Raiffeisenbank Wels: Starkes Ergebnisplus

Die Raiffeisenbank Wels zieht Bilanz über ein erfolgreiches Jahr 2023 und bereitet sich auf den Wechsel an der Spitze vor.

Auf ein „sehr erfreuliches“ Ergebnis 2023 der Raiffeisenbank Wels blickte Vorstandsvorsitzender Günter Stadlberger bei seiner letzten Bilanzpräsentation. Ende des Jahres geht Stadlberger in den Ruhestand. Seine Nachfolge soll Roland Hechenberger aus der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich antreten.

Einen Sprung nach vorne schaffte die größte oberösterreichische Raiffeisenbank beim Betriebsergebnis, das im Vorjahr laut vorläufigen Zahlen um 74 Prozent auf 41 Mio. Euro noch oben kletterte. Während die Aufwendungen im Jahresvergleich nur moderat anstiegen, gelang es, die Betriebserträge um rund 19 Mio. Euro auf insgesamt 63,6 Mio. Euro zu steigern. Das operative Ergebnis, das auch das Risiko des Kredit- und Wertpapiergeschäftes berücksichtigt, nahm um 59,5 Prozent auf 32,7 Mio. Euro zu. „Die Bilanzsumme ist im Vorjahr um 6,3 Prozent auf 1,89 Mrd. Euro gestiegen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende.

Die Ersteinlagen, also Kundengelder direkt auf Konten der Raiffeisenbank, legten um 10 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro zu. Heuer sollten diese um 4 bis 5 Prozent weiter steigen, erwartet Stadlberger. Das Gesamtmittelaufkommen der Bank, also die Ersteinlagen inklusive vermittelter Gelder, erreichte 2 Mrd. Euro. Das Aufwands-Ertrags-Verhältnis der Raiffeisenbank Wels kam bei 35,5 Prozent zum Liegen. „Übersetzt bedeutet das Ergebnis, dass 35 Cent an Kosten eingesetzt werden mussten, um 1 Euro zu verdienen“, erklärte Stadlberger. Verglichen mit anderen Banken in Oberösterreich, aber auch mit weiteren Raiffeisenbanken sei man „sehr effizient“ organisiert. Mit 117 Mitarbeitern in elf Niederlassungen betreute die Bank im Vorjahr über 39.000 Kunden, auch hier ein deutlicher Zuwachs von knapp 10 Prozent im Jahresabstand.

„Kreditnachfrage lässt nach“

Bei der Finanzierungsleistung verzeichnete die Bank einen Rückgang von fast 2 Prozent auf etwas über 1,5 Mrd. Euro. Heuer könnte sich ein leichtes Plus von 1 Prozent ausgehen, schätzt Stadlberger und erklärt unter Hinweis auf die gestiegenen Zinsen: „Die Kreditnachfrage lässt nach.“ Bei der privaten Immobilienfinanzierung habe es im Vorjahr einen Rückgang von rund 70 Prozent gegeben. Die Zurückhaltung am Wohnimmobilienmarkt halte nach wie vor an.

Trotz der herausfordernden Entwicklung bei Wohneigentum will Stadlberger allerdings einer „schlechten Stimmung“ infolge der sogenannten KIM-Verordnung, also durch die Verschärfung der Kreditvergabe seitens der FMA, entgegenwirken. Denn: „Eigentum schlägt Miete. Niemand sollte sich abhalten lassen, nach Eigentum zu streben. Es gibt nichts Besseres für die Altersvorsorge“, betont der Banker und begründet dies damit, dass der Pensionsantritt in der Regel mit einem Einkommensverlust einhergehe. Dennoch müsse man als Mieter weiterhin mit steigenden Mieten rechnen, während man als Eigentümer idealerweise den Kredit bis zur Pensionierung abbezahlt und dann lediglich die Betriebskosten für den Wohnraum zu tragen habe. „Das ist die beste Zukunftsvorsorge, die man machen kann“, so Stadlberger. Die Lage am Finanzierungsmarkt habe sich nach der Null- und Negativzinsphase wieder normalisiert und man müsse für einen Immobilienkauf Eigenmittel ansparen. 

Als Bank nütze man die Möglichkeiten der aufsichtsrechtlichen Vorgaben aus und strecke die Kreditlaufzeit, um so das Risiko für die Kunden zu reduzieren. „Wenn man den Kredit anstatt in 25 erst in 30 oder 35 Jahren zurückzahlt, wird die Rate deutlich niedriger“, so Stadlberger. Darüber hinaus gebe es auch die Möglichkeit, auf Fixzinskredite umzusteigen. Allerdings dürfe man nicht unterschätzen, dass neben den Zinsen auch die Einkommen deutlich gestiegen seien.

Das von der Bundesregierung angekündigte Wohnbaupaket hält Stadlberger für einen richtigen Schritt, der helfe. Allerdings sollten Sanierungsmaßnahmen mit der Förderung von Neubau gleichgestellt werden, fordert der Vorstandsvorsitzende, denn dabei gehe es um mehr, als bloß einen Bauauftrag zu unterschreiben, betont er mit Blick auf den Umweltschutz und die Bodenversiegelung. „Ich verstehe es nicht, warum das immer zweitrangig sein muss“, sagt Stadlberger. Es gebe viele Einfamilienhäuser aus den 1950er- und 1960er-Jahren, die man mit Sanierungen wieder auf den neuesten technischen Stand bringen könnte.

Innovativer Kundenkontakt

Filialschließungen sind für Stadlberger keine Option. Man habe Modelle gefunden, über technologische Lösungen den Kontakt zu den Kunden aufrechtzuerhalten. Dazu zähle auch die selbstentwickelte Beratungsbox „Frida“, die zum Beispiel die Bewohner von Schleißheim per Knopfdruck und Videocall mit einem Service-Team in der Welser Zentrale verbinden kann. Die Bankfiliale sei einmal in der Woche vor Ort. Das habe man mit der Bevölkerung in den betreffenden Ortschaften abgestimmt. An den restlichen vier Tagen sei man etwa über „Frida“ für die Einwohner erreichbar. „Wir wollen nicht nur bei den Sonntagsreden eine Genossenschafts- und Regionalbank sein, sondern auch in der Umsetzung“, betonte Stadlberger. 

Im Dezember wurde die Nachhaltigkeitsstrategie der Raiffeisenbank Wels beschlossen. Eine der darin vorgesehenen Maßnahmen sei, die eigene Stromproduktion mittels Photovoltaik-Anlagen heuer auf 50 Prozent oder rund 260.000 Kilowattstunden (KWh) auszuweiten. 

AusgabeRZ11-2024

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