Im Jahr 2018 hat man die fondsgebundene Lebensversicherung unter dem Giebelkreuz gestartet. Haben sich die Erwartungen an dieses Produkt erfüllt?
Sabine Pfeffer: Die Erwartungen an die fondsgebundene Lebensversicherung haben sich auf jeden Fall erfüllt, wir liegen über Plan und sehen eine erfreulich hohe Nachfrage. Gerade deshalb setzen wir in diesem Herbst wieder einen besonderen Schwerpunkt auf die Lebensversicherung – sowohl auf die klassische als auch speziell auf die fondsgebundene. Denn wir sind überzeugt, dass hier noch erhebliches Potenzial vorhanden ist, wenn wir die vorhandenen Kräfte und Hebel konsequent nutzen. Private Vorsorge und Absicherung für die Pension ist ein zentrales Thema, und die fondsgebundene Lebensversicherung bietet dafür eine attraktive Lösung. Daher adressieren wir diesen Kampagnenschwerpunkt gemeinsam mit Raiffeisen Capital Management unter dem Motto „Die Zukunft in deinen Händen“.
Hannes Cizek: Raiffeisen Capital Management hat heuer erstmals den vertrieblichen Schwerpunkt mit Stückzahlen hinterlegt. Gerade jetzt, wo das Pensionsthema in aller Munde ist, ist es ein guter Zeitpunkt, die fondsgebundene Lebensversicherung wieder stärker zu forcieren.
Die fondsgebundene Lebensversicherung ist also nun mit konkreten Zahlen hinterlegt. Wie viele Verträge gibt es?
Pfeffer: Ende August 2025 hatten wir rund 40.000 Stück im Bestand.
Cizek: Was das Volumen betrifft, liegen wir bei 215 Millionen Euro. Es gibt hier noch sehr viel Potenzial – auch in Hinblick auf die Durchdringung –, dem wir uns jetzt gemeinsam widmen.
Vorsorge ist ein wichtiges Thema und wird immer wichtiger, weil das staatliche Umlageverfahren an seine Grenzen stößt. Welchen Stellenwert hat die Altersvorsorge in Ihrem Geschäft?
Pfeffer: Die Altersvorsorge ist ein zentrales Geschäftsfeld für uns und die Nachfrage wächst kontinuierlich. Durch die steigende Lebenserwartung und die Herausforderungen im staatlichen Pensionssystem, der ersten Säule, wird die Pensionslücke für viele Menschen immer deutlicher spürbar. Mit der zweiten Säule (betriebliche Vorsorge) und der dritten Säule (private Vorsorge) bieten Lebens- und Pensionsversicherungen eine verlässliche Lösung, um die finanzielle persönliche Zukunft und die der Familie abzusichern. Als Bank und Versicherung sehe ich es als unsere gemeinsame Verantwortung, Kundinnen und Kunden zu informieren und zu sensibilisieren. Besonders Frauen sind durch Teilzeitarbeit und Einkommensunterschiede stärker von Altersarmut bedroht – ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Unser Ziel ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Vorsorge aktiv in die Hand zu nehmen und ihnen Sicherheit und Lebensqualität im Alter zu ermöglichen.
Cizek: Für eine Kapitalanlagegesellschaft ist Altersvorsorge der Kern des Geschäftsmodells: Auf der institutionellen Seite verwalten wir Gelder für Versicherungen, Pensionskassen und Vorsorgekassen. Und auf der Privatkundenseite haben wir die fondsgebundenen Lebensversicherungen, aber auch Fondssparen und selbst eine Vermögensverwaltung ist eine Form, für sich selbst und zukünftige Generationen vorzusorgen.

Was spricht denn konkret für eine fondsgebundene Lebensversicherung?
