Wenn Margret Kraischek über ihre Spielerinnen der KSV Highlanders spricht, fällt oft der Begriff „Familie“. Damit transportiert die Langzeit-Obfrau die enge Verbundenheit untereinander, den Zusammenhalt, den es braucht, wenn man gegen Widerstände erfolgreich sein will. Und Widerstände gab es immer wieder, seit sich vor 25 Jahren die Damen-Mannschaft aus den Lebenspartnerinnen des damaligen Herren-Teams des Kapfenberger SV gebildet hat.
Zuletzt im Sommer vor eineinhalb Jahren, als die Konkurrenz aus Graz einige Spielerinnen mit Versprechen abwarb, die am Ende nicht gehalten wurden. „Mittlerweile sind sie nach einem Jahr wieder in die KSV-Familie zurückgekehrt und spielen wieder bei uns“, sagt Kraischek. Und klingt dabei ein wenig wie die stolze Mutter der Kompanie.
Dem Aderlass war es jedenfalls geschuldet, dass man 2024 am Ende der Saison nur Vierter wurde. Zu wenig für die Ansprüche eines Teams, das im Jahr zuvor noch österreichischer Staatsmeister wurde und nicht nur national, sondern auch europäisch ehrgeizige Ziele verfolgt. Also musste ein Neuanfang her. Und da kam es den Steirern gerade recht, dass auch das Ligaformat im Zuge der Professionalisierung komplett überarbeitet und mit einem Namenssponsor aus der Wettbranche versehen wurde.
Enger Zweikampf
Und nicht nur das, es gibt sogar eine Verzahnung der Liga mit dem Europacup, sodass Spiele gegen die nationale Konkurrenz gleich für zwei Bewerbe zählen. Einmal für die Austria Women Hockey League (AWHL), einmal für die European Women Hockey League (EWHL). In beiden Competitions stehen die KSV Highlanders zur Hälfte des Grunddurchgangs mehr als zufriedenstellend da, wie Kraischek erläutert. „National ist es ein enger Zweikampf zwischen uns und den Sabres aus St. Pölten um die Vorherrschaft, da wird am Ende die Tagesform entscheiden, wer die Nase vorn hat. Und international kommen die acht bestplatzierten Teams ins Play-off, da sind wir als aktuell Fünfter gut dabei.“
Und wenn schon umgebaut wird, hat man bei dem Klub, der zu Beginn noch als „Hausfrauen-Team“ verspottet wurde, ehe man sich ganz nach oben gespielt hat, gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Der Kader zum Beispiel wurde verjüngt, da man mittlerweile über einen großen Pool an talentierten U18-Spielerinnen verfügt. Auch, weil man in dem Bereich mit Teams aus Tschechien kooperiert, wo es einen regen Austausch an Spielerinnen und Know-how gibt. „Wir bieten beispielsweise ein Training um 6.45 Uhr an, damit die Mädchen erst aufs Eis und danach in die Schule gehen können“, sagt Kraischek. „Man muss ja ehrlich sagen, dass im Ausland oft härter trainiert und gearbeitet wird, da können wir uns manchmal eine Scheibe abschneiden.“
Strenges Familien-Oberhaupt
Ein Ansatz, der ganz nach dem Geschmack des im Sommer ebenfalls neu installierten Trainers David Picka ist. Der Tscheche kommt aus dem Männerbereich und möchte bei den KSV Highlanders weitere Erfahrungen sammeln, um seine Trainerkarriere voranzubringen. „Seine Schwester Vanessa und seine Lebensgefährtin Selina Gentilini spielen bei uns. Deswegen war es kein weiter Weg, ihn von einem Engagement zu überzeugen“, sagt Kraischek. Und nennt die Vorzüge des erst 29-jährigen Coaches: „Er vermittelt, dass es ohne eine gewisse Härte nicht geht, auch sich selbst gegenüber. Und er ist in einem Alter, in dem er alle Übungen noch selbst vorzeigen kann, das hilft enorm bei der Umsetzung.“ Ein strenges Familien-Oberhaupt sozusagen, das die Richtung auf dem Eis vorgibt.
Auf der anderen Seite der Bande hat dagegen Margret Kraischek das Sagen. Die pensionierte Unternehmerin scheut seit einem Viertel-Jahrhundert keinen Zweikampf, wenn es darum geht, das Beste für ihre Familie herauszuholen. Schließlich muss sie pro Saison ein Budget von 170.000 Euro auf die Beine stellen, damit der Spielbetrieb gesichert ist. Auswärtsfahrten, Übernachtungen, das Anmieten von Eiszeiten, das alles verschlingt Kosten. Und das in einer Sportart, die rein auf Amateurbasis ausgeführt wird und weit davon entfernt ist, Einnahmen aus TV-Geldern oder Ähnlichem zu lukrieren. Ein Punkt, bei dem Kraischek durchaus Puls bekommt. „Wir reden immer von geschlechtlicher Gleichstellung, sind in diesem Punkt aber weit davon entfernt. Unsere Frauen trainieren mindestens so viel wie die Männer, müssen aber alle noch einem Beruf nachgehen.“ Und ihre Freizeit opfern, wenn es am Wochenende zum Auswärtsspiel nach Budapest, Tirol oder Bratislava geht.
Treuer Partner
Ohne die Hilfe von ehrenamtlichen Helfern und treuen Sponsoren würde es also nicht funktionieren, zumal bei der Professionalisierung immer noch viel Luft nach oben ist, wie Kraischek an einem aktuellen Beispiel verdeutlicht. „Wir bekommen vom Ligasponsor 5.000 Euro an Prämie gezahlt, mussten im Gegensatz aber neue Dressen mit dem Logo des Sponsors bestellen, was mich mehr als 3.000 Euro kostet. Da ist der übrigbleibende ‚Gewinn‘ ja ein Witz.“ Immerhin gibt es mit der Raiffeisenbank Mürztal, die seit 2017 auch als Dressen-Sponsor der KSV Highlanders fungiert, einen treuen Partner, mit dem man bereits durch dick und dünn gegangen ist. Eine Partnerschaft, die „Macherin“ Kraischek zu schätzen weiß. „Sie sind ein Teil der Familie, auf den wir uns immer verlassen können.“
Genauso wie die Spielerinnen, die sich weit über ihr Engagement bei der Kampfmannschaft hinaus einbringen. Kapitänin Hilde Huisman zum Beispiel, niederländische Teamspielerin, die sich nicht zu schade ist, mit Kindern und Jugendlichen aus den Nachwuchs-Mannschaften aufs Eis zu gehen. Oder Alex Gowie, die Kanadierin, die auch als spielende Co-Trainerin und Physiotherapeutin beim Verein mithilft. Als sie einen Job in der Nachwuchs-Akademie in St. Pölten annahm, dorthin dann auch als aktive Spielerin wechselte und nach einer Verletzung plötzlich aufs Abstellgleis geschoben wurde, nahm sie die KSV-Familie wieder mit offenen Armen auf. „Dadurch wissen meine Spielerinnen, was sie an uns haben“, sagt Kraischek. Wie es in einer funktionierenden Familie eben der Fall sein sollte.