Mavie Work unterstützt seit 2022 Unternehmen und deren Mitarbeitende auf dem Weg zu einer gesünderen Organisation. Als Anbieter für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) reichen die Lösungen unter anderem von niedrigschwelligen Diagnostikangeboten über Bewegungsangebote und mentalem Coaching bis hin zur Ernährungsberatung. Weiters widmet man sich mit einem Employee Assistance Program (EAP) in vertraulichen persönlichen Beratungen der mentalen Gesundheit der Mitarbeitenden. Auch Führungskräfte werden mit Coachings, Seminaren und Trainings gefördert.
Mavie Work ist Teil von Mavie, einer ganzheitlichen Gesundheitsmarke, die zur Uniqa Insurance Group gehört. 2025 ist zudem die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien eingestiegen. Erst kürzlich hat Mavie Work das Unternehmen „Assessment Systems“ akquiriert, ein Anbieter für wissenschaftlich fundierte Persönlichkeitsdiagnostik zur Talent- und Führungskräfteentwicklung sowie Betriebliche Gesundheitsförderung in CEE. Damit expandiert Mavie Work in weitere sechs europäische Länder. Was das für das Unternehmen bedeutet, erklärt nun Geschäftsführer Christoph Schnedlitz im Interview.
Was waren die ausschlaggebenden Gründe für die Übernahme von Assessment Systems?
Christoph Schnedlitz: Zum einen bietet uns das Unternehmen eine geografische Expansion in einem mehr als dynamischen Markt. Zum anderen bringt Assessment Systems Expertise und Service im Bereich der Führungskräfte- und Organisationsentwicklung ein, die wir bisher in dieser Größe nicht bieten konnten. Das ist auch ihr Kerngeschäft.
Welche strategische Bedeutung hat die CEE-Region für Mavie Work? Und worin liegt für Sie das größte Potenzial dieser Märkte?
Schnedlitz: Der europäische Markt für Employee Assistance Programs wächst generell sehr dynamisch und beginnt sich auch zu konsolidieren. Weil immer mehr Unternehmen verstehen, dass gesunde Mitarbeitende ein gesundes Unternehmen ausmachen. Dementsprechend haben wir diesen Schritt gesetzt. Entweder konsolidiert man selbst oder man wird konsolidiert. Darüber hinaus haben wir nun die Möglichkeit, unsere existierenden Kunden international zu betreuen. Das heißt, unsere Kunden aus Österreich und Deutschland können künftig auch ihre Töchterunternehmen in CEE von uns betreuen lassen und umgekehrt natürlich. Das Potenzial, der nunmehr über 900 betreuten Unternehmen, kann durch das Uniqa- und Raiffeisen-Netzwerk an Firmenkunden in der Region nun noch weiter ausgebaut werden. Ganz im Sinne des Beyond-Insurance- bzw. Beyond-Banking-Ansatzes.
Sie wollen der Anbieter für betriebliche Gesundheitsförderung „mit dem höchsten Impact“ in CEE werden. Was bedeutet das konkret – und wie lässt sich dieser Impact messen?
Schnedlitz: Beim einzelnen Mitarbeiter geht es um einen persönlichen Gesundheits-Impact. Das ist etwas sehr Individuelles. Das kann das Senken des Blutdrucks sein, Gewichtsreduktion oder der Abbau von mentalen Barrieren beispielsweise. Auf Unternehmensebene wird der Impact anhand des Return on Investment gemessen, den die Maßnahme gebracht hat. Das kann das Verhindern von Fehlzeiten sein, aber viel wichtiger: eine erhöhte Produktivität und erhöhtes Engagement der Mitarbeitenden.
Assessment Systems bringt starke diagnostische Tools wie „HOGAN“ oder „Schuhfried“ mit. Wie verändern diese Angebote die betriebliche Gesundheitsförderung bei Mavie Work?
Schnedlitz: Beide Tools sind hervorragend für ihre jeweiligen Bereiche und helfen uns, den Impact auf Organisationsebene zu erhöhen. Die Persönlichkeitstests von Assessment Systems werden zum Beispiel sehr stark im Führungskräftebereich eingesetzt, aber nicht ausschließlich. Ein Beispiel: Sicherheitsmitarbeitende für ein Kernkraftwerk müssen sehr exakt arbeiten und immer zu 100 Prozent funktionieren. Nur bestimmte Persönlichkeitsprofile erfüllen diese Erfordernisse. Anhand der Persönlichkeitstests können diese gefunden werden.
Wie unterstützen Sie konkret die Entwicklung von Führungskräften – und was macht eine „gesunde Führungskraft“ aus?
Schnedlitz: Ich habe selber – bevor wir das Unternehmen gekauft haben – diesen HOGAN-Persönlichkeitstest gemacht und war wirklich sehr schwer beeindruckt, welches nuancierte Bild dieser Test von mir hatte. Da fühlt man sich erst einmal verstanden, weil normalerweise schaffen es diese Tests nicht, eine Persönlichkeit in all ihrer Komplexität abzubilden. Da ist HOGAN aufgrund dieser starken Wissenschaftlichkeit extrem gut. Aufbauend auf den Ergebnissen lassen sich dann Handlungsfelder identifizieren, an denen man gezielt arbeiten kann. Die wichtige Botschaft: Es gibt keine perfekte Führungsperson. Aber mit dem richtigen Coaching lassen sich Kompetenzen weiterentwickeln.
Eignet sich Mavie Work für jede Unternehmensgröße?
Schnedlitz: Wir haben unterschiedliche Produkte für unterschiedliche Größen. Es gibt auch Angebote für KMUs, die wir in Österreich über Raiffeisen und Uniqa vertreiben. Das sind dann digitale Lösungen, die sehr schnell umsetzbar sind und man keine eigene Person im Unternehmen braucht, die sich mit Betrieblicher Gesundheit beschäftigt. Aber unser Fokus liegt schon auf größeren Unternehmen. Und nachdem die Mitarbeitenden das Wichtigste überhaupt für den Unternehmenserfolg sind, kann man gar nicht früh genug damit anfangen, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Worin unterscheiden sich Gesundheitsbedürfnisse in Österreich zum Beispiel von jenen in Polen oder Kroatien? Passen Ihre Angebote überall gleich gut?
Schnedlitz: Nein, da gibt es große regionale Unterschiede. Ein gutes Beispiel ist: In einem EAP-Angebot in Polen oder in der Slowakei muss eigentlich auch eine Finanzberatung inkludiert sein. Das ist etwas, was wir auch in Österreich im Portfolio haben, aber so gut wie nie in Anspruch genommen wird. Also unser Angebot ist meist abhängig davon, was das öffentliche System im jeweiligen Land bietet, je nachdem ist unser Schwerpunkt ein anderer.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, damit Betriebliche Gesundheit kein „Nice-to-have“, sondern ein strategisches Muss wird?
Schnedlitz: Betriebliche Gesundheit muss Chefsache sein, denn es ist mehr als ein Employer-Branding-Service, sondern wirklich die Chance für eine Mannschaft, besser miteinander zusammenzuarbeiten, fitter zu sein, resilienter und produktiver zu sein. Die größte Herausforderung ist, dass das wirklich in den Köpfen ankommt. Da hinken wir in Österreich leider noch ein paar Jahre hinterher. Aber wir sind auf dem Weg, dieses Bewusstsein zu schaffen. Wenn das Thema wirklich von den Führungskräften getrieben wird, kann man es gar nicht mehr aufhalten, dann wird es einfach zu einem zentralen Bestandteil des Unternehmens.