Schaller: „Wir haben Kraft für die Zukunft“

Die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich erzielte im Vorjahr einen kräftigen Gewinnsprung und stärkte ihre Kapitalausstattung, aber auch die Risikovorsorge. Generaldirektor Heinrich Schaller erwartet in absehbarer Zeit ein Anspringen der Wohnbaufinanzierungen.

Mit Zuwächsen im operativen Geschäft hielt die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich auch im Vorjahr den eingeschlagenen Wachstumskurs und setzt dabei weiterhin auf Kapitalstärke. Generaldirektor Heinrich Schaller zeigte sich zufrieden mit dem „sehr, sehr erfreulichen Ergebnis“ in einem konjunkturell schwierigen Umfeld.

So legte das Betriebsergebnis der RLB OÖ 2023 im Jahresvergleich um 110,6 Prozent auf 882,6 Mio. Euro zu und der Jahresüberschuss nach Steuern um knapp 79,4 Prozent auf 608,3 Mio. Euro. Das Gesamtergebnis kletterte um 132,3 Prozent auf 513,4 Mio. Euro. Die Konzernbilanzsumme ging aufgrund von Rückführungen langfristiger Refinanzierungen der Europäischen Zentralbank (EZB), die man als Liquiditätsvorsorge aufgenommen hatte, um 3 Prozent auf 47,8 Mrd. Euro zurück, Ende März 2024 wurde die letzte Rate an die EZB überwiesen.

„Wir konnten mit dem Jahresergebnis unsere Kapitalstärke noch einmal unter Beweis stellen und zusätzlich Kapital aufbauen. Das zeigt, dass wir Kraft für die Zukunft haben“, betonte Schaller bei der Präsentation der Geschäftszahlen.

Zinsüberschuss gewachsen

„Obwohl wir 2023 mit einem allgemein schwierigen Umfeld zu kämpfen hatten, ist es uns gelungen, unsere Finanzierungsleistung noch einmal zu steigern“, strich Schaller hervor. Die Forderungen an Kunden stiegen insgesamt um 0,2 Prozent auf 26 Mrd. Euro, während das Plus bei den Investitionsfinanzierungen mit 1,3 Prozent stärker ausfiel.

Aufgrund des geldpolitischen Rückenwinds wuchs der Zinsüberschuss deutlich um 34,2 Prozent auf knapp 649 Mio. Euro. „Nach einer jahrelangen Niedrigstzinsphase bewegt sich das Zinsgeschäft wieder auf einem Normalniveau“, kommentierte Schaller das Ergebnis. Dagegen ging der Provisionsüberschuss um 8,7 Prozent auf 187,2 Mio. Euro zurück, was im Wesentlichen auf verringerte Wertpapiertransaktionen zurückzuführen sei.

Und auch das Beteiligungsgeschäft der RLB OÖ mit insgesamt elf at-equity-bilanzierten Unternehmen wie der Raiffeisen Bank International, der Voestalpine oder der Amag steuerte insgesamt 439,1 Mio. Euro zum Konzernergebnis bei, 2022 waren es noch 40,1 Mio. Euro. 

Kernkapitalquote gesteigert

Die Risikovorsorgen für potenzielle Kreditausfälle wurden nach den außergewöhnlich niedrigen Niveaus der vergangenen Jahre 2023 mit 14,1 Mio. Euro auf 233,5 Mio. Euro stärker dotiert. „Trotz dieser ausgebauten Vorsorgen konnten wir im Jahr 2023 ein starkes positives Ergebnis und eine deutliche Steigerung der Kernkapitalquoten erreichen“, strich Schaller hervor. Die harte Kernkapitalquote (CET1) lag Ende 2023 bei 16,6 Prozent und die Eigenmittelquote bei 17,9 Prozent, ein Plus beider Kennzahlen von 0,8 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahresultimo 2022. Eine gute Kapitalausstattung sei eine wichtige Voraussetzung für weiteres Wachstum.

„Hervorragend gearbeitet“

Auch die 68 oberösterreichischen Raiffeisenbanken mit in Summe 346 Bankstellen verzeichneten im Vorjahr „ein sehr gutes Ergebnis“, ab, berichtete Schaller. Deren kumuliertes Betriebsergebnis legte vorläufigen Zahlen zufolge um 85,1 Prozent auf 637,4 Mio. Euro zu, während sich das EGT mit 422 Mio. Euro verdoppelte. Die Bilanzsumme der Raiffeisenbanken erreichte per Ende 2023 insgesamt 32,2 Mrd. Euro, ein Plus von 2,5 Prozent im Jahresabstand. Und auch die harte Kernkapitalquote (CET1) wurde im Vorjahr um 0,6 Prozentpunkte auf 20,8 Prozent gesteigert.

