Trotz eines schwierigen konjunkturellen Umfeldes erzielte Raiffeisen Steiermark im Geschäftsjahr 2024 Fortschritte in der Entwicklung mit guten Ergebnissen, gestärkten Eigenmitteln und einem großen Kundenvertrauen. Zur schwierigen Konjunkturlage – der österreichischen Volkswirtschaft droht heuer ein drittes Rezessionsjahr in Folge – zog Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, einen Vergleich zum Baumwachstum: „An den Jahresringen kann man erkennen, wie ein Baum gewachsen ist. Der Jahresring 2024 der österreichischen und steirischen Wirtschaft ist kaum zu sehen.“
In diesem durchwachsenen Umfeld erwirtschaftete die RLB Steiermark ein Konzernergebnis von 116,5 Mio. Euro, nach 345,1 Mio. Euro 2023. Der Rückgang sei im Wesentlichen auf Bewertungseffekte bei der größten Beteiligung, der Raiffeisen Bank International (RBI), zurückzuführen, während das eigene operative Geschäft „in Summe gut gelaufen“ sei. Die Bilanzsumme blieb im Vorjahr mit knapp 17 Mrd. Euro nahezu stabil.
„Sehr gut aufgestellt“
Gestärkt hat die RLB Steiermark im Vorjahr ihre Eigenmittelquote. Mit einem Plus von 0,7 Prozentpunkten kam diese Ende 2024 bei 22,3 Prozent zum Liegen. Damit sei sie doppelt so hoch wie von der Aufsicht vorgeschrieben. „Wir sind eigenkapital- und liquiditätsmäßig sehr, sehr gut aufgestellt“, strich Schaller hervor. Die Bank sei bereit, sobald die Konjunktur wieder anspringt, die Kunden mit ausreichend Finanzierungen zu versorgen. Zu einer konjunkturellen Erholung will die Bank auch mit einer neuen Beteiligungsstrategie selbst beitragen. Dafür werden mehrere Ansätze verfolgt, etwa die Gründung von Gesellschaften, um Unternehmen hineinzukaufen, aber auch Start-ups und Scale-ups zu unterstützen. Dazu habe man sich auch jährliche Investitionsziele vorgenommen, heuer seien dafür rund 100 Mio. Euro vorgesehen. „Wir sind da auf einem guten Weg“, so Schaller.
Insgesamt sei das Geschäftsmodell der RLB Steiermark mit anderen Regionalbanken kaum vergleichbar, erinnert der Generaldirektor. Als Spitzeninstitut der Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark (RBG) sei das Primärmittelaufkommen relativ gering, die Refinanzierung der Bank erfolge daher vor allem über den Kapitalmarkt. Als Serviceinstitut erbringe man sehr viele Dienstleistungen zum Selbstkostenpreis für die 40 Raiffeisenbanken in der Steiermark. Auch das trug dazu bei, dass die RBG im Vorjahr ein Betriebsergebnis von 595 Mio. Euro erreichte, ein Rückgang um 67 Mio. Euro im Jahresabstand. Leicht ausgebaut wurde dagegen die Bilanzsumme von 37,4 Mrd. auf etwas über 38 Mrd. Euro. Und auch die Eigenmittelquote der RBG legte auf hohem Niveau zu – von 24,9 auf 26,3 Prozent. Damit liege man weit über dem gesetzlichen Erfordernis von 10,5 Prozent. „Das Ergebnis zeigt, dass unsere Raiffeisenbanken im Vorjahr sehr, sehr gut gearbeitet haben“, sagte der Generaldirektor und sprach von einem insgesamt gesehen „soliden Ergebnis“.
Hohes Kundenvertrauen
Die Summe der von Raiffeisen Steiermark verwalteten Kundengelder – darin sind sämtliche Kredite sowie Guthaben, Wertpapier-Veranlagungen und Rückkaufswerte von Versicherungen zusammengefasst – ist im Vorjahr um 2,4 Prozent auf 54 Mrd. Euro angewachsen. Davon entfallen 29,5 Mrd. Euro (+5,2 Prozent) auf das Kundenvermögen wie Spar- und Giroeinlagen, Wertpapiere, Bausparen und Lebensversicherungen. „Die steirischen Raiffeisenkunden haben damit einen guten finanziellen Polster für 2025. Das Kundenvermögen ist freilich auch wegen der zurückhaltenden Investitionslaune angewachsen“, erklärt RLB-Vorstand Rainer Stelzer. Im vergangenen Jahr platzierte Raiffeisen Steiermark rund 2,6 Mrd. Euro an frischen Finanzierungen und blieb damit auf dem Niveau von 2023. „Das bedeutet 10,5 Mio. Euro jeden Tag an frischem Geld für Investitionen der Betriebe und Privatkunden“, verdeutlichte Stelzer die Dimension.
