Warum hat sich die RCB dem neuen ZFA-Nachhaltigkeitskodex verpflichtet?
Philipp Arnold: Neben Rendite ist Nachhaltigkeit mittlerweile eines der bedeutendsten Veranlagungsmotive. Umso wichtiger ist es daher Klarheit zu geben, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit ein Zertifikat auch als nachhaltig angeboten werden kann. Als Gründungsmitglied des Zertifikate Forums Austria hat es für uns hohen Stellenwert, Anleger zu informieren und Transparenz zu schaffen – beides erfüllt der ZFA-Nachhaltigkeitskodex.
Welche Vorteile bringen die einheitlichen Produkt- und Transparenzstandards? Kann Green Washing so unterbunden werden?
Arnold: Definitiv, Anleger können in kompakter Form nachlesen, was ESG in Zusammenhang mit der Emission von Zertifikaten bedeutet. Also ganz konkret welche Voraussetzungen der Emittent erfüllen muss – zum Beispiel die Einhaltung der UN Global Compact Prinzipien –, welche Voraussetzungen der Basiswert, auf den sich das Zertifikat bezieht, erfüllen muss – wie Mindestausschlusskriterien in Bezug auf Rüstungsgüter, Tabak, Kohle, Schutz internationaler Menschenrechte, Eintreten gegen aller Art von Korruption und vieles mehr – und welche Zertifikatetypen überhaupt als nachhaltig angeboten werden dürfen. Hebel- oder Short-Zertifikate (Anm. Zertifikate auf fallende Kurse) sind ausgeschlossen.
Welche Auswirkungen hat der Kodex auf die Produktgestaltung der RCB?
Arnold: Die RCB hat ihrerseits die Produktpalette im Nachhaltigkeitsbereich deutlich erweitert. Mittlerweile bieten wir rund 930 nachhaltige Zertifikate – sowohl auf Einzelaktien als auch auf Indizes – an. Zu dem Zweck wurden gemeinsam mit dem renommierten Index-Anbieter MSCI Nachhaltigkeitsindizes entwickelt und kürzlich gelauncht. Diese Benchmarks entsprechen nicht nur vollumfänglich dem Nachhaltigkeitskodex des ZFA, sondern sind sogar noch deutlich strenger ausgestaltet. Eine weitere Neuigkeit ist die Kooperation mit Raiffeisen Research: Beim Nachhaltigkeitsrating „ESG-Scoring“ werden aus einem Universum von 8.000 gelisteten oder nicht-börsenotierten Unternehmen Aktien hinsichtlich Environmental-, Social- und Governance-Faktoren eingestuft und in weiterer Folge mit einem ESG-Score zwischen 1 und 100 versehen. Als logische Konsequenz kann die Raiffeisen Centrobank neuerdings nachhaltige Zertifikate auf Einzelaktien mit entsprechender Bewertung durch Raiffeisen Research anbieten. Dabei handelt es sich ausschließlich um ESG-konforme Zertifikate der Kategorie Anlageprodukte, die mit Absicherungsmechanismen für das investierte Kapital ausgestattet sind und somit auch vollumfänglich dem Kodex entsprechen.
Bringt der Kodex notwendige Veränderungen für die RCB als Emittent?
Arnold: Als Österreichs Zertifikate-Marktführer ist es erklärtes Ziel der RCB, ebenfalls im Bereich der nachhaltigen Veranlagung eine führende Rolle einzunehmen, Verantwortung mitzutragen und Werte zu schaffen, die über Generationen wirken. Daher haben wir schon im März 2021 den RCB-Nachhaltigkeitsstandard veröffentlicht. Dieser nimmt vieles aus dem ZFA-Nachhaltigkeitskodex bereits vorweg und ist in einigen Bereichen sogar etwas strenger ausgestaltet. Unsere ESG-gekennzeichneten Neuemissionen entsprechen daher bereits vollumfänglich den Anforderungen.