Pfeffer: Die fondsgebundene Lebensversicherung bietet gleich mehrere überzeugende Vorteile. Zum einen sorgt sie für eine lebenslange Pension und damit für finanzielle Sicherheit im Alter. Zusätzlich profitieren Kunden von einem attraktiven steuerlichen Rahmen: Die Erträge sind kapitalertragsteuerfrei, was die langfristige Veranlagung besonders lohnend macht. Ein weiterer Pluspunkt ist die einfache Vermögensweitergabe: Durch die Nennung eines Bezugsberechtigten fließt das Kapital im Todesfall direkt an diese Person und muss nicht in die Verlassenschaft aufgenommen werden. So verbindet die fondsgebundene Lebensversicherung Renditechancen, steuerliche Vorteile und planbare Absicherung – ein rundum attraktives Vorsorgeprodukt.
Cizek: Aus Sicht des Fondsanbieters spricht für eine fondsgebundene Lebensversicherung auch die Flexibilität sowie breite Auswahl an Fondsprodukten. Abhängig von der Anlagedauer, den Ertragszielen und der Risikoneigung gibt es vielfältige Möglichkeiten in Hinblick auf das Investment. Die fondsgebundene Lebensversicherung verbindet die Chancen am Kapitalmarkt über einen langfristigen Anlagehorizont mit einem Versicherungsprodukt. Das ist die Schönheit der Lösung, die viele Vorteile für den einzelnen Kunden bietet.
Ab wann sollte man eine fondsgebundene Lebensversicherung abschließen?
Cizek: Generell gilt: Je früher, desto besser. Länger als bis zum 40. Lebensjahr sollte man mit der Altersvorsorge nicht warten. Auswertungen zeigen, dass sich kapitalmarktorientierte Produkte vor allem über einen längeren Zeitraum sehr gut entwickeln. Innerhalb von drei bis fünf Jahren kann man das Potenzial eines Aktienprodukts aufgrund diverser Marktbewegungen oft nicht voll ausschöpfen.
Pfeffer: „Je früher, desto besser“, das kann ich nur bestätigen. Wir wissen, das durchschnittliche Abschlussalter bei laufender Prämienzahlung liegt aktuell bei 32 Jahren bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 33 Jahren. Optional bietet sich auch die Möglichkeit eines Einmalerlags an. Hier liegt das durchschnittliche Abschlussalter derzeit bei 52 Jahren, bei einer Durchschnitts-Laufzeit von 19 Jahren.

Für eine Kapitalanlagegesellschaft ist Altersvorsorge der Kern des Geschäftsmodells.
Hannes Cizek
CEO Raiffeisen Capital Management
Seit sieben Jahren gibt es die fondsgebundene Lebensversicherung bei Raiffeisen. Konnte man die Performance-Erwartungen der Kunden erreichen?
Cizek: In den verschiedenen Risikoklassen haben wir die Performance-Erwartungen erfüllt. Wir verfolgen da die gleiche Logik wie bei allen Anlageprodukten: Wir haben für die verschiedenen Risikoklassen jeweils ein konventionelles und ein nachhaltigkeitsorientiertes Produkt für den Kunden zur Auswahl. Man hat auch die Wahlmöglichkeit zwischen 100 Prozent Aktienquote und Fonds in niedrigeren Risikoklassen mit einem höheren Anleihenanteil. Der beliebteste Fonds ist derzeit unser Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix, unser Flaggschiffprodukt mit über fünf Milliarden Euro Fondsvolumen, der seit der Auflage jährlich knapp 5 Prozent Rendite erwirtschaftet hat.
Pfeffer: Rund 70 Prozent der Neuabschlüsse 2025 sind nachhaltigkeitsorientiert. Wir haben unser Angebot dementsprechend auch ausgebaut, unter anderem mit dem neuen Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Aktienfonds. Wir können damit nun Fonds in allen Risikoklassen auch in einer nachhaltigkeitsorientierten Variante anbieten.
Cizek: Insbesondere bei dem langen Anlagehorizont von mehr als 15 Jahren ist ein Aktienprodukt eine sehr gute Wahl. Wir wollten daher auch in diesem Segment eine verantwortungsvolle Lösung anbieten.
Wie flexibel ist man bei der fondsgebundenen Lebensversicherung?
