Seit einigen Jahren erfreut sich das Radfahren auch in Österreich steigender Beliebtheit. Mehr als 2,5 Millionen Menschen sind laut dem „Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur“ täglich oder zumindest mehrmals die Woche auch in Österreich mit dem Fahrrad unterwegs. Vor allem im Bereich sportlicher Freizeitbeschäftigung kann der gute alte Drahtesel nach wie vor punkten: So gaben in einer von der Statistik Austria veröffentlichten Studie 60 Prozent der Befragten an, das Radfahren im Jahr 2023 am häufigsten als Sportart betrieben zu haben. Eine Beschäftigung, die sich auch im Radverkauf niederschlägt. Laut Angaben der „ARGE Fahrrad“ hat sich der Fahrradverkauf nach einem überproportionalen Wachstum in den Pandemiejahren im vergangenen Jahr auf einem normalen – und nach wie vor relativ hohen – Niveau eingependelt. Neben dem Verkauf von E-Bikes (die 2024 einen Marktanteil von stolzen 57 Prozent ausmachten) zählen vor allem Gravelbikes – letztere mit einer Steigerung von 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – zu den absoluten Trendsettern.
Ein Alleskönner
Doch warum beginnen auch hierzulande immer mehr Menschen zu graveln anstatt zu radeln? Die Antwort nimmt sich betont simpel aus – das Gravelbike ist ein Alleskönner, der das Beste aus Rennrad und Mountainbike kombiniert. Mit seinen breiten Reifen lässt es sich problemlos auf Asphalt ebenso wie auf Schotter- und Waldwegen fahren. Im Vergleich zum Rennrad verringert eine aufrechtere Sitzhaltung zudem die Belastung des Rückens, was ein bequemeres und längeres Sitzen im Sattel ermöglicht. Letzteres macht das Gravelbike in besonderem Maße auch für Bikepacking-Touren – mehrtägige Touren mit auf dem Rad befestigtem Gepäck – zum idealen Gefährt(en).
Wer also seinen Radausflug mit einer Übernachtung kombinieren will, ist mit einem Gravelbike gut bedient. Beachtet werden sollte allerdings, dass die Ausrüstung, die in Satteltasche, Rahmentasche sowie Rollen oder Taschen am Lenker sowie an der Gabel befestigt ist, überschaubar bleibt, denn bei einem leichteren Rad macht das Fahren definitiv mehr Spaß. Etwas, das auch für die Kleidung gilt. Erfahrene Radfahrer empfehlen, auf den guten alten Zwiebellook zurückzugreifen – das heißt Schichten, die sich je nach Temperaturlage bequem an- und ausziehen lassen.
Ausgedehnte Routen
Sorgfältig geplant werden sollte im Vorfeld auch die Strecke, die man zurücklegen möchte. In Österreich gibt es mittlerweile in acht Bundesländern zahlreiche Gravelbikerouten, die sich bequem in verschiedenen Etappen auch für Anfänger bewältigen lassen. Seit Mai 2025 erweitern beispielsweise fünf neue fahrtechnisch einfach zu bewältigende Touren mit Startpunkten in Dornbirn, Bregenz, Feldkirch, Bludenz und dem Bregenzerwald das Angebot. Wer bereits über eine gute Kondition verfügt, dem sei die herausfordernde Route vom Montafon in Richtung Warth über den Bodensee und Bregenzerwald empfohlen. Die streckenweise steilen Trails verlangen auch geübten Radfahrern einiges ab, dafür wird man allerdings mit Postkartenidylle und Bergpanorama belohnt. Insgesamt sollte man sich für die Route drei Tage Zeit nehmen.
Wer seinen Radurlaub auf ganz Österreich ausdehnen möchte, der muss auf jeden Fall mit mindestens zwei Wochen bis 35 Tagen Fahrzeit rechnen – immerhin gilt es bei der „Gravel Austria Route“ etwa 3.000 Kilometer und 50.000 Höhenmeter zu überwinden. Vor allem in der warmen Zeit lohnt ein Stopp beispielsweise bei den auf dem Kärntner Streckenabschnitt gelegenen Badeseen. Zudem kann man hier seinen Radausflug auch mit Rafting verbinden. So wird die Drau beinahe immer vom Drauradweg begleitet. Mitunter kann man dabei sogar sein Rad aufs Boot heben. Bikerafting nennt sich dann der neue Trend aus Amerika, der mittlerweile auch den deutschen Sprachraum erobert und bei dem man Radfahren mit Packrafting (leichtes, aufblasbares Boot) verbindet.