannschaft zählt, den Verein. Und moderierte den Umbruch mit dem Ziel, wieder eine österreichische Spitzenmannschaft zu werden.

2021 gelang der Wiederaufstieg, nachdem man erst am übermächtigen SC Ferlach und danach zweimal an Corona gescheitert war. In der Aufstiegssaison war man dabei die erste Mannschaft überhaupt, die es geschafft hat, ein ganzes Jahr ohne eine einzige Niederlage zu bleiben. Schon damals standen junge Eigenbauspielerinnen im Fokus, die natürlich nur dann ganz oben eingesetzt werden können, wenn ein entsprechendes Augenmerk auf die Jugendarbeit gelegt wird. Mittlerweile gehören mehr als 120 Nachwuchsspielerinnen zur Union Korneuburg, verteilt auf neun Teams aller Altersklassen. Dabei braucht jede Mannschaft mindestens zwei Trainerinnen, wobei es im konkreten Fall tatsächlich ausschließlich Frauen sind, die sich um die Spielerinnen kümmern. „Zum einen, weil fast alle ehemalige und aktive Spielerinnen von uns sind“, erklärt Pojmann. „Zum anderen fühlen sich die Eltern einfach eine Spur wohler und sicherer, wenn sich Frauen um ihre jungen Mädchen kümmern, gerade in einer heiklen Phase wie der Pubertät.“

Die Handball-Damen der Union Korneuburg in Action
© Elisabeth Smekal

Verlässlicher Partner

Ob auch der Schlussspurt für die Union Korneuburg eine heikle Angelegenheit wird? Pojmann ist zuversichtlich, dass es erstmals seit dem Wiederaufstieg gelingen kann, das Final-4-Turnier zu erreichen. „Die Qualität dazu haben wir, wir brauchen uns nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Auch wenn die finanziell anders auftritt als wir.“ Froh ist er, auf einen Sponsor wie die Raiffeisenbank Korneuburg als Partner bauen zu können, und zwar vor allem aus einem Grund: „Raiffeisen ist nicht unser größter, aber unser längstdienender Sponsor, der von der ersten Stunde an dabei war. Ich weiß genau, dass ich langfristig damit kalkulieren kann, sie an unserer Seite zu haben. Das erleichtert die Planungen enorm, dafür bin ich sehr dankbar.“

Und auch wenn die Top 4 in dieser Saison verpasst werden sollten, geht die Welt in der Guggenbergerhalle nicht unter. „Für uns ist wichtig, dass wir als Gesamtverein funktionieren, ich muss das Wohl aller unserer Spielerinnen im Auge haben. Von der ersten, aber auch von der kleinsten Nachwuchsmannschaft.“ Erfolg ja – aber nicht um jeden Preis und eben nur auf die Korneuburger Art. 

AusgabeRZ9-2025

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