Pfeffer: Es ist ein sehr flexibles Produkt, das viel kann: Man kann die Strategie monatlich anpassen und das kostenlos. Es gibt die Wahlmöglichkeit zwischen Einmalerlag oder laufendem Ansparen, unterschiedliche Risikoklassen und bei Bedarf kann die Prämienhöhe verändert oder in verschiedene Fonds gesplittet werden. Gegen Laufzeitende gibt es ein Ablaufmanagement, bei dem die Aktienquote reduziert wird. Zum Schluss hat man auch noch die Wahl zwischen einmaliger Auszahlung oder monatlicher Pension.
Wie relevant ist das aktuelle Kapitalmarktumfeld für Neuabschlüsse?
Cizek: Gar nicht, da die Veranlagung über einen langen Horizont geht. Bei laufender Einzahlung kann man auch den sogenannten Durchschnittskosten-Effekt erzielen. Bei Kursschwankungen und gleichbleibenden Sparbeiträgen kauft man bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger, was langfristig zu einem vorteilhaften Effekt führen kann.
Transparenz ist heutzutage ein großes Thema. Was kostet eine fondsgebundene Lebensversicherung?
Pfeffer: Die Kosten bei der fondsgebundenen Lebensversicherung sind grundsätzlich mit denen eines Direktinvestments vergleichbar – abhängig vom Fonds und dem gewählten Depotmodell. Zusätzlich fällt eine Versicherungssteuer von 4 Prozent an. Dafür entfällt die Kapitalertragsteuer auf Erträge, was langfristig steuerliche Vorteile bringen kann.

Unsere gemeinsame Verantwortung ist, Kunden zu informieren und zu sensibilisieren
Sabine Pfeffer
Vorstand Uniqa Österreich, verantwortlich für den Bankenvertrieb und die Marke Raiffeisen Versicherung
Was bräuchte es, um das Thema Lebensversicherung als private Altersvorsorge weiter voranzutreiben?
Cizek: Politisch gibt es hier noch Luft nach oben, aber auch wir bei Raiffeisen wollen das Thema mehr in den Vordergrund rücken – sowohl bei unseren Vertriebspartnern, den Raiffeisenbanken, als auch unseren Kunden selbst. Da erhoffen wir uns neuen Schwung.
Pfeffer: Die zweite und dritte Säule sollte nicht als Verdränger der ersten wahrgenommen werden. Aber es braucht hier Wissen, wie diese Säulen funktionieren und wie man selbst vorsorgen kann. Und es braucht attraktive Lösungen, steuerliche Anreize wären wünschenswert. Auch hier braucht es die Regierung. Will man weiter zulassen, dass Frauen im Schnitt mit knapp 1.600 Euro brutto in Pension gehen? Das mangelnde Wissen um die Notwendigkeit einer Altersvorsorge besorgt uns wirklich.
Wie lange muss man das Thema Altersvorsorge noch predigen, bis es wirklich in der breiten Bevölkerung angekommen ist?
Pfeffer: Es stimmt, dass viele Menschen das Thema Altersvorsorge noch nicht ausreichend im Blick haben – das ist eine gesellschaftliche Herausforderung. Gleichzeitig sehe ich, dass das Bewusstsein wächst. Als junger Mensch würde ich auf jeden Fall frühzeitig in eine private Altersvorsorge investieren, weil der lange Anlagehorizont die Chancen auf eine stabile und lebenslange Pension deutlich erhöht. Unsere Aufgabe als Versicherung ist es, weiterhin aufzuklären, zu informieren und einfache, verständliche Lösungen anzubieten, damit Vorsorge ein selbstverständlicher Bestandteil der finanziellen Planung jedes Einzelnen wird.
Cizek: Es braucht auch noch viel Überzeugungsarbeit, den Österreicher für den Kapitalmarkt zu begeistern. Das ist in anderen Ländern ganz anders. Die Österreicher sind generell sehr konservativ in der Vorsorge. Aber wir bleiben da dran.