Kräftiges Wachstum verschafft der Versicherungsgruppe Uniqa einen Rückenwind auf mehreren Ebenen: In den ersten drei Quartalen 2025 stiegen die verrechneten Prämien inklusive Sparanteilen um 9,2 Prozent im Jahresvergleich auf 6,4 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Steuern erhöhte sich – auch mangels großer Schäden aus Naturkatastrophen – um 24,4 Prozent auf 423 Mio. Euro und das Konzernergebnis um 26,1 Prozent auf 333 Mio. Euro. Diese starke Performance und größere Diversifikation schlugen sich unter anderem in einer Rating-Anhebung durch Standard & Poor’s (S&P) für Uniqa Österreich, Uniqa Re und Uniqa Polen auf „A+“ nieder. Zudem erhöhte der Versicherer, der heuer 35 Jahre Börsenotiz feiert, seine mittelfristigen Ziele für 2026 bis 2028: So sollen die Prämieneinnahmen nun jährlich um rund 6 Prozent statt wie bisher geplant um etwa 5 Prozent zulegen. Und auch das Konzernergebnis soll künftig um 1 Prozentpunkt auf 7 Prozent steigen.
Haupttreiber für die Anhebung der Mittelfristziele sind laut Uniqa eine beschleunigte Profitabilität und Wachstum im Schaden- und Unfallgeschäft, der Fokus auf die Wachstumsstrategie in der österreichischen Krankenversicherung sowie ein besseres Finanzergebnis im Nichtleben-Geschäft. „Wir sind schneller als geplant und heben nun unsere finanziellen Ambitionen an. Die starke Performance in Österreich und CEE, insbesondere im Sachversicherungs- und Gesundheitsgeschäft, sowie unsere konsequente Kosten- und Kapitaldisziplin machen das möglich. Unsere strategischen Initiativen greifen – das zeigt sich in nachhaltig steigenden Prämien, Erträgen und einer robusten Eigenkapitalrendite“, kommentierte CEO Andreas Brandstetter das Ergebnis bei einem Kapitalmarkt-Update in Wien. Für Finanz- und Risikovorstand Kurt Svoboda habe das vergangene Jahr gezeigt, dass die Strategie der Versicherungsgruppe sowohl operativ als auch finanziell wirke: „Wir wachsen stärker, sind profitabler und haben unsere Kosten im Griff.“
Die starke Entwicklung ermöglicht es, auch weitere Geschäftsziele anzuheben: So soll der Return on Equity (RoE) auf mindestens 13 Prozent statt bisher 12 Prozent zulegen. Auch die Netto-Combined-Ratio (Schaden-Kosten-Quote) soll sich ebenfalls verbessern – von 94 auf 93 Prozent. Bei der starken Performance hat der Versicherungsgruppe heuer auch die positive Entwicklung bei Schäden aus Naturkatastrophen geholfen. Im Vorjahr wurden für solche Schäden insgesamt rund 270 Mio. Euro aufgewendet. Heuer liegt dieser Betrag bisher in einem niedrigen, zweistelligen Bereich. Die positive Entwicklung nutze man jetzt, um sich auf künftige Entwicklungen wie steigende Rückversicherungsprämien vorzubereiten. „Diese Schäden werden wieder mehr werden“, ist Svoboda sicher.
Hohe Kapitalkraft
Mit gezielten Investitionen – jährlich fließen rund 500 Mio. Euro etwa in IT-Systeme und regulatorische Anforderungen – und einer starken Kapitalausstattung – die Solvency-II-Kapitalquote lag Ende September bei hohen 283 Prozent – sei die Versicherungsgruppe „bestens positioniert, um auch in einem anspruchsvollen Marktumfeld profitabel zu wachsen und den Unternehmenswert langfristig zu steigern“, so Svoboda. Aufgrund der hohen Solvenzquote gebe es immer wieder den Ruf nach einer Sonderdividende. Diesem erteilt der Finanzmanager eine Absage: „Eine Sonderdividende gibt es dann, wenn es ein Sonderergebnis gibt – und das sehen wir derzeit nicht.“
Ein heißes Thema für den Versicherer sind aber Akquisitionen: „M&A ist für uns super, super spannend. Wir hätten jetzt das Set-up dafür. Die Struktur der Gesellschaft ist so, dass wir ein deutlich stärkeres Wachstum vertragen würden – auch ein anorganisches. Wir haben im Versicherungsbereich im Sinne einer klassischen M&A-Transaktion aber nichts Konkretes in der Pipeline“, erklärte Brandstetter.
Attraktiv wäre für Uniqa ein Zukauf nach dem Vorbild der AXA-Transaktion vor fünf Jahren. Damals wurden drei AXA-Töchter in Polen, Tschechien und der Slowakei um rund 1 Mrd. Euro übernommen. „Ein Deal, der uns nicht nur einen großen Kundenstock und ein Prämienvolumen von rund 800 Millionen Euro brachte, sondern auch sehr viel Wissen und technologische Fertigkeiten in die ganze Gruppe. Solche Plattform-Transaktionen sehen wir derzeit in der Region nicht“, sagte der CEO. Kleinere Zukäufe im Bereich von
50 bis 100 Mio. Euro wie vor einigen Jahrzehnten würde man heute nicht mehr machen. Heutzutage suche man nach Übernahmeobjekten um die 400 bis 500 Mio. Euro.
Zugpferd Osteuropa
Das stärkste Spartenwachstum gab es beim Versicherer, an dem Raiffeisen über die RZB Versicherungsbeteiligung mit 10,9 Prozent beteiligt ist, in den ersten neun Monaten in der Schaden- und Unfallversicherung mit einem Prämienplus von 11,4 Prozent im Jahresabstand auf 3,9 Mrd. Euro. In der Krankenversicherung (im Wesentlichen Österreich) stiegen die Prämieneinnahmen um 6,2 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro und in der Lebensversicherung um 5,5 Prozent auf rund 1,3 Mrd. Euro. Auf Gruppenebene hat der Heimmarkt Österreich mit einem Prämienvolumen von rund 57 Prozent zwar noch die Nase vorn vor dem zweiten Kernmarkt Osteuropa (43 Prozent). In den ersten neun Monaten 2025 fiel das Prämienwachstum in CEE aber mit 10 Prozent doppelt so hoch aus wie in Österreich. „Osteuropa war 2024 die Versicherungsregion weltweit, die am stärksten gewachsen ist, ganz stark durch die Wachstumslokomotive Polen getrieben“, erklärte Brandstetter. Die Prämien wuchsen dort im Berichtszeitraum um 13,8 Prozent. Zuwächse gab es aber auch in Rumänien (17,1 Prozent) und der Ukraine (12,7 Prozent).
Weniger stark legte das Kapitalanlageergebnis der Versicherungsgruppe zu. Schwankungen an den internationalen Finanzmärkten drückten dieses in den ersten drei Quartalen auf 592 Mio. Euro, nachdem im selben Zeitraum 2024 noch 619 Mio. Euro erreicht wurden. Und auch das Finanzergebnis verschlechterte sich von 182 Mio. Euro auf 136 Mio. Euro. Den Ausblick auf das Gesamtjahr 2025, das auch das erste Geschäftsjahr des erweiterten Strategieprogramms „Uniqa 3.0 – Growing Impact“ ist, bestätigt der Vorstand. Demnach soll das Ergebnis vor Steuern zwischen 490 und 510 Mio. Euro zum Liegen kommen. Und auch an der Bandbreite für die Dividendenausschüttung von
50 bis 60 Prozent will man weiter festhalten.