Robustes Kreditportfolio
Trotz der anspruchsvollen wirtschaftlichen Entwicklung sei die Kreditqualität sowohl bei Unternehmen als auch bei Privatkunden sehr gut, berichtete Risikovorstand Florian Stryeck. 95 Prozent der Kreditvolumina von Unternehmen liegen in „sehr guten, guten und ausreichenden Bonitäten“, bei Privatkunden seien es sogar 98 Prozent. Bei Letzteren hätten vor allem die gestiegenen Realeinkommen zu einer Entspannung geführt. „Wir glauben auch, dass die Talsohle bei den Wohnraumfinanzierungen erreicht ist und sehen ein leichtes Anziehen“, sagt Stryeck. Ein gemischtes Bild beobachte man im Firmenkundengeschäft. Während es positive Entwicklungen im Tourismus, im Transportgewerbe und in der Logistik gäbe, kämpften die Immobilienbranche, das Bau- und Baunebengewerbe sowie der Handel mit Herausforderungen. „Mit einem breiten Beratungsangebot und zielgerichteten Instrumenten hilft Raiffeisen Steiermark, Liquidität sicherzustellen und langfristige finanzielle Strategien für Unternehmen zu entwickeln“, so Stryeck. Das Gebot der Stunde seien Liquiditätspuffer. Dafür habe man ein breites Set an Instrumenten im Einsatz.
Nachhaltig in die Zukunft
Auch wenn das Thema Nachhaltigkeit in diesen herausfordernden Zeiten keine oberste Priorität mehr genießt, sehe man die Nachhaltigkeit prinzipiell „als Investition in die Zukunft“, betonte RLB-Vorständin Ariane Pfleger. Die Bank habe einen strategischen Zugang zu diesem immer wichtiger werdenden Thema gewählt, basierend auf den vier Säulen: Regulatorik, nachhaltige Bank, grüne Produkte und Beyond Banking. Konkret wurden im Herbst des Vorjahres von der RLB Steiermark grüne Giro- und Sparprodukte auf den Markt gebracht. Zudem ist Raiffeisen auch über das klassische Bankgeschäft aktiv und gründete zwölf Energiegenossenschaften in kurzer Zeit – Tendenz steigend. Und für den Start-up-Accelerator „Hummelnest“ wird heuer erstmals ein „Circular Hero“ gesucht, der sich der Kreislauftwirtschaft angenommen hat. Differenziert sieht Pfleger die neue sogenannte „Omnibus-Regel“ der EU: „Diese bringt zwar begrüßenswerte Vereinfachungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen, sorgt aber zugleich für deutliche Erschwernisse in der praktischen Umsetzung, da Banken nach wie vor verpflichtet sind, Informationen von Unternehmen zu erheben.“ Hier ortet sie eine unzureichende Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Regulierungsebenen.
Kraftakt notwendig
Beim Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025 ist Schaller zufolge „ein zaghaftes Licht am Ende des Tunnels“ sichtbar. Im Auftaktquartal habe man sich langsam aus der Talsohle herausbewegt. Wenig Freude hat Schaller erwartungsgemäß mit der budgetbedingten Erhöhung der Bankenabgabe, die die RLB Steiermark heuer 10 Mio. Euro kosten werde. Die Abgabe sei nicht einmal zweckgebunden und versinke im schwarzen Budgetloch. „Das ist besonders tragisch, weil wir das Geld für Investitionen und die Stärkung unserer Kunden bräuchten“, ärgert sich Schaller. Im Allgemeinen werde viel von den internationalen Entwicklungen abhängen – Stichwort Handelspolitik und Zölle des US-Präsidenten –, aber auch hierzulande seien Hausaufgaben zu machen. Es bedürfe „größerer Kraftakte, um ein unternehmerfreundliches Umfeld zu schaffen, und eines Sabbaticals für Regulierer“, resümiert Generaldirektor Schaller.