„Über Geld spricht man nicht“ – noch immer gilt dieses Sprichwort in vielen Familien als ungeschriebenes Gesetz. Dabei ist Schweigen alles andere als Gold, wenn es um den Umgang mit Geld geht: Besonders Kinder und Jugendliche stehen heute vor einer Flut von Konsumangeboten und finanziellen Entscheidungen, oft ohne das nötige Wissen, um diese sicher zu bewältigen.
„Praktisch jeder junge Mensch hat heutzutage ein Smartphone. Das ist ein Gamechanger am Finanzmarkt und auch beim Umgang mit Geld“, weiß Helmut Ettl, Vorstandsdirektor der Finanzmarktaufsicht (FMA). Die jüngeren Generationen würden nur mehr in den seltensten Fällen eine Bank aufsuchen und stattdessen ihre finanziellen Dinge über Banking-Apps regeln. Auch das Taschengeld werde meist überwiesen.
Das Problem: In der digitalen Welt mit Krypto, Konsum und Co. sind nicht nur die Möglichkeiten schier endlos, sondern auch die Gefahren: „Man ist heute über das Smartphone permanent einer Vielzahl von finanziellen Angeboten ausgesetzt, oft wird ein großer unmittelbarer Gewinn versprochen. Davor muss man sich nicht fürchten, aber man sollte wissen, was passieren kann, wenn man auf irgendeinen Button klickt“, betont Ettl.
Aus diesem Grund gibt die FMA unter dem Motto „Reden wir über Geld“ ein monatliches Informationsformat heraus. Darüber hinaus wurde in Kooperation mit dem Zentrum für Finanzbildung der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) ein neues Angebot für Schulen geschaffen: Schulen, Lehrpersonen und anderen interessierten Menschen werden in einer gemeinsamen Didaktik-Reihe zum Thema Finanzbildung circa sechsmal pro Jahr didaktisch aufbereitete Powerpoint-Präsentationen zur direkten Verwendung im Klassenzimmer zur Verfügung gestellt. „Wir denken, dass diese Unterlagen sich auch für andere Bereiche gut eignen würden, etwa in der Erwachsenenbildung“, erklärte Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik der WU.
Bewusstsein schaffen
Dass die Kooperation bereits Früchte trägt, wurde kürzlich beim Finanzbildungsfrühstück deutlich, zu dem die FMA und das Zentrum für Finanzbildung der WU geladen hatten. Dabei berichteten Schüler und Lehrkräfte aus den teilnehmenden Klassen der MS Kleine Sperlgasse, der HLMW9 Michelbeuern, der BHAK Wien 10 und der LBS Mistelbach über ihre Workshops und stellten ihre Ergebnisse dem Publikum vor. Das richtige Management von Einnahmen und Ausgaben, die Gefahr von Finanzbetrug sowie die Sinnhaftigkeit von „Jetzt kaufen, später bezahlen“-Angeboten waren dabei zentrale Fragestellungen, die anhand konkreter Beispiele ausgearbeitet wurden. Besonders Letzteres scheint in Zeiten von Klarna und Co. als besonders relevant: Gerade junge Menschen, die oft mit geringem Einkommen und begrenzter finanzieller Erfahrung in die Welt des Online-Shoppings eintauchen, werden von der vermeintlichen Bequemlichkeit und Flexibilität angezogen. Doch die Aufschiebung von Zahlungen verleitet viele dazu, mehr auszugeben, als sie sich leisten können.
Das Fazit der Schüler: „Wir haben gelernt, dass man nicht nur aufpassen muss, was man kauft – sondern auch, wie man es kauft.“