Agrana im Zuckertief

Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern fuhr 2024/25 vor allem wegen des angespannten Zuckergeschäftes ein „enttäuschendes“ Ergebnis ein.

Im konjunkturell angespannten Umfeld kämpft der börsenotierte Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana im Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende Februar) mit deutlichen Ergebnisrückgängen. Vor allem die enormen Zuckerimporte aus der Ukraine, die den EU-Markt insgesamt unter Druck setzen, belasten das Unternehmen. Nach Öffnung des EU-Binnenmarktes für die Ukraine wurden 2023 rund 500.000 Tonnen und 2024 weitere 265.000 Tonnen Zucker vor allem nach Mittel- und Osteuropa importiert. Das drückte den Absatzmarkt der Agrana deutlich und führte zu einem spürbaren Preisrückgang. Heuer dürfen bis Anfang Juni noch 110.000 Tonnen Zucker zollfrei importiert werden. Wie es ab 6. Juni weitergeht, ist noch offen. Die daraus resultierenden Marktverwerfungen hatten einen kräftigen Einfluss auf das Agrana-Konzernergebnis.

„Wir haben 130 Millionen Euro nur im Zucker verloren“, berichtete CEO Stephan Büttner bei der Bilanzpräsentation. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ging im Geschäftsjahr  2024/25 um 34,4 Prozent im Jahresvergleich auf knapp 191 Mio. Euro zurück. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit erlitt im Vorjahr wie prognostiziert einen Einbruch und fiel um 73,2 Prozent auf 40,5 Mio. Euro. Das den Aktionären zurechenbare Konzernergebnis rutschte mit -4,3 Mio. Euro in die rote Zone. 2023/24 lag dieses noch bei knapp 65 Mio. Euro. Und auch der Umsatz sank um 7,2 Prozent auf etwas über 3,5 Mrd. Euro. Basierend auf der langfristig ausgelegten Dividendenpolitik will Agrana nun eine Dividende von 0,70 Euro je Aktie ausbezahlen.

Hartes Marktumfeld

„Das abgelaufene Geschäftsjahr verlief für Agrana ergebnisseitig enttäuschend. Eine schwache Konjunktur in Europa samt Rezession in Österreich und Deutschland und die immer noch hohen Volatilitäten auf der Rohstoff- und Energieeinkaufsseite sorgen für ein Marktumfeld, das weniger vorhersehbar ist als je zuvor“, kommentiert Büttner die schwierige Entwicklung. So seien die Energiekosten im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020/21 immer noch mehr als doppelt so hoch. Allein das bedeute einen Mehraufwand von rund 130 Mio. Euro. Es sei nicht leicht, diesen in so einem schwierigen ökonomischen Umfeld an die Kunden weiterzugeben. Im Ergebnis wurden zudem Sondereinflüsse in Höhe von 36,4 Mio. Euro verdaut, darunter vor allem die Kosten für die Schließung der Zuckerfabriken im Leopoldsdorf (NÖ) und im tschechischen Hrušovany (16 Mio. Euro) sowie die vorübergehende Stilllegung der Raffination im rumänischen Buzău (4 Mio. Euro), aber auch Rückstellungen für den Personalabbau.

Eine sehr gute Entwicklung habe man im abgelaufenen Geschäftsjahr beim Free Cashflow gesehen, der sich von 129 Mio. Euro auf 259 Mio. Euro mehr als verdoppelte. Darüber hinaus wurden auch wesentliche Kennzahlen wie die Eigenkapitalquote auf 45,4 Prozent (+2,2 Prozentpunkte) verbessert. Die Nettofinanzschulden wurden um knapp 200 Mio. auf 436,4 Mio. Euro abgebaut. Damit sank auch das Gearing, also das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital, deutlich von 51 Prozent auf 35,5 Prozent.  

Agrana-CEO Stephan Büttner blickte auf ein schwieriges Geschäftsjahr zurück.
Stephan Büttner blickte auf ein schwieriges Geschäftsjahr zurück. © Jeff ManGIone

Fruchtgeschäft soll weiter ausgebaut werden

Eine „sehr gute Performance“ erreichte 2024/25 das Frucht-Segment. Dort legten die Umsatzerlöse um 4,1 Prozent auf 1,63 Mrd. Euro zu. Gleichzeitig wurde ein Ergebnissprung von 65,6 Prozent auf 99,7 Mio. Euro erwirtschaftet und die EBIT-Marge von 3,8 auf 6,1 Prozent verbessert. „Damit sind wir wirklich sehr zufrieden“, betonte Büttner. Der Konzern will das Fruchtgeschäft mit Investitionen und Übernahmen weiter ausbauen. Derzeit hält die Agrana 50,01 Prozent am Getränkegrundstoff-Hersteller Austria Juice, 49,99 Prozent die Raiffeisen Ware Austria (RWA). Man habe „absolutes Interesse“ an einer Übernahme der Austria Juice, betonte der Agrana-CEO. Bisher hat sich ein Zukauf aber nicht ergeben.

Vom konjunkturbedingten Preisdruck war im Berichtszeitraum das Segment Stärke geprägt. Nach dem Absatzrückgang 2023/24 stiegen die verkauften Mengen an Haupt- und Nebenprodukten im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder moderat an. Trotzdem ging der Umsatz um 11,7 Prozent auf 1,01 Mrd. Euro zurück. Und auch das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) verringerte sich um 36,7 Prozent auf 31,9 Mio. Euro. Angesichts der herausfordernden Marktentwicklung und der hochwasserbedingten Betriebsunterbrechung des Werkes in Pischelsdorf sei es „kein katastrophales Ergebnis“, so Büttner.

Rasche Lösung nötig

Viel Arbeit auf die Unternehmensführung wartet, wie bereits angesprochen, im Zucker-Segment. Dort ist der Umsatz um 18,8 Prozent auf knapp 870 Mio. Euro gesunken. Zudem drehte das EBIT von 40,4 Mio. Euro mit -91,1 Mio. Euro kräftig in die Verlustzone. Der klare Fokus liege nun auf „einer zeitnahen Lösung des Zuckerproblems“, betonte Büttner. Für die Zuckerrübenverarbeitung im Herbst/Winter 2025 hat Agrana mit den Bauern insgesamt eine Flächenreduktion von 95.000 auf 65.000 Hektar vereinbart, in Österreich geht man von rund 44.000 auf 27.000 Hektar hinunter. Die Zuckerproduktion wird damit von rund 800.000 auf 600.000 Tonnen sinken. „Die deutliche Reduktion der Anbauflächen ist notwendig und richtig“, so Büttner. 

Weitere Einsparungen auf Konzernebene werden auch aus der neuen Konzernstrategie („Next Level“) erwartet. „Wir sind in einer massiven Transformation“, erklärte Büttner. Die neue Strategie zielt darauf ab, die Abhängigkeit von Marktvolatilitäten zu reduzieren und die Basisprofitabilität zu erhöhen. Das daraus resultierende jährliche Einsparungspotenzial, das ab  2027/28 vollständig wirksam sein wird, beläuft sich auf etwa 80 bis 100 Mio. Euro. Rund 10 Prozent davon wurden bereits 2024/25 durch Restrukturierungen und Kostensenkungen erzielt. Für 2025/26 erwartet das Unternehmen ein EBIT auf dem Vorjahresniveau und einen leichten Umsatzrückgang.

AusgabeRZ20-2025

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