Frohner: Metamorphosen in Schwarz-Weiß-Rot

Mit der Ausstellung „Frohner expressiv“ widmet sich das „Forum Frohner“ dem ausdrucksstarken Spätwerk des Künstlers.

Adolf Frohner zählt zu den wichtigsten österreichischen Künstlern der Nachkriegszeit. Im Laufe seines Lebens beschäftigte er sich in seinen Arbeiten immer wieder mit den existenziellen Fragen des Menschseins. Vor allem in seinem Spätwerk nahm der 2007 verstorbene Künstler verstärkt das Thema der Verwandlung als Lebensprinzip in sein Werk auf. So widmete er sich unter anderem in einer Reihe von großformatigen Werken der Metamorphose des Schmetterlings. In seinem 1992 entstandenen Werk „Der Kokon“ zeigt Frohner den Moment des Übergangs, bevor sich die Raupe nach Ende ihrer Verpuppung als Falter in die Lüfte schwingen wird. Das Gemälde ist Teil der offenen Serie „Schmetterling metamorph“ und ist noch bis Mitte April in der Ausstellung „Frohner expressiv“ in Krems-Stein zu sehen. 

Die Schau vereint erstmalig „in einer Zusammenstellung“, die laut Elisabeth Voggen­eder, Künstlerische Leiterin des Forums Frohner und Kuratorin der Schau, „so bislang noch nicht zu sehen war“, zentrale Werke aus dem Schaffen des Künstlers der 1980er- und 90er-Jahre. Ausgestellt sind gerade mal eine Handvoll der insgesamt rund 100 monumentalen Gemälde des Spätwerks. Man hat sich offensichtlich dazu entschieden, auf die kraftvolle Wirkung der von Frohner dramatisch inszenierten Arbeiten zu setzen. 

Wege der Transformation

Unter die wenigen Gemälde, die ihren Weg in die Ausstellung gefunden haben, reiht sich auch „Der Schmetterlingsjäger“ ein. Dieser hat sich schwungvoll zur Jagd nach einem bereits geschlüpften Tier aufgemacht. Dem Unternehmen haftet allerdings laut Begleitheft etwas Humoristisches an, denn nicht immer gestaltet sich die Suche nach dem Spirituellen einfach. Vor allem der Schmetterling wurde in der christlichen Ikonografie zum Sinnbild für die Verwandlung und das Leben, das als Symbol der Auferstehung gilt. „Die Gemälde und Zyklen des Spätwerkes können daher als Versuch einer Darstellung des Transzendenten verstanden werden“, wie es in der begleitenden Broschüre zur Ausstellung heißt.

Tatsächlich wandte sich der Künstler nach einer Phase der Neuinterpretation des Realismus in den 1980er-Jahren vermehrt religiösen, historischen und allegorischen Themen zu. Neben seinem Rückgriff auf die christliche Ikonografie wählte Frohner regelmäßig auch Themen aus der Antike – darunter beispielsweise mit „Die Vorbereitungen des Orpheus“ eines, das zu den bekanntesten Geschichten aus den Metamorphosen von Ovid zählt. Der Lyra spielende Superstar aus der griechischen Sagenwelt ist nicht nur ein begnadeter Musiker, der mit seiner Kunst auch die Götter zu betören weiß, sondern macht sich durch seinen Abstieg in die Unterwelt zudem dazu auf, die Realität des Todes zu überwinden. Die Kunst wird hier zum zentralen Mittel einer Verwandlung eingesetzt.

Ein Thema, dem sich Frohner auch mit seinem 1993 geschaffenen Selbstporträt „Die Kunst ist beidhändig“ annimmt. Das Bild zeigt den Kunstschaffenden mit zwei Pinseln in der Hand und verweist auf die Fähigkeit, mittels Kunst auch Grenzen zu überschreiten. Ein Überschreiten des Gewohnten, das von Frohner auch in dem Gemälde „Mondtänzer und Weltenjongleur“ thematisiert wird. Indem der Artist kunstvoll eine Reihe von Objekten balanciert, scheint es, als könne er die Schwerkraft überwinden. Damit fordert er nicht zuletzt unsere gängigen Sehgewohnheiten und Erfahrungen heraus. 

Gemeinsam ist allen in der Ausstellung gezeigten Arbeiten die ausschließliche Verwendung der Farben Rot, Schwarz und Weiß. Eine Wahl, die von Frohner bewusst getroffen wurde, um die dramatische Inszenierung zu verstärken und eine große Ausdruckskraft zu erzielen. Zugleich trug Frohner mit seinen späten Gemälden zu einer wesentlichen Neuinterpretation des Expressiven bei, in der die Sinnlichkeit der Malerei greifbar ist, lautet eine weitere Botschaft der Ausstellung – diese gilt es auf sich wirken zu lassen.

AusgabeRZ46-2025

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