RBI im Halbjahr mit mehr Gewinn 

Das Konzernergebnis lag in den ersten sechs Monaten 2024 bei 1,32 Mrd. Euro, ohne Russland und Belarus bei 604 Mio. Euro. Das Russland-Geschäft wird weiter zurückgefahren.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat im ersten Halbjahr 2024 ihren Gewinn weiter gesteigert. Unter dem Strich wurde ein Konzernergebnis in Höhe von 1,32 Mrd. Euro erzielt, das waren um 7 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode, als 1,23 Mrd. Euro ausgewiesen wurden. Ohne Russland und Belarus hätte das Konzernergebnis 604 Mio. Euro betragen. Das entspricht einem Zuwachs von 21 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023. Die Risikokosten sanken im Vergleich zur Vorjahresperiode um rund 82 Prozent. 

Vorstandsvorsitzender Johann Strobl sieht die Entwicklung der RBI im ersten Halbjahr positiv: „Mit der Entwicklung des Konzernergebnisses können wir zufrieden sein. Im Einklang mit den Vorgaben der EZB beschleunigen wir die Reduzierung des Geschäftsvolumens in Russland. Parallel arbeiten wir weiterhin an einem Verkauf der Raiffeisenbank Russland“, sagte er. 

Die RBI ist in Russland die größte westliche Bank. Seit über zwei Jahren prüft das Geldhaus einen Ausstieg aus dem Land, wo sie die Hälfte ihres Gewinns erwirtschaftet. Nach Angaben der Bank verlangt die Europäische Zentralbank (EZB), dass der Kreditbestand bis 2026 um 55 Prozent auf rund 3 Mrd. Euro reduziert wird und der Zahlungsverkehr erheblich eingeschränkt wird. 

„Aufgrund der Weisung der EZB an die RBI-Gruppe ist die Raiffeisen Bank gezwungen, das Volumen ihrer Aktivitäten auf dem russischen Markt zu reduzieren“, teilte die RBI mit. Die EZB hatte die RBI sowie die italienische Bank-Austria-Mutter UniCredit und andere Banken dazu aufgefordert, den Geschäftsabbau in Russland zu beschleunigen, um Risiken zu reduzieren.

Russland-Lösung offen

Wie eine Lösung für den Ausstieg aus Russland aussehen könnte, ist nach wie vor offen. Laut RBI-Chef Johann Strobl ist derzeit ein Teilverkauf der RBI-Tochter in Russland das wahrscheinlichste Szenario. Die Bank rechnet damit, bei einem Verkauf nur 60 Prozent der Raiffeisen Russland abgeben zu können.

„Die Basisannahme ist, dass wir 40 Prozent behalten müssen“, sagte Strobl in einem Analysten-Termin anlässlich der Präsentation der Halbjahresergebnisse. Die RBI hofft laut Agenturberichten aber, dass sie in einem solchen Fall Dividenden für diesen Anteil bekommt und auf diese dann auch Zugriff hat. Ob das aber in der Praxis auch so möglich wäre, sei unklar.

Solange keine Lösung für einen Ausstieg gefunden sei, will die RBI ihr Geschäft in Russland in den kommenden Monaten jedenfalls schneller abbauen als bisher und so die Einhaltung aller Sanktionen vereinfachen. Von Kriegsbeginn bis zum Ende des ersten Halbjahres 2024 wurde das Kreditgeschäft laut RBI bereits um mehr als die Hälfte reduziert. Auch bei Auslandstransaktionen habe es bereits sehr starke Einschränkungen gegeben. „Wir haben bisher keine Lösung gefunden, die die Voraussetzungen für alle Seiten erfüllt hat. Wir werden aber weiter daran arbeiten, bis wir eine finden“, so Strobl. Jeglicher Rückzug aus Russland werde geordnet und in Abstimmung mit allen Aufsehern stattfinden.

„Die RBI hat den Prozess somit nicht komplett selbst in der Hand“, schreibt die Bank in ihrem Bericht. „Eine realistische Vorhersage, bis wann eine Entkonsolidierung der russischen Bank abgeschlossen ist, ist daher sehr schwer möglich.“

Russland-Geschäft deutlich kleiner

Auf der Passivseite will die Bank Einlagen abbauen. Dementsprechend werden keine Termineinlagen mehr angenommen, keine Zinsen auf Einlagen gezahlt und hohe Gebühren für Girokonten verlangt. Bis auf Weiteres werden auch keine neuen Konten für Wertpapiergeschäfte eröffnet. 

