Veranlagung: Sicher in unsicheren Zeiten

Beim Sparen und Finanzieren sind nach wie vor Planbarkeit und Sicherheit gefragt. Bausparen steht demnach bei den Österreichern hoch im Kurs. Unwissen, Skepsis und Risikoangst bremsen nach wie vor die Investitionsbereitschaft in Wertpapiere.

„Gerade in volatilen Zeiten suchen Menschen nach finanzieller Planbarkeit und Sicherheit“, weiß Christian Vallant, Geschäftsführer Raiffeisen Bausparkasse, und betont: „Beides können wir sowohl beim Sparen als auch beim Finanzieren geben.“ 

Die größte Bausparkasse in Österreich mit 1,3 Millionen Kunden verzeichnet für das erste Halbjahr 2025 eine starke Nachfrage nach sicheren Veranlagungs- und Finanzierungsmöglichkeiten. In den ersten sechs Monaten wurden mehr als 100.000 neue Bausparverträge abgeschlossen – ein deutliches Signal für das anhaltende Vertrauen der Bevölkerung in diese bewährte Sparform. 

Bei Finanzierungen bleiben langfristige Fixzinsvarianten am meisten nachgefragt. Laufzeiten von zehn Jahren oder mehr machen knapp 90 Prozent der Finanzierungen aus. Insgesamt wurden bis zur Jahresmitte Wohnbaufinanzierungen im Volumen von 378 Millionen Euro vergeben – genau so viel wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

„Wir können alle nicht darüber hinwegsehen, dass wir in sehr unsicheren und dynamischen Zeiten leben. Unsere Bausparprodukte gelten seit Jahrzehnten als sicher, einfach und transparent und haben sich speziell in herausfordernden Zeiten als verlässlich erwiesen“, betont Vallant. 

Regulatorik zum Wohle der Menschen

Die Empfehlungen der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) zu strengeren Kreditvergaberichtlinien sieht man bei der Raiffeisen Bausparkasse gelassen. Die eigenen Finanzierungsmodelle seien ohnehin seit jeher an klare, kundenorientierte Bedingungen geknüpft.

Auch auf europäischer Ebene wird aktuell an Themen gearbeitet, die das Kerngeschäft der Bausparkasse unmittelbar betreffen: etwa Initiativen für leistbares Wohnen oder Überlegungen zur Schaffung einer Spar- und Investment-Union. Für Vallant ist klar: „Ein gutes und sicheres finanzielles Fundament ist Voraussetzung für die Schaffung von Wohneigentum. Ziel muss es sein, dass alle Menschen ein solches Fundament aufbauen können – erst dann wird auch Vermögensaufbau und Altersvorsorge möglich.“

Sparfüchse statt Börsianer

Grundsätzlich bleibt die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher bei Investments in Wertpapieren weiterhin auf Abstand. Eine neue Studie des Online Research Instituts Marketagent zeigt: Geldanlage ist für viele noch immer ein Buch mit sieben Siegeln – und das Risiko schreckt ab. Österreich setzt lieber auf die Sicherheit des Sparbuchs oder des Bausparers. 

Laut Umfrage sind die Österreicherinnen und Österreicher beim Geldanlegen eher passiv, risikoscheu und konservativ. Nur 3 von 10 Befragten beschäftigen sich intensiv mit dem Thema – Männer (38 Prozent) deutlich stärker als Frauen (23 Prozent) und Jüngere (Generation Z: 45 Prozent) deutlich ausführlicher als Ältere (Babyboomer: 19 Prozent). 

Grafik/Tabelle: Verteilung der Anlageprodukte unter den Österreichern
Quelle: Marketagent

Österreich investiert konservativ 

Obwohl Aktien und Fonds mittlerweile auch als ETF-Sparpläne und per App zugänglich sind, investieren nur knapp 30 Prozent der Befragten in Wertpapiere – meist Männer, Jüngere oder Besserverdienende. Weit verbreiteter ist hingegen nach wie vor das Sparkonto bzw. der Bausparvertrag (54 Prozent). Jeweils rund jede oder jeder Vierte besitzt ein Vorsorgeprodukt wie Pensions- oder Lebensversicherung (26 Prozent) bzw. Gold (22 Prozent). Bei Kryptowährungen zeigt sich die heimische Bevölkerung ebenfalls zurückhaltend: nur 13 Prozent investieren aktuell in Bitcoins und Co. 

An diesem Zugang zur Veranlagung dürfte sich auch in naher Zukunft nicht viel ändern: Nur 22 Prozent der Umfrageteilnehmer sind aktuell bereit, künftig (mehr) in Aktien zu investieren. Besonders niedrig ist diese Bereitschaft bei Frauen (15 Prozent) und Babyboomern (10 Prozent). Junge Generationen (Z & Millennials) sind etwas offener – aber auch bei ihnen bleibt die Skepsis hoch.

Heimat im Depot 

Bei jenen Anlegerinnen und Anlegern, die aktuell in Aktien investiert sind, macht der Anteil an österreichischen Wertpapieren im Portfolio im Schnitt 27 Prozent aus. Die Hauptgründe für heimische Investments sind Empfehlungen (27 Prozent) und regionale Verbundenheit (24 Prozent). 14 Prozent berichten, dass sie den österreichischen Markt einfach besser einschätzen können. Wer auf internationale Titel setzt, tut dies vor allem aufgrund der besseren Gewinnchancen am globalen Markt (40 Prozent). 

Das eigene Wissen zu Aktien wird im Schnitt mit der Schulnote „Drei minus“ bewertet (Mittelwert: 3,6). 54 Prozent geben zu, schlechte bis sehr schlechte Aktienkenntnisse zu haben. Nur rund jede oder jeder Fünfte ordnet die eigenen Fähigkeiten als sehr oder eher gut ein (19 Prozent). Besonders Frauen und ältere Personen schätzen ihren Wissensstand niedrig ein. 

„Die Aktie ist in Österreich ein Nischenprodukt. Der Zugang bleibt vielen verschlossen – sei es emotional, kognitiv oder finanziell“, analysiert Thomas Schwabl, Gründer und Geschäftsführer von Marketagent. 4 von 10 Befragten berichten beispielsweise, dass ihnen einfach kein Geld zum Investieren übrigbleibe. Ebenso viele scheuen sich, weil ihnen das Wissen fehlt oder weil sie das Risiko fürchten. „So bleibt das Potenzial des Kapitalmarkts für große Teile der Bevölkerung ungenutzt“, resümiert Schwabl. 

AusgabeRZ29-2025

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