Die Jugend gestaltet die Zukunft. Und so ist es auch am Arbeitsmarkt. Die Generation Z – Geburtsjahr 1995 bis 2010 – wird diesbezüglich jedoch nicht immer im positivsten Licht gesehen. Häufig wird ihnen Faulheit unterstellt, Freizeit sei ihnen wichtiger als Sicherheit und Stabilität. Die Realität sieht jedoch anders aus, weiß Bernhard Heinzlmaier, Vorsitzender des Instituts für Jugendforschung. Tatsächlich seien es sogar gerade Sicherheit und Planbarkeit, die den jungen Menschen in der Arbeitswelt besonders wichtig sind. Deregulierung und Flexibilisierung seien, zumindest in den mittleren Schichten, unerwünscht. Für rund 55 Prozent der Jugendlichen seien Traditionen wichtig, ein Wert, der sich häufig an der Konjunktur orientiert. „Jugendliche sind so traditionell, wie es schon lange nicht mehr da war. Sie stehen in ihren Werten den Großeltern näher als den Eltern“, so Heinzlmaier im Rahmen des Management-Dialogs für Firmenkundenleiter, veranstaltet vom Raiffeisen Campus.
So steht auch die Gesundheit mit 57 Prozent Zustimmung an erster Stelle, worin sich erneut das Verlangen nach Schutz widerspiegelt. Danach kommt der sichere Job (47 Prozent) und Zeit für persönliche Interessen (45 Prozent) – jene zwei Faktoren also, welche die, vor allem bei der Jugend immer wichtiger werdende, Work-Life-Balance ausmachen. Aber „sich aufopfern für ein Unternehmen, dazu ist niemand bereit“, so der Experte.
Unternehmen werden aktiv
In manchen Bereichen wird heuer über 100 Prozent mehr an Personal gesucht als noch 2015. „Zwischen 600.000 und 800.000 Menschen werden uns in Östererich fehlen. Es ist ein Verdrängungsmarkt, also muss man sich um die Menschen bemühen, die da sind“, so Sven Straßgschwandtner von der Personalberatungsfirma epunkt. Umso wichtiger ist es also, mögliche Bewerber aktiv anzusprechen. Vor allem bei den Berufseinsteigern der Generation Z gelinge das am besten durch die Kommunikation mit Bildern, weiß Heinzlmaier. Die Unternehmen müssen sich auf eine Art und Weise präsentieren, die dem aktuellen Lifestyle entspricht: „Alles wird ästhetisiert und es kommt auf die Äußerlichkeit an.“ Unternehmen müssen also eine Bühne bieten, auf der es sich lohnt, aufzutreten.
Auch die Strategie der Jobsuche hat sich mit den Jahren verändert. So sucht aktuell nur rund 20 Prozent aktiv auf diversen Jobportalen. 80 Prozent der Kandidaten sind jedoch passiv und werden – oft über soziale Medien – angeworben. „Nur ein kleiner Teil davon ist nicht wechselwillig. Es geht darum, Kandidaten aktiv abzuwerben“, sagt Straßgschwandtner. Außerdem können Arbeitgeber ihre Kandidatenpools auf verschiedenste Weisen vergrößern, beispielsweise über die Öffnung für internationale Bewerber oder die Anpassung der Position für Bewerber, die großes Potenzial zeigen, so der Experte. Ebenso geht es darum, möglichst wenige Kandidaten im Bewerbungsprozess zu verlieren und diesen im Zuge dessen möglichst unkompliziert und angenehm zu gestalten. Eine Studie der Plattform karriere.at zeigt, dass sich Arbeitssuchende einen Bewerbungsprozess im Umfang von maximal 19 Tagen vorstellen. Der Umgang im Bewerbungsprozess ist auch für den Ruf des Arbeitnehmers essenziell und kann potenzielle zukünftige Bewerber sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. „Jeder Bewerber, auch wenn man ihm absagen muss, ist ein Markenbotschafter für die Candidate Experience“, so Straßgschwandtner.
Das wichtigste Kriterium bei der Jobauswahl ist zwar – damals wie heute – die Bezahlung, jedoch gewinnen auch andere Benefits immer mehr an Wichtigkeit. So würden rund 50 Prozent der Befragten ein Jobangebot ohne Home-Office-Möglichkeiten ablehnen. Und auch mehr Freizeit ist essenziell – 49 Prozent fänden etwa eine 30-Stunden-Arbeitswoche perfekt. Insgesamt sei es also wichtig, die Balance zu finden zwischen einer gewissen Flexibilität und der nötigen Sicherheit.