AC Wals: „Siegen wird nie langweilig“

Der AC Wals ist die Ringer-Hochburg Österreichs. Warum für den Rekordmeister vor allem die Nachwuchsarbeit entscheidend ist und trotz aller Erfolge die Ziele nicht ausgehen, erklärt Obmann Philipp Crepaz.

Eigentlich müsste der Mann das Siegen ja gewohnt sein. Als am vorvergangenen Wochenende die Staatsmeisterschaften im Freistil-Ringen ausgetragen wurden, gingen vier von zehn Titeln an die Kämpfer des AC Wals. Womit sich die Zahl der insgesamt errungenen Meisterschaften des 1952 gegründeten Vereins auf unglaubliche 916 erhöhte. „Da sind aber auch die Titel bei der U20 und U17 dabei“, sagt Obmann Philipp Crepaz fast schon bescheiden. „Wenn man nur die Erfolge in der allgemeinen Klasse zählt, sind es 415.“ Immer noch beeindruckend. Dazu kommen weitere 56 Titel mit der Mannschaft, was die Salzburger zum unangefochtenen Rekordmeister in Österreich macht, wie es auch im Logo des Vereins zu lesen ist. Keine Frage: Wer in Österreich Ringen sagt, muss im gleichen Atemzug den AC Wals erwähnen.

Wie aber konnte aus dem vergleichsweise kleinen Ort die Ringer-Hochburg schlechthin werden? Lange überlegen muss Crepaz bei dieser Frage nicht, auch wenn die Antwort so vielschichtig ist wie die Ausbildung eines guten Ringers, der Eigenschaften wie Ausdauer, Kraft und Technik miteinander in Einklang bringen muss. „In erster Linie hat der Sport bei uns eine unglaubliche Tradition, die seit mehr als 70 Jahren über viele Generationen weitergetragen wird. Dadurch entsteht Herzblut und Zusammenhalt, was sicherlich einer unserer Erfolgsfaktoren ist.“ Kaum ein Kind in Wals und Umgebung, das nicht irgendwann mit Ringen in Berührung kam. Sei es im Kindergarten, in der Schule oder bei sonstigen Veranstaltungen im Ort. 

Ringer des AC Wals in Action
© AC Wals

Luxusprobleme

„Nachwuchsprobleme sind uns völlig fremd. Im Gegenteil“, sagt der 35-Jährige, der Ende 2023 die Obmannschaft übernommen hat, nachdem er selbst viele Jahre als Profi-Ringer unterwegs war und neben Staatsmeistertiteln auch Teilnahmen bei Welt- und Europameisterschaften erlebte. „Derzeit haben wir 120 Kinder und Jugendliche bei uns im Verein. Damit stoßen wir mittlerweile an die Grenzen unserer Kapazität. Was natürlich ein Luxusproblem ist.“ Was auch daran liegt, dass er selbst das Thema Nachwuchs-Förderung zur Causa prima erhoben hat, denn: „Egal ob aus den Kids ein Leistungssportler oder ein Hobbyathlet wird – Bewegung gehört zum Wichtigsten, worauf es im jungen Alter ankommt.“

Daher ist es nur logisch, dass bei großer Auswahl an Athleten und entsprechender Qualität der Trainer auch ganz oben bei der ersten Mannschaft viele gute Eigenbausportler ankommen. Von den letzten 19 Mannschaftstiteln gingen nur vier nicht an den AC Wals, in den letzten Jahren war der Klub von der Konkurrenz nicht zu bezwingen. Was allerdings noch einen weiteren wichtigen Grund hat, denn seit einigen Jahren ist das Mitte der 90er-Jahre erbaute und 2022 generalsanierte Trainingszentrum nicht nur Bundesstützpunkt, sondern auch Weltverbands-Leistungszentrum. Und somit neben Destinationen wie Peking oder Paris eine von sechs Anlaufstellen, in die die besten Ringer der Welt kommen, um sich auf Top-Niveau auf Wettkämpfe vorzubereiten. „Unsere Athleten profitieren ungemein davon, sich mit den besten Ringern der Welt messen zu können“, erklärt Crepaz. „Das bringt sie viel weiter, als wenn sie gegen die immer gleichen Gegner kämpfen, denen sie womöglich haushoch überlegen sind.“

Große Hoffnung

Was unter solchen Bedingungen möglich ist, veranschaulicht das Beispiel Markus Ragginger. Der Mannschaftskapitän, der nur 100 Meter von der Trainingsstätte entfernt auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und mit fünf Jahren dem AC Wals beitrat, hat es im Juniorenbereich zu EM- und WM-Medaillen gebracht und ist heute Role Model und Aushängeschild des Vereins. „Er gehört zu den großen Hoffnungen, bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles eine Medaille für Österreich zu holen“, sagt Crepaz. Fast wäre der heute 27-Jährige auch schon bei den Spielen in Paris am Start gewesen. Aber eine Verletzung sowie eine unglückliche Niederlage beim Qualifikations-Turnier (gegen den späteren Olympiasieger!) sorgten dafür, dass er seinen Traum vorübergehend auf Eis legen musste. „Aber er ist total motiviert, es in drei Jahren zu schaffen“, weiß Crepaz.

So wichtig die individuellen Erfolge der Ringerinnen und Ringer bei den großen Events sind – das Herzstück einer jeden Saison ist die heimische Bundesliga, die jedes Jahr von September bis Dezember ausgetragen wird. Bei dieser wird die Mannschaft, die zum Großteil aus heimischen Top-Kämpfern besteht, mit zwei Legionären angereichert, die es in sich haben und die lautstarken Fans in der Halle mit Spitzensport der Extraklasse begeistern. Der Georgier Givi Matcharashvili hat bei den letzten drei Europameisterschaften den Freistil-Titel in der Klasse bis 130 Kilogramm gewonnen und wurde in Paris Vize-Olympiasieger. Und der Ungar Erik Szilvassy wurde vergangenes Jahr Vize-Weltmeister im Griechisch-Römisch (dort sind Beintechniken im Gegensatz zum Freistil verboten). Zwei Weltklasse-Athleten, die das gesamte Niveau im Verein noch einmal steigern.

Ringer des AC Wals in Action
© AC Wals

Langjährige Kooperation

„In der Bundesliga haben wir die größte Sichtbarkeit, was auch für unsere Sponsoren von Relevanz ist“, erläutert Crepaz. Mit Abstand längstdienender Partner ist dabei die Raiff­eisenbank Wals-Himmelreich, mit denen bereits seit weit über 50 Jahren eine Kooperation besteht. „Darauf sind wir sehr stolz, zumal Raiffeisen auch einer unserer drei Hauptsponsoren ist.“ Und so wie es aussieht, wird man auch in Zukunft noch viele gemeinsame Erfolge feiern können, denn ein Ende der Dominanz der AC-Ringer ist nicht in Sicht. „Was mir taugt ist zu sehen, wie aus einer Gruppe von Einzelkämpfern eine Mannschaft entsteht, bei der jeder für jeden durchs Feuer geht. Dieses Zusammenwachsen zu einem eingefleischten Team ist sicher auch eines unserer Erfolgsgeheimnisse“, meint Crepaz. Und fügt mit einem Lachen hinzu: „Keine Sorge: Das Siegen wird dabei nie langweilig!“ Er muss es bei dieser Fülle an Erfolgserlebnissen ja wissen.

AusgabeRZ27-2025

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