Gerade erst ist der „Veganuary“ vorbeigegangen, schon ruft die Fastenzeit zum Verzicht auf. Viele Menschen wollen sich und der Umwelt im Zuge dessen etwas Gutes tun und auch tierischen Produkten entsagen. „Die Wahrheit hinter Veggie-Wurst und Mandeldrinks“ herauszufinden, hat sich eine Einkaufstour des Vereins Wirtschaften am Land und der Wiener Jungbauern durch fünf verschiedene Supermärkte in Wien vorgenommen. Das Ergebnis war ernüchternd.
„In mehr als drei von vier Fällen ist die Herkunft der Rohstoffe nicht ersichtlich. Erschreckend ist auch, dass lediglich acht von 153 überprüften Produkten nachweislich aus österreichischen Rohstoffen bestehen“, resümiert Elisabeth Wolff von den Wiener Jungbauern bei einer Pressekonferenz und ergänzt: „Die Intransparenz erreicht ihren Höhepunkt bei Fleischimitaten, wo bei 79 Prozent der untersuchten Produkte die Herkunft der Rohstoffe nicht ersichtlich ist. An zweiter Stelle stehen vegane Aufstriche mit 77 Prozent und Milchimitate mit einer unklaren Herkunft bei 67 Prozent der Produkte.“ Vor allem bei Eigenmarken sei die Provenienz fraglich. Nur bei einem von 43 konventionellen Erzeugnissen war die Herkunft gekennzeichnet.
„Wenn etwas aus Österreich kommt, wird das normalerweise ausgelobt“, meint Robert Pichler. Er ist seit Dezember Obmann des Vereins Wirtschaften am Land und Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Agrar- und Europafragen im Österreichischen Raiffeisenverband. „Es ist also davon auszugehen, dass diese Produkte nicht aus Österreich kommen und tausende, wenn nicht zigtausende Transportkilometer am Buckel haben.“ Pichler verweist darauf, dass für die Herstellung von einem Liter Kuhmilch in Österreich acht Liter Wasser benötigt werden, für einen Liter Mandelmilch in Kalifornien aber 37,1 Liter. „Die Herstellung eines Kilos Soja in Brasilien erzeugt 5,6 Kilo CO₂. In Europa ist diese Zahl um 90 Prozent geringer.“ Es stelle sich also die Frage, ob das Versprechen nachhaltiger und gesunder Produkte gehalten wird oder es sich um einen Marketingschmäh handelt.
Alternativen aus Österreich
Elisabeth Wolff macht darauf aufmerksam, dass es durchaus vegane Nahrungsmittel aus österreichischer Herstellung wie Tofu, Pilze, aber auch den Haferdrink einer großen Molkerei gibt. „Alternativen für Fleischersatz und hochverarbeitete Produkte sind also vorhanden.“ Allerdings müssten diese auch erkennbar sein.
„Wir fordern daher die Erweiterung des AMA-Gütesiegels auf Ölsaaten und Hülsenfrüchte.“ Robert Pichler spricht sich ergänzend für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Primärzutaten bei verarbeiteten veganen Lebensmitteln aus: „Am besten wäre das auf europäischer Ebene, weil es ein Anliegen aller nachhaltig denkenden Konsumenten ist.“ Solange es dort aber keine Einigung gibt, sollte man auch in Österreich für mehr Klarheit sorgen, so der Wunsch an die Politik. „Diese Maßnahme ist entscheidend, um nicht nur die Nachvollziehbarkeit zu erhöhen, sondern auch echten Klimaschutz ohne lange Transportwege und hohen CO₂-Ausstoß zu gewährleisten. Die Menschen können nur Entscheidungen treffen, wenn es Transparenz auf den Tellern gibt“, so Pichler.