Der beispiellose Wandel der Zinslandschaft und eine strenge Kostendisziplin bescherten Raiffeisen Vorarlberg ein starkes Ergebnis 2023. Für kommende Herausforderungen sei man gut vorbereitet, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Dorner und Vorstandsvorsitzender Michael Alge bei der Generalversammlung der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg (RLBV) betonen.
Das Betriebsergebnis der Vorarlberger Raiffeisenbanken hat sich 2023 auf 236,6 Mio. Euro nahezu verdoppelt. Der Jahresüberschuss klettert auf 134,6 Mio. Euro (2022: 66,3 Mio. Euro). Diese Zahlen der Vorarlberger Banken mit dem Giebelkreuz seien „beeindruckend“, aber nicht überraschend: „Wir haben vieles richtig gemacht, waren nah am Kunden, haben das digitale Angebot ausgebaut und das Einlagengeschäft weiter gepflegt. Einerseits haben die Raiffeisenbanken während der zehnjährigen Nullzinsphase sehr genau auf ihre Kosten geachtet. Andererseits bringt die aktuelle Normalisierung der Zinsen mehr Erträge bei bisher nach wie vor geringen Risikokosten“, so Alge.
Ausleihungen auf hohem Niveau
11,4 Mrd. Euro vertrauen die Menschen inzwischen Raiffeisen Vorarlberg an. Das ist abermals ein Plus von knapp 6 Prozent zum Vorjahr. Nahezu gleichbleibend ist dagegen die Summe der aushaftenden Kredite. „Die gestiegenen Zinsen und verschärften Regeln bei der Zinsvergabe werden hier deutlich“, erklärt Manfred Miglar, Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter. Nach wie vor aber liege der Wert auf hohem Niveau: 10,3 Mrd. Euro haben die Menschen aktuell bei den Vorarlberger Raiffeisenbanken ausgeliehen.
„Das Angebot von Raiffeisen ist gefragt“, unterstreicht auch Thomas Nussbaumer, Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter der RLB Vorarlberg. Mit 66 Standorten bietet Raiffeisen Vorarlberg den Menschen nach wie vor das dichteste Bankstellennetz im Land. Und zugleich betreibe Raiffeisen das erfolgreichste Online-Banking: Knapp 84.000-mal nutzen die Vorarlberger Tag für Tag „Mein Elba“. Mit fast 1.500 Beschäftigten hat Raiffeisen Vorarlberg die größte Zahl an Beschäftigten unter den Vorarlberger Banken.
Gewinn für die Region
Gemäß dem Förderauftrag einer Genossenschaft bleibe das Ergebnis von Raiffeisen Vorarlberg in der Region, wie Nussbaumer betont. So werden 79 Mio. Euro in Form von Steuern und Abgaben bezahlt. 14 Mio. Euro werden zur Einlagensicherung und für den Bankenabwicklungsfonds abgegeben. Und 125 Mio. Euro dienen der Stärkung der Eigenmittel. „Dieses Geld kommt letztlich den Menschen und Unternehmen der Region zugute, da es in Form von Finanzierungen vergeben wird und sich alle Kunden durch diese Rücklagen der Sicherheit ihrer Spareinlagen bei Raiffeisen gewiss sein können“, betont Nussbaumer.
Auch die RLB Vorarlberg hat 2023 von der neuen Zinslandschaft profitiert und – auch dank geringer Risikokosten – ein sehr gutes Ergebnis eingefahren. Auch die dreiprozentige Beteiligung an der Raiffeisen Bank International (RBI) steuerte nach der ausbleibenden Dividende im Vorjahr wieder Erträge bei. So weist die RLB für 2023 ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 19,4 Mio. Euro aus, um 8,6 Mio. Euro mehr als 2022. Der Jahresüberschuss liegt mit 16,1 Mio. Euro deutlich über dem Vorjahr (6,1 Mio. Euro). Die Kernkapitalquote wird mit 15,5 Prozent (nach 15,7 Prozent 2022) ausgewiesen.
Gedämpfter Ausblick
Beim Blick in die nahe Zukunft der heimischen Wirtschaft sind die Vorarlberger Raiffeisenbanken zurückhaltend, denn zu viele Unsicherheiten prägen den Weg. Herausforderungen erwartet man für bestimmte Branchen. Als Bankengruppe sei man dafür jedoch gewappnet: Alge dazu: „Von einem Ansteigen der Risikokosten gehen wir aus. Doch darauf sind wir gut vorbereitet.“ Die starke Eigenkapitalquote der Raiffeisen Bankengruppe Vorarlberg von 17,8 Prozent beweise es. Damit liege Raiffeisen weit über den gesetzlichen Erfordernissen. Beschäftigen werde man sich sicherlich auch weiterhin mit dem Kostenthema – „darauf liegt unsere ganze Aufmerksamkeit“, so Alge.
Mit der Strategie RBGV 2030 habe die Raiffeisen Bankengruppe Vorarlberg jedenfalls die Weichen für die Weiterentwicklung gestellt, organisatorisch, digital und persönlich, betont Dorner: „Eine Bank, die bewegt – das wollen wir sein.“ Die gemeinsam von RLB, dem Revisionsverband unter der Leitung von Christina Höfle-Beyweiss und den Vorarlberger Raiffeisenbanken erarbeitete Vision werde in den kommenden Monaten und Jahren in zahlreichen Projekten spürbar werden. „Denn nur gemeinsam können wir die Kosten tragen und weiterhin wettbewerbsfähig sein“, unterstreicht der Aufsichtsratschef.
Bonus für Jungfamilien
Das Jahr 2023 war für die heimische Wirtschaft kein einfaches Jahr. Für Vorarlberg besonders brisant seien die Schwierigkeiten in der Industrie und im Handel. Viele Vorarlberger Betriebe schreiben aber dennoch gute Zahlen und die Arbeitsmarktlage sei nur leicht eingetrübt. Während der Tourismus gut laufe, sei die Lage in der Bauwirtschaft dramatisch – die Neukredite im privaten Wohnbau seien um 60 Prozent eingebrochen.
So gestalte sich auch der Ausblick für 2024 je nach Branche unterschiedlich. Aber: „Wir sind keine Schönwetterbanken“, beteuert Alge. Deshalb ziehe man sich auch nicht zurück, wenn sich die wirtschaftliche Entwicklung eintrübt. „Wir entwickeln Lösungen für Menschen und Unternehmen.“ Ein konkretes Beispiel sei ein neuer Finanzierungsbonus, den Raiffeisen Vorarlberg jungen Familien bietet. „Hierzulande wollen sich viele, gerade junge Menschen, Eigentum erarbeiten. Von diesem Vorarlberger Modell sind wir überzeugt“, so der Vorstandsvorsitzende. Deshalb senke Raiffeisen Vorarlberg die Kreditzinsen für Jungfamilien.