Krisenfest auf zwei Standbeinen

Die Uniqa baut das Kerngeschäft in Österreich sowie in Zentral- und Osteuropa weiter aus. Die kräftigen Kundenzuwächse sorgen für einen Ergebnisanstieg, trotz höherer Belastungen aus Unwetterschäden.

„2022 war ein ausgezeichnetes Jahr und wir dürfen uns über ein fantastisches Ergebnis freuen. Es hat aber nicht immer danach ausgeschaut“, eröffnet Uniqa-CEO Andreas Brandstetter die Präsentation der vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Trotz des Ukrainekriegs und dessen Auswirkungen, Lieferkettenproblemen, Teuerung und Volatilitäten auf den Kapitalmärkten seien gerade das dritte und das vierte Quartal exzellent und „sehr schadensarm“ gelaufen. 

Die Anzahl der Kunden ist im Vorjahr um 300.000 gestiegen, damit betreut Uniqa im Versicherungsgeschäft – also ohne Pensionskassen-Kunden in Osteuropa – 16,1 Millionen Kunden in 18 Ländern. Der Kundenanstieg hat auch bei den verrechneten Prämien zu einem Plus von 3,9 Prozent auf 6,6 Mrd. Euro geführt. 

Eine der zentralen Kennzahlen für Versicherer, die kombinierte Schaden-Kostenquote, die sogenannte Combined Ratio, verbesserte sich im Vorjahr von 93,7 auf 92,9 Prozent und erreichte damit ein All-time-Low. „Und das, obwohl wir in diesem Jahr signifikante Belastungen aus Großschäden von über 250 Mio. Euro hatten und auch die Unwetterbelastungen mit 115 Mio. Euro extrem hoch waren – der dritthöchste Wert in den vergangenen 20 Jahren“, erklärt Brandstetter. Die Unwetterschäden machten 2022 rund 9 Prozent der österreichischen Schadenquote aus. „Wenn uns der Kampf gegen den Klimawandel nicht entschieden gelingt, dann werden diese Belastungen weiter steigen.“ Die Versicherungsbranche als größter Investor Europas mit rund 11 Billionen Euro an Assets under Management könne und müsse bei der grünen Transformation einen wesentlichen Beitrag leisten. Derzeit seien nämlich erst 10 Prozent dieser Assets nachhaltig veranlagt.

Deutliches Wachstum

Die Uniqa ist im Vorjahr in allen Versicherungsbereichen gewachsen. Die verrechneten Prämien in der Schaden- und Unfallversicherung sind aufgrund von Indexanpassungen und einem starken Vertrieb um 5,6 Prozent auf 3,7 Mrd. Euro angestiegen. In der Krankenversicherung erhöhten sich die verrechneten Prämien ebenfalls – um 4,1 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro. „Nach Covid-Zeiten sind besonders die ambulanten Tarife extrem nachgefragt“, erklärt Uniqa-Finanz- und Risikovorstand Kurt Svoboda. Im Bereich der Lebensversicherung freut man sich über eine Stagnation und darüber, dass von 1,6 Mrd. Euro Prämie mehr als knapp 700 Mio. Euro aus dem internationalen Bereich kommen. Die fondsgebundene Lebensversicherung wurde insbesondere in Tschechien, Polen und der Slowakei stark nachgefragt. Die fondsgebundene Lebensversicherung in Kombination mit dem Thema Nachhaltigkeit steht heuer auch im Fokus, nennt Svoboda einen Vertriebsschwerpunkt.

Profitabilität im Uniqa-Kerngeschäft 

Die konsolidierten Versicherungsleistungen sind im Vorjahr trotz gestiegener Prämieneinnahmen um 0,2 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro gesunken. Die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb sind um 3,8 Prozent, also unter der Inflationsrate, gestiegen. „Massiv gelitten“ habe das Kapitalanlageergebnis mit einem Minus von 37,4 Prozent auf 406 Mio. Euro. Insgesamt mussten 370 Mio. Euro an Wertberichtigungen und Abschreibungen – insbesondere auf russische und ukrainische Bonds – verkraftet werden.

„Wir haben die Rückschläge im Kapitalanlagebereich durch ein exzellentes versicherungstechnisches Ergebnis allerdings mehr als kompensieren können. Unser Kerngeschäft hat sich besonders resilient und krisenfest entpuppt“, betont Brandstetter. Das versicherungstechnische Ergebnis verdoppelte sich nahezu auf 411 Mio. Euro. Somit verbesserte sich auch das Ergebnis vor Steuern um 10,3 Prozent auf 422 Mio. Euro. Der Hauptversammlung werden deshalb wie vor einem Jahr wieder 55 Cent je Aktie als Dividende vorgeschlagen, damit würden ungefähr 170 Mio. Euro ausgeschüttet.

Strategische Schwerpunkte

Der restliche Gewinn soll in der Uniqa-Gruppe in den Bereichen Gesundheit und Digitalisierung reinvestiert werden, um das Versicherungsgeschäft kundenorientierter und profitabler zu machen. Der Fokus richtet sich dabei auf Österreich und Zentral- und Osteuropa als zweiten Heimatmarkt. „Nach der Integration der AXA ist das internationale Geschäft unser zweites Standbein – einerseits vom Ergebnis, andererseits von der Profitabilität und aber auch im Bereich der Dividende“, erklärt Svoboda. Der Dividendenbeitrag aus dem internationalen Geschäft ist mittlerweile auf knapp 50 Prozent gestiegen. Die Anzahl der Kunden in Osteuropa hat in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt, mit 12,4 Millionen nehmen sie mittlerweile einen Anteil von 77 Prozent der Gesamtkunden ein.

Investitionen in die Digitalisierung um knapp 80 Mio. Euro sollen es den Kunden bequemer und für die Uniqa in der Abwicklung günstiger machen. Mittlerweile nutzen mehr als 500.000 Kunden die Plattform „myUniqa“. 2022 gab es fast 5 Mio. Logins und rund 60 Prozent der eingereichten Privatarztrechnungen gingen über die App an Uniqa. 80 Mio. Euro sollen im heurigen Jahr auch in das „Ökosystem Gesundheit“ fließen. So soll etwa die Privatklinik Döbling erweitert und modernisiert werden. Mit 44 Prozent Marktanteil ist die Uniqa bei der privaten Krankenversicherung die Nummer eins in Österreich.  

AusgabeRZ9-2023

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