Fremde Welten kennenlernen, Freunde treffen und so manches Abenteuer erleben: „Wer spielt, begibt sich automatisch auf einen kleinen Urlaub von der Realität“, ist Arno Steinwender überzeugt. Der österreichische Spieleautor zählt hierzulande vermutlich zu den erfolgreichsten Entwicklern von Quiz- und Brettspielen. Im Ravensburger Verlag ist zuletzt sein Reisespiel „Ich fahr voll ab auf Österreich“ erschienen. War man in dem 1984 ebenfalls im Ravensburger Verlag verlegten Spieleklassiker „Österreich Reise“ noch als „normaler“ Tourist unterwegs, so gilt es in der aktuellen Österreich-Erkundungstour, eine Gruppe fiktiver Reiseblogger zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes zu führen. Für Steinwender eine Entscheidung, die „zur aktuellen Welt der Kinder und Familien“ passt. Auch „Gesellschaftsspiele müssen mit der Zeit gehen“ und so heißt es für die Blogger unter anderem, dem in Linz beheimateten Ars Electronica Center und der Römerstadt Carnuntum einen Besuch abzustatten. Dass die Auswahl der anzupeilenden Sehenswürdigkeiten – die Spieler in Form von Auftragskarten erhalten – nicht immer leicht war, liegt auf der Hand. Es gab „viele Diskussionen und lange Auswahllisten an Ausflugszielen“, bekennt Steinwender, der in der Vergangenheit bereits Spiele für die Wiener Linien oder die ÖBB entwickelt hat.
Heute mental, morgen real
Generell hat die Corona-Pandemie vielen einen Strich durch die Reisepläne gemacht. „Was aber durchgehend möglich war und ist, ist das Spielen von Gesellschaftsspielen. Da bietet es sich natürlich auch gerade in diesem Sommer an, wo das Reisen ja immer noch Einschränkungen unterliegt, per Spielbrett auf Entdeckungsreise zu gehen. Bei ‚Ich fahr voll auf Österreich ab‘ lernt man zahlreiche Ausflugsziele kennen, die man dann auch einmal ganz real besuchen kann“, so Steinwender.
Viele der im Spiel vorkommenden Betreiber der diversen Attraktionen dürften in dem Spiel eine Möglichkeit erkannt haben, „dass der eine oder andere nach dem Spielen auch den Rucksack oder Koffer packt und den einen oder anderen Österreich-Trip zu den Zielen plant“, lautet zumindest der Wunsch von Steinwender.
Für alle, die diesen Sommer auch am Spielbrett ins Ausland reisen wollen, bietet Ravensburger eine Auswahl an Weltenbummler-Brettspielen an. Alleine 173 Reiseziele stehen den Spielern beispielsweise in „Weltreise“ zur Verfügung. Die Spieler müssen diese in Form von Karten ziehen und wer alle seine Ziele erreicht hat und mit den meisten Punkten wieder zuhause ankommt, hat gewonnen. Aber Vorsicht – unterwegs haben alle die Möglichkeit sich gegenseitig von ihrer Reiseroute abzubringen. Infotexte auf den Städtekarten versorgen Reiselustige zudem mit einer Auswahl an Wissenswertem über ihre angepeilten Destinationen. Und für alle, die noch nicht lesen können, bietet der Verlag Alternativen an. Mit den Spielen „Unsere Reise um die Welt“ und „Wieso? Weshalb? Warum?: Unsere Welt“ haben auch Kinder ab vier die Möglichkeit, sich auf ein Leben als Globetrotter vorzubereiten. Die Kleinen erfahren darin erste Fakten zum Leben in der Arktis oder im Regenwald.
Reisen mit viel Fantasie
Wer sich trotz allem lieber in fantasievolle Gefilde begeben möchte, dürfte auch in diesem Sektor keine Probleme haben, das passende Spiel für sich zu finden. Um einem an Spielen interessierten Publikum einen Überblick über den permanent wachsenden Spielemarkt zu verschaffen, wird in Österreich seit 2004 jährlich das „Spiel der Spiele“ gekürt. 2021 fiel die Wahl auf das taktische Geschicklichkeitsspiel „Flyin’ Goblin“. Als Anführer einer Goblinarmee soll man eine Burg voller Schätze erobern und katapultiert seine Soldaten direkt in das Innere, wo es in Folge gilt, Münzen oder Diamanten zu plündern. Laut Jury-Vorsitzender Thomas Bareder: „Ein höchst einladender, skurril-witziger Action-, aber auch Taktik-Spaß, der Geschicklichkeit und Strategie-Elemente clever kombiniert.“ Ebenfalls ausgezeichnet wurde das Strategiespiel „249 Planetship“. In diesem aufwendig und bunt illustrierten „Spiele-Hit für Experten“ müssen die Spieler (Überlebende, nachdem die Ressourcen auf der Erde zu Ende gegangen sind) aus dem im Weltall in Not geratenen Mutterschiff wertvolle DNA erbeuten. Mit Sicherheit nicht die komfortabelste Reise, dafür vermutlich die abenteuerlichste.