UNIONvolleys: „Die Euphorie ist riesig!“

Erstmals in der Geschichte sind sowohl das Damen- als auch das Herrenteam der UNIONvolleys Bisamberg-Hollabrunn in der Volleyball-Bundesliga vertreten. Dabei spielt Christoph Breyer bei beiden Teams eine entscheidende Rolle.

„50 Stunden in der Woche werden es schon sein“, sagt Christoph Breyer auf die Frage, wie viel Zeit der Student in seine Volleyball-Leidenschaft investiert. Dass sein Gegenüber darauf mit hochgezogenen Augenbrauen reagiert, ist der 25-Jährige gewohnt. Er ist aber Überzeugungstäter und gehört zu den Menschen, die voller Verve über ihre Begeisterung berichten. Und bei genauerer Betrachtung entbehrt die Zahl nicht einer gewissen Logik. Denn Breyer ist Spieler beim gerade aufgestiegenen Herren-Team, Trainer im Nachwuchsbereich des Vereins und sportlicher Leiter der Frauen-Mannschaft, die sich bereits seit 2020 durchgehend in der höchsten Spielklasse Österreichs etabliert hat. 

Dabei ist das Profil beider Kampfmannschaften klar umrissen. Denn der Klub, der 2019 aus einer Fusion zweier etablierter Vereine entstanden ist, die bereits seit 40 Jahren von der Raiffeisenbank Korneuburg unterstützt werden, definiert sich ganz klar als Ausbildungsverein. Hochtrabende Titelträume gibt es nicht, sondern es geht darum, Spielerinnen und Spieler so auszubilden, dass sie eines Tages den Sprung zu einem größeren Klub oder sogar ins Ausland schaffen. Dabei nimmt man in Kauf, bei den Erfolgen kleinere Brötchen zu backen. „Wir gehen mit unserem Frauen-Team immer in die Saison, um uns für die Play-offs zu qualifizieren. Dort ist es allerdings unrealistisch, ins Halbfinale oder gar ins Finale zu kommen, dafür sind andere Mannschaften einfach zu stark“, sagt Breyer.

Optimales Sprungbrett

Das gilt auch für die aktuelle Spielzeit, die vor drei Wochen begonnen hat. Wobei es im Sommer schon einen größeren Umbruch gab. Die Stamm-Libera wurde schwanger, mit Soraya Kwakpovwe (zu Post/Sokol) hatte man einen schmerzhaften Abgang zu verkraften. „Wir sind aber total optimistisch, dass wir diese Lücken mit jungen Spielerinnen schließen können“, sagt Breyer, der sich vor allem darüber freut, dass es gelungen ist, mit Katharina Sallaberger eine Spielerin aus Wien zurückzuholen, die den Verein kennt und dort ausgebildet wurde. Also genau den Stallgeruch mitbringt, den man beim niederösterreichischen Klub so gern hat. 

Die größte Veränderung gab es allerdings auf dem Trainerposten. Und zwar eine, die man mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht. Denn der bisherige Coach, Tobias Micheli, schaffte aufgrund seiner guten Arbeit den Sprung nach Graz. „Das zeigt, dass wir auch auf der Trainerposition ein gutes Sprungbrett sind“, sagt Breyer. „Tobias kam als ganz junger Trainer zu uns, hat im Nachwuchs begonnen und sich bis ganz nach oben gearbeitet. Und jetzt eben eine gute Chance auf einem höheren Level bekommen.“ 

Klare Vorstellung

Die Gelassenheit in dieser Frage könnte allerdings auch damit zu tun haben, dass es gelungen ist, mit dem Türken Erkan Tog˘an einen unbestrittenen Fachmann als Ersatz zu verpflichten. Der frühere türkische Nationalteamtrainer war zuvor unter anderem Cheftrainer von Fenerbahce Istanbul und als Spieler aktiv bei Galatasaray Istanbul sowie den hotVolleys Wien. „Er bringt eine ganz klare Vorstellung mit, welche Art von Volleyball er sehen will, davon profitieren unsere Spielerinnen enorm“, sagt Breyer. Und präzisiert: „Organisiert und diszipliniert in der Verteidigung, druckvoll und risikoreich im Angriff – das ist seine Maxime.“ 

Dass es in den beiden ersten Spielen trotz ansprechender Leistung zwei 0:3-Niederlagen setzte, bringt ihn dabei nicht aus der Ruhe. Denn es braucht Zeit, bis sich das neue System eingeschliffen hat und sich die neuen (meist jungen) Spielerinnen an das höhere Niveau gewöhnt haben. „Außerdem“, fügt Breyer an, „hatten wir zwei Spielerinnen bei der U18-Weltmeisterschaft. Die standen uns zu Saisonbeginn nicht zur Verfügung. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass wir uns noch steigern können.“

Toller Teamspirit

Der Euphorie taten die Niederlagen keinen Abbruch. Was auch damit zusammenhängt, dass erstmals auch das Männer-Team parallel mit den Frauen in der höchsten Spielklasse antritt. Vor sechs Jahren gelang der Aufstieg in die 2. Liga, nun schaffte man den Sprung in die Beletage. Als Außenspieler eine tragende Säule des Teams: Christoph Breyer. „Wir sind eine Mannschaft, die schon seit der gemeinsamen Zeit im Nachwuchs zusammenspielt. Wir kommen aus der Region, kennen einander gut und haben einen tollen Teamspirit.“ Der soll dazu führen, dass im ersten Jahr der Klassenerhalt gelingt, wobei man auch dort mit einem Auge in Richtung Play-off-Teilnahme schielt.

Äußeres Zeichen der wachsenden Begeisterung: Als in der ersten Runde Frauen und Männer an einem Doppelspieltag jeweils gegen St. Pölten antraten, war die Halle bis auf den letzten Platz gefüllt. „So viele Zuschauer hatten wir überhaupt noch nie bei uns, das war schon extrem cool“, freut sich Breyer, dem auch nicht bange würde, wenn „seine“ Damen sich nicht für die Play-offs qualifizieren und in der Abstiegsrunde antreten müssten, in der sich die beiden Letztplatzierten der 1. und die vier besten Teams der 2. Liga die restlichen Plätze ausspielen. „Da ist der Niveau-Unterschied einfach so groß, dass wir es über diesem Weg immer schaffen würden, die Klasse zu halten.“ So wie in der vergangenen Saison, als man neun von zehn Spielen gewann und ganz souverän den Abstieg vermied.

Langfristig ist allerdings das Ziel, mit beiden Mannschaften ein regelmäßiger Play-off-Teilnehmer zu werden. Um das zu schaffen, wird viel Energie in die erfolgreiche Jugendarbeit investiert (die U18-Mädchen wurden österreichischer Meister, die U14-Burschen Vizemeister), die das Fundament des Klubs bildet. Denn während es bei den großen Teams der Liga nur schwer möglich ist, es aus dem eigenen Nachwuchs in die Kampfmannschaft zu schaffen, soll das bei den UNIONvolleys regelmäßig möglich sein. So wie bei Kapitänin Janine Vogl, die es als Eigenbauspielerin geschafft hat, zur absoluten Leaderfigur und zum Gesicht nach außen zu werden. „Sie ist ein tolles Role Model, an dem sich viele unserer jungen Spielerinnen orientieren“, sagt Breyer.

Und die ein Garant dafür ist, dass auch in den kommenden Jahren Volleyball auf höchstem Niveau in Bisamberg geboten wird. 

AusgabeRZ43-2025

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