„Aktien & Co sind das neue Normal“

Das Aktienbarometer 2024 zeigt: Jeder Vierte in Österreich besitzt Wertpapiere und das Interesse wächst.

Wie sieht das Anlageverhalten der Österreicher aus? Das Aktienbarometer gibt seit dem Vorjahr konkrete Antworten darauf. Die von Aktienforum, Industriellenvereinigung und Wiener Börse zum zweiten Mal in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, dass sich der Besitz von Wertpapieren im Vergleich zum Vorjahr nicht signifikant verändert hat: 27 Prozent der Österreicher besitzen aktuell Aktien, Anleihen oder Investmentfonds. Signifikante Unterschiede gibt es hingegen weiterhin zwischen Frauen und Männern: 36 Prozent der Männer besitzen Wertpapiere, bei den Frauen sind es nur 19 Prozent. 

Deutliche Unterschiede ergeben sich auch durch Alter, Bildung und Einkommen. Während in den Altersklassen unter 30 Jahren und ab 60 Jahren 30 Prozent Aktien und Co besitzen, sind es bei den 30- bis 59-Jährigen lediglich 25 Prozent. Menschen mit Pflichtschulabschluss (14 Prozent) sind deutlich seltener investiert als jene mit Matura (39 Prozent) oder Universität (45 Prozent). Noch immer sind auch die Besserverdiener stärker investiert. Jeder Zweite, der monatlich über 3.000 Euro netto verdient, setzt auf Wertpapiere. Allerdings besitzen auch 1,3 Millionen Menschen, die monatlich weniger als 3.000 Euro verdienen, ein Depot. Die Hauptmotive für Aktienbesitz sind dabei der langfristige Vermögensaufbau und der Werterhalt.

Unterstützende Maßnahmen gefordert

„Die Menschen in Österreich haben erkannt, dass Aktien, Anleihen oder Fonds nicht nur eine sinnvolle Alternative, sondern für die langfristige Vorsorge eigentlich alternativlos sind. Aktie & Co sind das neue Normal“, interpretiert Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, das Aktienbarometer 2024. Um den Kapitalmarkt für den langfristigen Vermögensaufbau noch attraktiver zu machen, fordert der IV-Präsident von der Politik unterstützende Maßnahmen: „Das Risiko für den langfristigen Vermögensaufbau gehört belohnt. Der Kapitalmarkt muss zum Blockbuster-Programm werden.“ 

Als wirkungsvolle Hebel nennt Knill Erleichterungen bei der Kapitalertragssteuer (KESt) auf Wertpapiere bzw. eine KESt-Befreiung bei Behaltefrist sowie die Möglichkeit eines Verlustvortrags oder eines Verlustausgleichs an. Auch steuerliche Begünstigungen seien sinnvoll – etwa erst eine Besteuerung bei der Auszahlung. Aber auch verstärkte Finanzbildung sei wichtig. 

Von einer Wertpapier-Vorsorge würden schließlich Bürger, Unternehmen und die Volkswirtschaft profitieren. „Es gibt kein rationales Argument, den Kapitalmarkt nicht zu fördern“, betont Robert Ottel, Präsident des Aktienforums, unter ergänzt: „Das emotionale Bild des faulen Kupon-Schneiders gibt es nicht mehr. Wertpapiere sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“  

Frauen haben weniger Interesse

Das Interesse an Wertpapieren – sowohl bei Aktien, Anleihen als auch Fonds – ist bei jenen, die noch keine besitzen, signifikant gestiegen, das zeigt das Aktienbarometer. Das Potenzial ist groß, denn immerhin sind es 1,6 Millionen Menschen, die Interesse an einem Depot hätten, rechnet Marktforscher Peter Hajek um.

Deutlich weniger Interesse haben nach wie vor Frauen. „Während zunehmend mehr Männer in Wertpapiere investieren, wächst die Anzahl der Frauen nur gering. Gerade in Hinsicht auf die Pensionslücke ist es wichtig, dass Frauen sich aktiv für ihre finanzielle Zukunft einsetzen und gleichberechtigt am Kapitalmarkt teilnehmen“, betont die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Wiener Börse, Angelika Sommer-Hemetsberger. Gründe für die Diskrepanz zwischen Männern und Frauen seien nach wie vor die Einkommensunterschiede und auch das Finanzwissen. Sommer-Hemetsberger dazu: „Die Finanzbildung ist besser geworden, aber man kann noch mehr tun, vor allem früher damit beginnen.“ Man müsse den Kapitalmarkt stärker nutzen und mehr privates Kapital mobilisieren, um die grüne Transformation zu finanzieren. 

AusgabeRZ10-2024

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