Auferstanden aus Ruinen

2012 standen die Sportkegler des KSK Union Orth vor dem Nichts, 13 Jahre später kommen Welt- und Europameister aus dem Städtchen an der Donau. Wie das geht, erklären Obmann Josef Rathmayer und Top-Kegler Matthias Zatschkowitsch.

Auch aus üblen Katastrophen kann manchmal etwas ganz Großes entstehen. Frag nach bei den Sportkeglern des KSK Union Orth an der Donau. Denn vor ziemlich genau 13 Jahren brannte die Kegelbahn des Vereins, die im Restaurant Massinger angesiedelt war, komplett ab. Die Sportler standen von heute auf morgen vor dem Nichts. „Das war verheerend“, erinnert sich Obmann Josef Rathmayer. „Wir standen vor den Trümmern unserer sportlichen Existenz.“ Doch anstatt Trübsal zu blasen, wurde in die Hände gespuckt. Eine leerstehende Halle wurde gekauft, jedes Vereinsmitglied brachte seine Expertise und seine Arbeitskraft ein. Nicht einmal ein Jahr später war die neue Heimstätte des Klubs fertig, es wurde ein richtiges Schmuckkästchen. „Der Kostenvoranschlag lautete 450.000 Euro. Wir haben 120.000 von der Gemeinde bekommen, 60.000 vom Land Niederösterreich und 30.000 von der Sportunion – den Rest haben wir als Verein und vor allem unsere Mitglieder durch ihren Einsatz getragen“, sagt Rathmayer stolz.

Als der Neubezug über die Bühne gebracht war, sagte Martin Rathmayer, Sohn des Obmanns und zu diesem Zeitpunkt schon ein hoffnungsvolles Zukunftstalent, einen folgenschweren Satz. „Wenn wir schon eine so schöne Bahn haben, können wir doch nicht weiter in der dritten Liga herumnudeln.“ Es war der Startschuss für eine Entwicklung, die wohl auch die kühnsten Optimisten nicht für möglich gehalten hätten.

Aufschwung der Extraklasse

Der erste Schritt, der gesetzt wurde: Man fuhr 2014 zur Weltmeisterschaft nach Brünn und überredete zwei tschechische Legionäre, für den Verein an den Start zu gehen. Diese internationale Auffrischung gepaart mit der Tatsache, über einen herausragend talentierten Nachwuchs zu verfügen, sorgte für einen Aufschwung der Extraklasse. Innerhalb von zwei Jahren schaffte man den Sprung in die Superliga, wie die höchste Spielklasse in Österreich genannt wird. „Und zwar ungeschlagen“, wie Matthias Zatschkowitsch betont. „Wir haben zwei Jahre lang kein einziges Spiel verloren und erst nach vier Runden ganz oben wieder eine Niederlage kassiert.“ Ein Durchmarsch, wie er in der Geschichte seinesgleichen sucht.

Und der auch darin begründet liegt, dass besagter Zatschkowitsch schon damals, im Alter von 16 Jahren, über großartige Qualitäten auf der Bahn verfügte. Er räumte die Kegel ab, als wäre es das Einfachste auf der Welt, brachte schon in der Jugend nationale wie internationale Pokale nach Orth. Und gehört heute zu den erfolgreichsten Sportlern auf den Bahnen Europas, wie zwei Weltmeistertitel im Einzel und einer mit der österreichischen Nationalmannschaft beweisen. Ein Ausnahmekönner, wie man ihn nicht oft findet.

Passionierte Amateure

Dreimal pro Woche trifft man den heute 26-Jährigen, im Brotberuf Elektriker bei einer Firma im 22. Wiener Gemeindebezirk, auf der Trainingsbahn an, dazu kommen oft Wettkämpfe am Wochenende. Das Ganze wohlgemerkt aus reinem Spaß an der Freude, denn Sportkegler sind Amateure und können mit ihrer Passion kein Geld verdienen. Sein Credo: „Natürlich braucht man Kondition, eine gute Technik und auch etwas Kraft, wenn man die Kugel mit 45 km/h wirft. Aber zu 80 bis 90 Prozent werden die Wettkämpfe im Kopf entschieden.“ Nämlich dann, wenn der Druck steigt, die Konkurrenz ein paar gute Würfe vorlegt und es am Ende darauf ankommt, keinen Fehler mehr zu machen. 

Letzteres passiert den Athleten des KSK Union Orth ohnehin selten. Die letzten beiden w-Meisterschaften gingen an die Donau, über europäische Qualifikationsturniere kegelte man sich in den letzten drei Jahren auch zweimal in die Champions League. Dort kam der KSK im Mai dieses Jahres ins Final-Four-Turnier nach Mörfelden (bei Frankfurt am Main), erreichte das Endspiel und unterlag erst dort dem deutschen Team des SKK Raindorf. Und erlitt somit das gleiche „Schicksal“ wie bereits vor zwei Jahren, als man ebenfalls erst im allerletzten Spiel den Titel in Europas Königsklasse verpasste.

„Beim ersten Mal wurden wir von der Konkurrenz noch etwas unterschätzt, das war dieses Mal mit Sicherheit nicht der Fall“, sagt Zatschkowitsch. „Heuer haben wir ein herausragendes Halbfinale gespielt (Anm.: 8:0-Sieg über den kroatischen Klub KK Mertojak Split), konnten im Endspiel aber nicht an unsere Form anschließen. Deswegen waren wir intern auch zunächst enttäuscht, haben aber später realisiert, dass uns trotzdem ein sehr starker Erfolg gelungen ist.“

Teamfoto des KSK Union Orth
Der KSK Union Orth/Donau freut sich über den Staatsmeistertitel 2024/25. © KSK Union Orth/Donau

Titel-Hattrick als Ziel

Und was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden. Zumindest merkt man allen Beteiligten die große Lust an, diesen Titel eines Tages nach Niederösterreich zu holen. Schließlich ist die Mannschaft, die aus sechs Stamm-Keglern plus Ersatzspielern besteht, immer noch im besten Alter und versteht sich selbst als verschworene Einheit, in der auch Werte wie Kameradschaft großgeschrieben werden. „Selbst wenn einer mal einen schlechten Tag hat, wird er von den anderen aufgebaut und motiviert, sodass wir das immer wieder auffangen können“, sagt Obmann Josef Rathmayer, der das Amt bereits seit dem Jahr 2000 innehat und heuer sein 25-jähriges Amts-Jubiläum feiert. Schon damals war die Raiffeisenkasse Orth a.d. Donau ein langjähriger Sponsor, vor etwa drei Jahren wurde die Partnerschaft noch einmal vertieft und aufgewertet. 

An gemeinsamen Zielen mangelt es jedenfalls keineswegs. Nachdem man in der vergangenen Saison eine weiße Weste behielt und in der Superliga 18 von 18 Spielen gewann (Martin Rathmayer: „Das kommt wirklich nur alle Jubeljahre mal vor.“), will man in der kommenden Spielzeit ähnlich dominant den Titel-Hattrick schaffen. Und als Mitte Juni bei den Sport Austria Finals die österreichischen Einzel-Titel ausgespielt wurden, belegten Matthias Zatschkowitsch und Martin Rathmayer, in dieser Reihenfolge, die Plätze eins und zwei. 

Erfolge, die verpflichten und Lust auf mehr machen. Und von denen ganz bestimmt niemand zu träumen wagte, als die KSK Union Orth vor 13 Jahren vor den Brandruinen seiner Existenz stand.

AusgabeRZ29-2025

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