Die Arbeitswelt ist im Begriff, sich zu verändern. Sowohl was die wöchentliche Stundensumme betrifft, die definierten Arbeitszeiten als auch den Arbeitsort. Wo früher Homeoffice als undenkbares Szenario galt, hat nicht zuletzt die Pandemie bewiesen, dass Arbeiten auch außerhalb des Büros wunderbar funktionieren kann. Nicht außer Acht lassen darf man bei der Diskussion, dass eine neue Generation an jungen Arbeitnehmern in den Arbeitsmarkt einsteigt, die starre Systeme infrage stellt und Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance legt.
Doch wie kann der Spagat zwischen Arbeits- und Freizeitwelt funktionieren? Was braucht es, damit sowohl die Mitarbeiter zufrieden sind, aber auch das Unternehmen erfolgreich und gewinnbringend wirtschaften kann? Leitbetriebe Austria hat sich im Rahmen der Initiative „Neue Welt der Arbeit“ des Themas angenommen und gemeinsam mit dem Partner Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien die Ergebnisse des Fokusberichtes präsentiert.
Ziel: Win-win-Szenario
Ziel der Initiative, die von Leitbetriebe Austria-Geschäftsführerin Monica Rintersbacher gemeinsam mit Michaela Hebein und Manuela Lindlbauer 2023 ins Leben gerufen wurde, ist es, ein gegenseitiges Verständnis für die Bedürfnisse, Motivationen und Beweggründe von Arbeitgebern und Arbeitnehmern aufzubauen. Damit einhergehen soll eine Verbesserung des Arbeitsklimas, aber auch der Produktivität eines Unternehmens. Es soll eine Win-win-Situation für beide Seiten entstehen.
Vorstand Martin Hauer sieht die Zusammenarbeit der Raiffeisenbank mit Leitbetriebe Austria als wichtigen Puzzlestein für den Erfolg seines Unternehmens: „Wir sind ein innovatives und kundenorientiertes Unternehmen. Wir sehen den Wandel in der Arbeitswelt. Der Bericht gibt uns Anhaltspunkte, was wir tun können, denn kundenorientiert kann man nur sein, wenn man sich als Mitarbeiter selbst wohlfühlt.“
Am Beginn der Analyse definierte man vier Schwerpunkte: die positive Positionierung des Konzeptes Arbeit, die Förderung eines positiven Dialogs, die Festigung des Wirtschaftsstandortes und die Stärkung des gegenseitigen Verständnisses. Rintersbacher unterstrich, dass dabei immer eine fundierte Herangehensweise im Fokus stand, ohne polarisierend aufzutreten. Unter der wissenschaftlichen Begleitung der Wirtschaftsuniversität Wien wurden relevante Themenbereiche der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite sowie der gesellschaftlichen Situation unter die Lupe genommen.
Drei Trends verändern die Arbeitswelt
Die Topthemen, die im Zuge der Analyse bearbeitet wurden, waren Flexibilität, Leistungsfähigkeit, Unternehmensstruktur, Work-Life-Integration und Diversität, um nur einige zu nennen. Die Initiatoren stellten die Frage: Was ist es genau, das für die Veränderung der Arbeitswelt verantwortlich ist?
Als Ergebnis kristallisierten sich drei Themen heraus. Zum einen ist es das Bedürfnis des Menschen, ein ausgeglichenes Leben zu führen, Stichwort Work-Life-Integration. Die Lebensentwürfe sind heute andere als noch vor zehn Jahren, und die Menschen sind dafür auch bereit, Einkommenseinbußen in Kauf zu nehmen. Als zweiter Punkt nennt der Fokusbericht „moderne Familienmodelle“ als Grund für den Wandel. Die Rollenbilder werden neu definiert, was sich natürlich auch auf das Arbeitsleben auswirkt. Der dritte Trend hat die Flexibilisierung der Arbeitswelt zum Inhalt, wobei hier auch Corona sowie der stattfindende Generationenwechsel einen entscheidenden Beitrag geleistet haben und leisten. Flexibilisierung bezieht sich sowohl auf die freie Einteilung der Arbeitszeit als auch die Wahl des Arbeitsortes.
Auftrag für alle Seiten
Die Herausforderung auf Unternehmerseite wird sein, wie man mit den genannten Veränderungen umgeht, wie man z.B. Homeoffice regelt, was man unterstützend für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unternimmt oder ob man vielleicht sogar eine Neuorganisation traditioneller Organisationsstrukturen andenkt. Ein Kernthema habe sich allerdings als Schlüsselfaktor für die Zukunft herausgestellt: die mentale Gesundheit.
„Damit ich mich beruflichen Herausforderungen stellen kann, muss ich mental gesund sein“, unterstrich Rintersbacher. „Mentale Gesundheit ist ein Auftrag für alle Seiten, es ist ein großes Miteinander.“ Denn nicht nur der Arbeitgeber hat den Auftrag für das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter zu sorgen, auch die Angestellten sind zur Mitarbeit aufgerufen.
„Es geht um den gesunden Menschen in der Gesellschaft. Wir müssen den Menschen in seiner holistischen Breite wahrnehmen“, betonte Elke Berger in ihrer Position als Leiterin der HR-Abteilung der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Sie sieht sich mit den Ergebnissen des Fokusberichtes in ihrer Arbeit bestätigt. Sie sei zwar eine Verfechterin des Sozialraumes Büro, wo Interaktion – auch persönlicher Art – stattfinden soll. Trotzdem gibt es aktuell 70 verschiedene Arbeitszeitmodelle für die Mitarbeitenden und ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen. Im Rahmen des Life-Balance-Centers wolle man mentale Gesundheit weiter forcieren und vor allem vorausschauend an die Thematik herangehen.
„Jeder ist anders, deshalb braucht es auch eine Vielfalt an Angeboten“, weiß die HR-Expertin. Mit eigenen Workshops möchte man dabei auch die ganz Jungen erreichen, etwa wenn es um gesunde Ernährung geht. Denn schon ein römisches Sprichwort besagt: „Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.“