Tusche in Wasser getropft und die dadurch entstandenen Formen auf Papier festgehalten – so beginnt im 12. Jahrhundert die Geschichte des Marmorierens mit der japanischen Technik des Suminagashi. Über die Seidenstraße gelangte diese meditative Kunst der Mustererzeugung in die Türkei und fand von dort schließlich ihren Weg nach Europa.
Aus den ursprünglich zarten Schwarz-Weiß-Mustern sind durch den Zusatz von Verdickungsmitteln im Wasser und dem Einsatz von unterschiedlichen Farben erstmals im 13. oder 14. Jahrhundert jene bunte Marmormuster entstanden, wie sie noch heute für das Marmorieren typisch sind. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein blieb das „Malen auf dem Wasser“ aus Angst vor Konkurrenz allerdings ein streng gehütetes Geheimnis. Auch Lehrlinge lernten nur einzelne Arbeitsschritte, nicht jedoch das gesamte Verfahren. Das änderte sich erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Autor und autodidaktische Meister der Marmoriertechnik Charles Woolnough in Büchern wie „The Whole Art of Marbling“ erstmals detailliert die damals gängigen Methoden beschrieb. Das Buch, das ihm heftige Kritik aus der Branche der Papiermarmorierer brachte, enthält zahlreiche Illustrationen und Beispiele und hat nicht nur maßgeblich zur Verbreitung und Popularisierung der Marmorier-Technik beigetragen, sondern auch die Grundlage für viele spätere Lehrbücher gebildet.
Marmorieren selbst erlernen
Heute können Interessierte aus einer Auswahl an Fachbüchern schöpfen. Mittlerweile besteht auch verstärkt die Möglichkeit, die Kunst mittels zahlreicher, mehr oder minder gut gemachter Internet-Tutorials sowie in Kunstschulen, Kreativzentren oder Buchbindereien zu erlernen.
Obwohl das Marmorieren selbst nicht schwer ist und man die Technik relativ schnell beherrscht, gibt es doch einiges, das man bereits im Vorfeld beachten sollte. Da unterschiedliche Methoden existieren, ist es ratsam, sich zunächst einmal darüber klar zu werden, ob man einen stärker meditativen künstlerischen Zugang oder einen etwas schnelleren Einstieg mittels moderner Marmorierfarben wählen möchte. Nichts spricht dagegen, beides zu versuchen und auch parallel anzuwenden – je nachdem, welches Ergebnis man sich wünscht beziehungsweise welche Gegenstände man zu marmorieren gedenkt.
So haben Marmorierfarben, die man lediglich in klares Wasser auftropft, den Vorteil einer schnellen unkomplizierten Handhabung, erfordern allerdings bei der Verarbeitung eine gewisse Schnelligkeit, da sie sonst zäh werden und sich nicht mehr zum Marmorieren, sprich zum Ineinanderziehen, eignen. Wer die Sache langsamer angehen möchte und sich mehr Zeit zum Gestalten der Formen nehmen möchte, dem empfiehlt sich die klassische Technik mittels eines Verdickungsmittels. Gut geeignet ist beispielsweise Carrageen (ein natürliches Gemisch aus Polysacchariden, das aus Rotalgen gewonnen wird). Das Pulver, am besten vom Typ Lambda, wird im Verhältnis von 8 Gramm auf 1 Liter Wasser gemischt und einige Stunden stehengelassen, bevor es als Malunterlage verwendet werden kann. Als Farben eignen sich hier beispielsweise unter anderem sehr gut Acrylfarben, die mit ein wenig Wasser (je nach Farbe reichen auch ein paar Tropfen) vermischt auf die Oberfläche des Wasserbades gespritzt und dann mit Marmorierkamm, Holzstäbchen oder Pinsel zu Mustern ineinandergezogen werden. Hat man das gewünschte Ergebnis erreicht, legt man einfach sein bevorzugtes Blatt Papier (geeignet sind prinzipiell alle Papiersorten bis auf stark geleimtes oder hochglänzendes Papier) auf, zieht es nach kurzer Zeit ab und lässt es trocknen. Nach 24 Stunden das restliche Carrageen abwaschen und das Papier erneut trocknen lassen.
Vielfältige Verzierungen
Wer sichergehen will, dass die Farben gut halten, kann das Papier im Vorfeld auch noch mit Alaun (Kaliumaluminiumsulfat) beizen. Letzteres ist vor allem bei Stoffen ein Muss. Dazu 4 Esslöffel Alaun in 4 Liter heißem Wasser auflösen und den Stoff für 20 Minuten darin baden und anschließend auswringen und trocknen lassen. Marmoriert werden können neben diversen Baumwollstoffen auch Seidentücher oder beispielsweise Stoffservietten. Marmorierte Stoffe lassen sich zudem gut zu Geldbörsen, Tragetaschen oder Polsterüberzügen weiterverarbeiten, während man mit marmoriertem Papier Notizbücher, Geschenkboxen oder Glückwunschkarten basteln kann. Ebenfalls zum Marmorieren geeignet sind mit Acrylfarbe grundierte selbst gefertigte Pappmaché-Objekte wie beispielsweise Laternen, Lampen oder Windlichter.
Generell eignet sich die Technik des Marmorierens gut für die Verzierung von diversen Dekorations- oder Gebrauchsgegenständen im Haushalt. Wer zum Beispiel Porzellanteller und -tassen, Glasvasen oder Kerzen marmorieren möchte, der ist mit Marmorierfarben, die auf Wasser aufgetropft werden, gut beraten. Der Vorgang könnte sich kaum einfacher gestalten: Farben auftropfen, blitzschnell ineinanderziehen und das gewünschte Objekt eintauchen. Auch wenn die Farben schnell zäh werden, kann man sich, hat man den Kniff erstmals heraußen, mitunter über fantastische Ergebnisse freuen.
Besonders in der Vorweihnachtszeit bietet es sich an, durchsichtige oder weiße Christbaumkugeln ins Becken zu tunken, um so einzigartige Unikate zu erhalten, die sich auch gut verschenken lassen. Die Farbe trocknet rasch und hält gut – auch auf den Fingern, deshalb Handschuhe nicht vergessen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Marmorieren ist ein schönes – nachdem die ersten, sich in Maßen haltenden Anschaffungskosten von Farben und Verdickungsmittel getätigt wurden –, relativ kostengünstiges Hobby, das sich gut allein oder auch gemeinsam mit Kindern ausführen lässt.








