Preisschild für den Klimawandel

Wegen steigender Schadenssummen durch extreme Wetterereignisse fordert der Österreichische Versicherungsverband (VVO) eine gesamtstaatliche Lösung.

Schwere Unwetter sorgten zuletzt wieder für Überschwemmungen, hier in Deutschfeistritz.
Schwere Unwetter sorgten zuletzt wieder für Überschwemmungen, hier in Deutschfeistritz. © Picturedesk.com/action press/Bernd März

Stürme, Hagel, Dürre oder durch Starkregen verursachtes Hochwasser – die extremen Wetterauswüchse nehmen zu. Und damit auch die Schadenszahlen: Weltweit verzeichnete die Versicherungswirtschaft im vergangenen Jahr 2023 rund 250 Milliarden Dollar an klimabedingten Schäden. „Wir können die Klimaauswirkungen kurzfristig nicht stoppen“, sagt Klaus Scheitegel, Vizepräsident des Österreichischen Versicherungsverbandes (VVO). Sehr wohl könne man aber lernen, besser mit den neuen Bedingungen umzugehen. In Österreich passiere das nur sehr schleppend, beklagt der VVO. „Dabei sind auch hierzulande die Schadenshöhen in den letzten Jahren auf hohem Niveau, jährlich wird fast eine Milliarde Euro an Schäden verzeichnet“, betont VVO-Generalsekretär Christian Eltner, dass Österreich überproportional betroffen sei.

Gemeinschaftliche Lösung

Ein Werkzeug zur besseren Vorbereitung gibt es schon: Die Gefahrenkarte HORA (Natural Hazard Overview & Risk Assessment Austria), welche mit einem neuen Feature ausgestattet wurde. Mit HORA 3D könne man laut Scheitegel nun „realistische Flutszenarien“ visualisieren und etwa darstellen, wie sehr ein Haus von Hochwasser betroffen wäre.

Gestartet wurde HORA in Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium bereits im Jahr 2002 nach dem katastrophalen Jahrhunderthochwasser und ist seither ein fixer Bestandteil der Risikobeurteilung in der Versicherungswirtschaft. Dennoch sieht Eltner Aufholbedarf im Umgang mit immer häufiger auftretenden Naturkatastrophen – es brauche politische Schritte, um die Versicherbarkeit in Zukunft flächendeckend sicherstellen zu können: „Nur eine gemeinschaftliche, solidarische Lösung kann die Versicherung von Elementarereignissen ermöglichen. Es muss sichergestellt werden, dass es geeignete rechtliche Vorschriften gibt, die eine entsprechend große Risikostreuung für die österreichischen Versicherer ermöglicht.“ Nur so könnten Versicherungen gegen Naturgefahren zu einem sozial verträglichen Preis angeboten werden.

„Wir müssen aufwachen und handeln“, appelliert auch Wettermoderator und Meteorologe Marcus Wadsak und verwies darauf, dass die vergangenen zehn Jahre die wärmsten Jahre der Weltgeschichte gewesen seien. „Wir reden nicht nur von Schäden bei Hab und Gut. Der Klimawandel bedroht auch unser Leben“, warnt Wadsak.

Forderung nach „belgischem Modell“

Seit dem Hochwasser 2002 hätten sich laut dem VVO die Schadenssummen jedenfalls verdreifacht. Auch für 2024 rechne man mit Rekordzahlen. „Man sieht hier sehr deutlich, dass der Klimawandel ein Preisschild bekommt“, so Eltner. Der Generalsekretär erneuerte die Forderung des VVO nach dem „belgischen Modell“, wonach jedes Haus mit einer Feuerversicherung auch automatisch gegen Naturgefahren versichert wäre. Nachdem so gut wie jeder Hauseigentümer über eine solche verfügt, würde die Anzahl der Einzahlenden automatisch steigen. Der Vorteil laut Eltner: „Wenn es breit aufgestellt ist, ist es leistbar.“