Auch das Geschäft mit anderen Banken schränkt die Bank weiter ein. Nur noch Banken, die einen westlichen Mutterkonzern haben, dürfen Einlagen bei der Raiffeisenbank Russland tätigen. Im Firmenkundengeschäft werde nur noch eine „sehr kleine Zahl an vorab genehmigten, großen, international tätigen Kunden“ die Möglichkeit haben, von Raiffeisen Russland Geld zu borgen und Transaktionen zu tätigen.

Auch Auslandstransaktionen werden nur noch für diese kleine Anzahl an Kunden möglich sein. Damit soll sich die Zahl der Transaktionen deutlich reduzieren: Von im Schnitt 45.000 monatlichen Transaktionen im ersten Quartal 2024 sollen im vierten Quartal nur noch weniger als 15.000 übrigbleiben. Einschränkungen im Privatkundengeschäft würden noch diskutiert, es sei aber zu erwarten, dass sich das Zahlungs- und Kreditgeschäft um 90 Prozent reduzieren werde, berichtet die APA.

Weniger Risikokosten 

Durch die gezielte Reduktion der Aktivitäten in Russland sind die Kernerträge (Zins- und Provisionsüberschuss) im ersten Halbjahr 2024 um 161 Mio. Euro oder 4 Prozent auf 4,285 Mrd. Euro zurückgegangen. Vor allem der Rückgang des Provisionsüberschusses um 307 Mio. Euro oder 18 Prozent war in erster Linie darauf zurückzuführen. Der Zinsüberschuss verzeichnete einen Anstieg um 146 Mio. Euro oder 5 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro, vor allem aufgrund von Zuwächsen in Südosteuropa. 

In der Berichtsperiode lagen die Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte mit 48 Mio. Euro signifikant unter dem Wert der Vergleichsperiode von 259 Mio. Euro, der überwiegend in Osteuropa gebucht worden war. Für ausgefallene Kredite (Stage 3) wurden im ersten Halbjahr Wertminderungen von netto 170 Mio. Euro (Vorjahresperiode: netto 53 Mio. Euro) gebildet, davon entfielen 87 Mio. Euro auf Nicht-Finanzunternehmen (davon Immobilienfinanzierungen: 62 Mio. Euro) und 57 Mio. Euro auf Haushalte. 

Die harte Kernkapitalquote der RBI betrug zum Ende des ersten Halbjahres unter Einbeziehung des Periodenergebnisses 17,8 Prozent. Zum Jahresende 2024 wird unter Annahme einer Entkonsolidierung der russischen Einheit zum Kurs-Buchwertverhältnis von Null eine harte Kernkapitalquote von rund 14,7 Prozent erwartet, was deutlich über den regulatorischen Vorgaben liegen würde. 

Ausblick 

Im Ausblick (ohne Russland und Belarus) erwartet die RBI einen Zinsüberschuss von rund 4,1 Mrd. Euro und einen Provisionsüberschuss von rund 1,8 Mrd. Euro. Für das Kreditvolumen sieht die Bank heuer ein Wachstum von 4 bis 5 Prozent und geht von Verwaltungsaufwendungen von rund 3,3 Mrd. Euro aus, was zu einer Cost/Income-Ratio von rund 52 Prozent führen dürfte. Bei der Eigenkapitalrentabilität (Return-on-Equity/ROE) werden rund 10 Prozent erwartet. Wie viel die Aktionäre vom Unternehmenserfolg der RBI abbekommen, ist noch offen. „Jegliche Entscheidung über eine Dividendenausschüttung wird von der Kapitalposition des Konzerns ohne Russland abhängen“, schreibt die RBI in ihrem Ausblick. 

Der Ausblick für den gesamten RBI-Konzern einschließlich Russland und Belarus wurde angesichts der beschleunigten Reduzierung der Geschäftstätigkeit in Russland ausgesetzt. 

AusgabeRZ32-24

Mehr lesen

Aktuelles

Die Welt der Raiffeisenzeitung