Das vergangene Geschäftsjahr 2024 sei „in Summe ein sehr herausforderndes Jahr“ gewesen, sagt Obmann Leopold Gruber-Doberer bei der Generalversammlung der Raiffeisenbank Mittleres Mostviertel. „Gerade der Bereich der gewerblichen Immobilien, welcher in den vergangenen Jahren gute Ergebnisse brachte, war im letzten Jahr zur Herausforderung geworden. Dank der vorhandenen Rücklagen und Vorsorgen konnte unsere Bank dies gut verkraften“, erläutert Gruber-Doberer. Darüber hinaus wurde aber auch personell vorgesorgt: Seit 1. April 2025 bringt Manfred Hackl als Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung seine Expertise im Bereich Risikomanagement ein.
Angesichts der aktuell schwierigen konjunkturellen Lage mahnt Gruber-Doberer, jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken: „Das ist keine Lösung, damit gestaltet man keine erfolgreiche Zukunft!“ Viel wichtiger sei es, die Ärmel hochzukrempeln und ins Tun zu kommen: „Das ist die Antwort, um wieder vorne dabei zu sein“, ist der Obmann überzeugt.
Nichtsdestotrotz ist es der Raiffeisenbank Mittleres Mostviertel gelungen, im Jahr 2024 „ein solides und stabiles Ergebnis“ zu erwirtschaften, freuen sich die beiden Geschäftsleiter Hannes Scheuchelbauer und Kurt Moser. Die schwache Konjunktur mache sich in der Bankbilanz durch gestiegene Risikokosten bemerkbar.
Regional verankert
Die Bilanzsumme stieg 2024 um 3,6 Prozent auf rund 2,26 Mrd. Euro. Damit zählt die Raiffeisenbank Mittleres Mostviertel zu den größten Primärbanken Österreichs, bestätigt Moser. Die Kundeneinlagen sind um 145 Mio. Euro bzw. rund 8 Prozent auf etwa 1,94 Mrd. Euro gestiegen. Bei den Ausleihungen von 1,76 Mrd. Euro verzeichnete man ein Plus von 38 Mio. Euro bzw. 2,2 Prozent.
Das Betriebsergebnis belief sich auf 47,2 Mio. Euro: Ein Ergebnis, das aufgrund der wieder sinkenden Zinsen in den nächsten Jahren nicht gehalten werden könne, wie Moser erklärt. Nach Abzug von 28 Mio. Euro an Wertberichtigungen ergibt sich ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 19 Mio. Euro.
„Durch das sehr gute Betriebsergebnis ist es uns möglich, das Eigenkapital zu halten“, freut sich auch Aufsichtsratsvorsitzender Harald Wehrberger. Mit Eigenmitteln von 267 Mio. Euro ergibt sich ein Eigenmittelüberschuss von 93 Mio. Euro und eine Gesamtkapitalquote von 18,43 Prozent.
„Als genossenschaftliche Regionalbank stehen wir für Solidarität, Nachhaltigkeit und regionale Verbundenheit. Unser Ziel ist es, nicht nur wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen, sondern auch Mitgestalter und Weiterentwickler unserer Region zu sein“, bekräftigt Hannes Scheuchelbauer hinsichtlich der Ausleihungsquote von fast 90 Prozent und einer Steuerleistung von rund 3,6 Mio. Euro. Wie der Ötscher, der höchste Gipfel des Mostviertels, will man als Regionalbank „weithin sichtbar, stabil und beständig“ sein.
Resilienz stärken
Die Raiffeisenbank Mittleres Mostviertel zählt zu den vertriebsstärksten Banken in Niederösterreich und ist „eine regionale Universalbank, wie sie im Buche steht“, weiß auch Erwin Hameseder, Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes und Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien. Entsprechende Risikovorsorgen zu schaffen, sei immer der richtige Weg. Das sei aber nur möglich, wenn man vorher entsprechende Gewinne erwirtschaftet, wie Hameseder mit kritischem Blick auf die Bankensteuer betont.
In Anbetracht „geopolitischer Verwerfungen – Ukraine-Krieg, Nahostkonflikt etc. –, weltpolitischer Verirrungen – Trump – und der schwächelnden Wirtschaft in Europa“ sei die Stärkung der Resilienz das Gebot der Stunde, fordert Hameseder. „Wir müssen und sollen jetzt die Weichen stellen für die Zukunft. Auch wenn die Erfolge dadurch erst in der übernächsten Generation wirksam werden.“