Selten wurde eine Programmvorstellung so aufmerksam beäugt wie jene des kommenden Sommers. Nach dem öffentlichen Bruch mit Marina Davydova im November 2024 steht die Schauspielsparte der Festspiele noch immer ohne Leitung da, weshalb Intendant Markus Hinterhäuser kurzerhand selbst das Ruder übernahm.
„Wir waren in keiner leichten Situation“, sagte Hinterhäuser bei der Vorstellung des kommenden Festspielsommers. Davydova habe keine Vorarbeiten für 2026 hinterlassen. „Ich habe das Schauspiel nicht aus einer Hybris übernommen, sondern aus der Not heraus.“ Nun zauberte Hinterhäuser, seit 2016 Intendant der Salzburger Festspiele, ein Schauspielprogramm aus dem Hut, das sich sehen lassen kann.
Den Auftakt macht wie jedes Jahr der Jedermann von Hugo von Hofmannsthal, zudem gibt es Gastspiele des Berliner Ensembles und des Warschauer Nowy Teatr. Mit Peter Handke und Elfriede Jelinek werden Stücke zweier österreichischer Literaturnobelpreisträger zur Uraufführung gebracht. Regisseur Jossi Wieler wird Handkes „Schnee von gestern, Schnee von morgen“ mit den Schauspielern Jens Harzer und Marina Galic inszenieren. Uraufführung ist am 27. Juli im Landestheater. „Peter Handke hat mich vor zwei Jahren angerufen und gesagt, er habe etwas Neues. Ob es mich interessiert und ob er es mir schicken darf“, erzählte Hinterhäuser. Handke habe ihm gesagt: „Mach, was du willst damit.“ Das Stück handle vom Gehen, vom Schlendern, von der „Mystik des Alltäglichen“.
Elfriede Jelineks Drama „Unter Tieren“ erlebt am 16. August auf der Perner-Insel in Hallein seine Uraufführung – inszeniert von Nicolas Stemann und realisiert als Koproduktion mit dem Burgtheater. Jelinek habe sich für Stemann als Regisseur ausgesprochen, betonte Hinterhäuser. Stemann sagte über das Stück: „Die Tiere versuchen, den Finanzkapitalismus zu verstehen, schaffen es aber nicht.“
„Carmen“ und „Così fan tutte“
Das Opernprogramm bringt die großen Klassiker auf die Bühne. Eröffnet wird am 26. Juli mit Georges Bizets Carmen, Teodor Currentzis hat die musikalische Leitung inne. Die Hauptrolle wird die Sopranistin Asmik Grigorian übernehmen.
Weiter geht es mit der Oper „Così fan tutte“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die nach 2020 unter der Regie von Christof Loy nochmals aufgeführt wird. Aufgrund der Corona-Bestimmungen musste die Oper damals stark gekürzt werden – nun wird die erweiterte Version auf die Bühne gebracht. „In dieser Oper kommen fast alle Formen der Liebe zur Sprache“, sagte Dirigentin Joana Mallwitz.
Die Neuinszenierung von Olivier Messiaens „Saint François d’Assise“ in der Felsenreitschule übernimmt Romeo Castellucci – bereits 1992 wurde die Oper in Salzburg inszeniert. Das Stück hat für Intendant Hinterhäuser eine große Bedeutung. „Hätte ich 1992 die Vorstellung nicht gesehen, würde ich heute wahrscheinlich nicht hier sitzen.“
Das Konzertprogramm wird erstmals von Axel Hiller verantwortet. Insgesamt 80 Vorstellungen wird es geben. Vor allem die Porträtreihe der zeitgenössischen italienischen Komponistin Francesca Verunelli sticht hervor.
Auch nächstes Jahr gibt es mit jung&jeder wieder ein Jugendprogramm. Raiffeisen Salzburg fungiert als Sponsor. Die Oper „Holle!“ und das Schauspiel „Kri“ gehen bereits im März als mobile Produktionen im Salzburger Land auf Tour. Am 26. Juli findet dann die Premiere der Kinderoper „King Arthur Junior“ statt, als Regisseurin konnte man wieder Fabiola Kuonen gewinnen, die im vergangenen Jahr „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“ inszenierte.
Auf der Suche
Die Rolle als Schauspielchef möchte Intendant Hinterhäuser wieder abgeben. Im kommenden Jahr soll eine neue Leitung das Programm für 2027 vorstellen. Man ist weiterhin auf der Suche, die Bewerbungsfrist endet Mitte Dezember.
Noch herausfordernder ist die Suche nach einem Übergangsquartier. Im Herbst 2027 muss das Große Festspielhaus aufgrund einer Generalsanierung für zwei Jahre schließen. Wo sollen die Aufführung mit rund 2200 Gästen stattfinden? „Wir befinden uns auf der Suche, sehr intensiv“, sagte Hinterhäuser. Der Intendant hält auch eine mobile Halle für eine Option. Beim Schweizer Festival Verbier habe man jahrelang mit einer temporären Halle gearbeitet. „Das hat gut funktioniert.“









