Von Zielen zu Gewohnheiten

Wertpapiere sind in Österreich immer noch unterrepräsentiert. Wie und wo sich jetzt Chancen bieten, zeigen die Raiffeisen-Experten.

Für Kapitalmarktinvestoren war 2024 ein gutes Jahr, aber worauf müssen sich Anleger heuer einstellen? Beim Jahresauftaktevent „Fit ins Wertpapierjahr 2025“, das von der Raiffeisen KAG gemeinsam mit Raiffeisen-Zertifikate gestaltet wurde, informierten sich 700 Anlageberater aus ganz Österreich über die großen Einflussfaktoren und deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte. 

Den Marktausblick gab Raiffeisen-Chefanalyst Gunter Deuber, der mit einer positiven Nachricht startete: „Die Voraussetzungen für die Kapitalmärkte sind auch 2025 positiv.“ Und das, obwohl der Einkaufsmanagerindex (PMI) in der Industrie vor allem in der Eurozone noch im negativen Bereich liegt. „Europa hinkt den USA und China hinterher, aber geht ebenfalls leicht nach oben“, so Deuber. Der PMI im Dienstleistungsbereich zeige ebenfalls, dass die US-Wirtschaft weiterhin sehr gut laufen und die Eurozone Schlusslicht bleiben wird. Raiffeisen Research erwartet in Europa dennoch eine moderate Wirtschaftserholung und rechnet heuer mit einem Plus von 1,2 Prozent. Für die USA wird ein BIP-Wachstum von 1,9 Prozent erwartet. „Die USA wächst damit wieder über Potenzial. Die Einmaligkeit des US-Wirtschaftszyklus ist der wichtigste Treiber der vergangenen Jahre“, so Deuber. Der neue alte US-Präsident Donald Trump und das Thema Künstliche Intelligenz werden für eine weitere Zyklus-Verlängerung in den USA sorgen. 

Obwohl US-Aktien aktuell so teuer wie selten zuvor sind, gibt Raiffeisen Research eine Kauf-Empfehlung. „Es ist noch zu früh, sich in Richtung US-Korrektur zu positionieren“, so der Experte. Europäische Aktien stehen auf „Halten“. 

Auf der Anleihenseite ortet Valentin Hofstätter von der Raiffeisen KAG wenig Spielraum für weitere Kursgewinne, aber gute Rendite-Ertrags-Chancen: „Anleihen bleiben 2025 eine relevante Anlageklasse und zum Beimischen spannend.“ Vor allem gefallen dem Experten Unternehmensanleihen und auch Staatsanleihen einiger osteuropäischer Länder bieten ein attraktives Niveau. Der wichtigste Tipp von Valentin Hofstätter ist allerdings: „Breite Streuung und man darf sich von geopolitischen Nachrichten nicht verunsichern lassen. Es braucht eine vernünftige Aktienquote, das hat 2024 gelehrt.“ Die Zutaten für ein gutes Kapitalmarktjahr sind 2025 mit einer wachsenden Wirtschaft, steigenden Unternehmensgewinnen und fallenden Zinsen weiterhin gegeben. 

Grafik: Rendite der veranlagten Vermögenswerte privater Haushalte 2013 bis 2022 (Ø % p.a.)

Hoher Aufholbedarf

Österreich ist dem Kapitalmarkt gegenüber noch immer wenig aufgeschlossen. Mit niedriger Aktien- und Anleihenquote spiegelt sich das im Veranlagungsergebnis deutlich wider: Bei Vermögenswerten privater Haushalte ist Österreich im Europavergleich Schlusslicht und real noch schlechter als Deutschland. Von 2013 bis 2022 hat man in Österreich im Schnitt den größten realen Verlust unter den Euro-Ländern verzeichnet, mit rund 0,5 Prozent jährlich. 

Wertpapiere als Anker

Nicht nur der Vermögensverlust spricht für eine stärkere Beratung in Richtung Wertpapiere, wie Philipp Arnold, Head of Sales & Marketing bei Raiffeisen Zertifikate, weiß: „Kunden mit einem Wertpapierprodukt bleiben doppelt so lange wie Kunden ohne Wertpapiere. Wertpapiere sind ein Ankerprodukt, das zeigen Studien aus Zentral- und Osteuropa.“ 

2024 war für Raiffeisen Zertifikate ein sehr erfolgreiches Jahr, wie Philipp Arnold berichtet. Das ausstehende Zertifikate-Volumen beträgt 6,3 Mrd. Euro, das ist ein Rekordvolumen und ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zu 2023. Das Zeichnungsvolumen bei Raiffeisen Österreich betrug 692 Mio. Euro, das ist um 9,6 Prozent mehr als 2023. Das ausstehende Volumen bei Raiffeisen Österreich ist um 14,7 Prozent auf 3,9 Mrd. Euro gestiegen. Besonders nachgefragt sind Produkte mit Sicherheitsmechanismen, konkret fließen 65 Prozent des Zeichnungsvolumens in Kapitalschutz-Zertifikate. 

Aufgelegter Elfmeter

Für heuer ist Philipp Arnold aufgrund der Tilgungskomponente weiterhin optimistisch. 2025 beträgt das Tilgungsvolumen rund 300 Mio. Euro. „Das ist wie ein aufgelegter Elfmeter, also der perfekte Anknüpfungspunkt für eine Wiederveranlagung“, unterstreicht Arnold, wobei aufgrund der höheren Zinsen die Konditionen der aktuellen Zeichnungen sowohl bei der Serie „Bonus & Sicherheit“ als auch bei Kapitalschutz-Zertifikaten besser sind als jene der Abläufer. 

Chancen durch freiwerdendes Kapital ortet auch Jeton Neziri von der Raiffeisen KAG, denn in den kommenden drei Jahren laufen rund 6 Mrd. Kundengelder aus Anleihen ab und auch aus Sparbüchern wird viel Kapital frei. Im aktuellen Kapitalmarktumfeld empfiehlt Neziri eine Veranlagung in defensive und nachhaltige Mischfonds. 

Den Jahresbeginn nehmen viele zum Anlass, sich neue Ziele mitunter auch beim Thema Geld zu setzen. Um seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, sei es wichtig, sie in Gewohnheiten zu verwandeln. „Ziele sind weniger stressresistent als Gewohnheiten“, gab Georg Soustal von der Raiffeisen KAG den rund 700 Beratern noch mit auf den Weg.

AusgabeRZ3-2025

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