Den Durchbruch schaffte Opus bereits mit ihrem zweiten Album und ihren Singles-Hits „Flyin’ High“ und dem Titel-Song „Eleven“. Nach ihrem vierten Studio-Album entschloss sich die Band erstmals ein Live-Album zu veröffentlichen, „Live is Life“ inklusive. Ein Lied, das das Leben der Bandmitglieder ziemlich veränderte.
Ewald Pfleger, Gründungsmitglied von Opus, schrieb den Großteil der Opus-Hits, so auch „Live is Life“. Der Gitarrist feiert im Mai seinen 70. Geburtstag, und da „Live is Life“ seinen Siegeszug vor 40 Jahren antrat, hielt Pfleger die ganzen Erinnerungen daran in seiner soeben veröffentlichten Autobiografie fest. Opus ist aber noch lange nicht Vergangenheit. Opus gibt es weiterhin, in der erfolgreichen Kombination mit den Schick Sisters. Eine Zusammenarbeit, die – wie Ewald Pfleger im Interview erzählte – für einen längeren Zeitraum geplant ist: „Wir haben 2025 einige Open-Airs, im Happel-Stadion, in der Burg Clam, auf der Donaubühne Tulln und im Südburgenland – also, wir haben tolle Auftritte mit den Schwestern, und wir genießen es. Es ist eine musikalische Einheit geworden, es passt sehr gut und es wird noch einiges geben.“
Wenn es die Rolling Stones nicht gäbe, könnte man ja fast schon behaupten, dass Opus eine der dienstältesten Rockbands ist. Wie es Opus schaffte, so lange Zeit zusammenzubleiben, erklärt Ewald Pfleger so: „Ich glaube, es hat damit zu tun, dass wir aus dem südlichen Burgenland kommen und uns in der Steiermark angesiedelt haben. Wir haben immer freundschaftlich zusammengearbeitet und ein wichtiger Faktor ist, dass wir unsere Musiktantiemen geteilt haben, sodass jeder bei jedem Song – und das ist natürlich bei ‚Live is Life‘ auch der Fall – mitverdient. Oft trennen sich Bands deswegen, weil nur ein Komponist das große Geld verdient.“
Beim Fußball „geboren“
Am Anfang des Gesprächs stand die Erinnerung an den Film „Ist das Leben nicht schön?“ von Frank Capra. Im Film erfährt der Protagonist George Bailey, wie seine Heimatstadt aussehen würde, wenn er nie geboren worden wäre. „Nein“, lacht Ewald Pfleger. Er habe sich nie überlegt, wie sich sein Leben ohne „Live is Life“ entwickelt hätte. „Ob ich tatsächlich Lehrer geworden wäre, weil ich an der Uni Wien studierte, weiß ich nicht, könnte sein. Darüber habe ich noch keinen Gedanken verwendet.“
Erstaunt hat ihn dieser immense Long-Seller-Erfolg von „Live is Life“ allerdings schon, denn dass Opus einmal einen internationalen Hit haben wird, der über 40 Jahre lang anhält und erfolgreich bleibt, war ja nicht unbedingt zu erwarten. „Durch Streaming und Internet ist ‚Live is Life‘ ja nicht zu stoppen“, so Pfleger. „Das Lustige ist, dass ‚Live is Life‘ als Hit im Fußballstadion geboren wurde.“ Diego Maradona wärmte sich vor dem UEFA-Cup-Halbfinale Bayern München gegen SSC Neapel 1989 auf, als das Lied über die Stadionlautsprecher gespielt wurde. Dabei bewegte sich Maradona im Rhythmus, den Ball jonglierend. Das Video geht bis heute dank YouTube und TikTok um die Welt.
Musik vor Text
„Live is Life“ hat anscheinend eine Message, die viele erreicht, meint Ewald Pfleger an einer Stelle im Interview, an der es um die Leichtigkeit und Schwierigkeit, Lieder zu schreiben, geht. „Für mich steht die Musik immer vor dem Text. Sobald ich ein Instrument in die Hand nehme oder am Klavier sitze, fällt mir sofort was ein, was ich aufnehmen kann. Die Melodie ist also bei der Komposition des Liedes zuerst da und dann versuche ich Worte zu finden, die gemeinsam mit der Melodie hängen bleiben. Sobald ein Text zu flach ist, wird es aber uninteressant und zu viel Information kann man auch nicht bieten bei einem Songtext, denn ich bin ja ein Pop-Song-Schreiber, das ist meine Stärke.“ Opus war und ist eine Band mit Haltung, die es nicht mit flachen, sondern mit gesellschaftskritischen Texten schaffte. Sie sind, wie Pfleger bestätigt, sehr bewusst lebende Typen, die sich auch um Tagespolitik kümmern.
Es gibt unzählige Cover-Versionen von „Live is Life“ – von A capella bis Blasmusik, von Rock bis Dance, von Avantgarde bis Latin-Pop – welche gefällt Ewald Pfleger am besten? „Sehr gut gefällt mir die Version von der US-Sängerin Sofia Carson unter dem Titel ‚Love is the Name‘ mit unserer Refrain-Melodie und einem eigenen versmusikalischen Teil.“