„Daran kann man sehen, dass der Raiffeisensektor auch im letzten Jahr hervorragend gearbeitet hat und wir mit sehr großer Kraft für die Zukunft weiterarbeiten können“, so Schaller. Dafür habe man sich klare Ziele gesetzt, etwa die Marktführerschaft in Oberösterreich auszubauen. 

Zuwächse gab es im Vorjahr auch im Kundenbereich der gesamten Raiffeisenbankengruppe OÖ mit einem leichten Plus von 1,1 Prozent. Insgesamt betreut Raiffeisen Oberösterreich 972.496 Privatkunden und 72.218 Firmenkunden. „Wir haben 2023 einen sehr starken Anstieg beim Sparvolumen von 14 Prozent auf 18,7 Mrd. Euro gesehen“, sagte Schaller. Dabei stehen verlässliche Sparformen und der Kapitalerhalt mit Zinsen im Vordergrund, wobei vor allem auf das Online-Sparen gesetzt werde. Insgesamt 8 Mrd. Euro sind auf diese Weise bereits veranlagt. Vom Zuwachs der Spareinlagen des Vorjahres entfielen 42,4 Prozent auf diese Sparprodukte. Und auch das Wertpapiervolumen der Privatkunden legte im Vorjahr um 13,5 Prozent auf 12,9 Mrd. Euro zu. 

Stillstand bei Wohnfinanzierungen

Bei der Wohnraumfinanzierung gab es im Vorjahr einen deutlichen Einbruch sowohl beim Volumen als auch bei der Anzahl um rund zwei Drittel. Auslöser davon sei der Mix von gestiegenen Zinsen, hohen Anschaffungskosten und strengeren regulatorischen Kreditvergabestandards durch die sogenannte KIM-Verordnung, „die aus Bankensicht absolut nicht notwendig ist“, kritisierte Schaller. Denn der Markt regle sich selbst.

„Wir Banken sind nicht der Feind unseres eigenen Geldes“, argumentiert Schaller mit der niedrigen Ausfallsquote bei privaten Immobilienkäufen, und ergänzt: „Es ist jener Bereich bei den Krediten, der am stabilsten ist.“ Das zeige, dass rechtliche Einschränkungen in diesem Bereich einfach nicht notwendig seien. 

Aktuell herrsche aufgrund des von der Bundesregierung vorgestellten und beschlossenen Wohnbaupakets ein verstärktes Beratungsinteresse für Wohnfinanzierungen, wobei auch immer öfter die Themen Sanierungen und Umbauten im Mittelpunkt stehen. Es sei aber schade, dass die Details darüber „immer noch nicht fix und bekannt sind“. Die Ankündigung habe mehr oder weniger zu einem verständlichen Stillstand bei der Privatkreditvergabe geführt, weil noch nicht klar sei, wer in welchem Ausmaß profitieren könne. „Wir rechnen damit, dass das hoffentlich in ein, zwei Monaten erledigt ist, und dann rechnen wir wieder mit einem starken Anstieg in der Wohnbaufinanzierung“, so Schaller. 

KI als entscheidende Rolle

Große Erwartungen hat der Banker vom Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI). Aktuell setzen die Kepler-Fonds diese Technologie im Aktienfondsmanagement ein und seien damit Vorreiter in ganz Österreich. Das war ein Mitgrund, warum sich die RLB-OÖ-Fondstochter im Vorjahr so gut geschlagen habe und das Kundenvolumen auf 19,8 Mrd. Euro steigern konnte. Wichtig sei aber festzuhalten, dass die KI nicht selbst entscheide, sondern die Fondsmanager bei ihren Entscheidungen unterstütze.

So kann die KI mehr als 150 Millionen Datenpunkte auf Muster untersuchen, die auf negative Entwicklungen bei Unternehmen und damit sinkende Kurse in naher Zukunft hindeuten. „Wir setzen uns mit dem Thema intensiv auseinander“, betonte Schaller. Er erwartet, dass die neue Technologie künftig auch im Backoffice von Banken eingesetzt werde und damit das Problem des Personalmangels zum Teil beheben könnte. „KI wird in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle spielen“, ist der Generaldirektor überzeugt.

AusgabeRZ17-2024

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