Harri Stojka: Laut, rau und kompromisslos

In seinem neuen Album „Stones Free“ interpretiert Harri Stojka das Werk der Rolling Stones – mit seiner ganz typischen Note.

Es gibt nicht viele Gitarristen in Europa, deren musikalische Heimat eine Vielzahl an Stilen ausmacht. Harri Stojka besitzt diese seltene Fähigkeit, unterschiedliche Einflüsse in seinem Werk zu vereinen. Viele assoziieren ihn als Jazz-Gitarristen, dabei kommt er „von so vielen Dingen“, wie er einmal im Interview sagte. „Ich komme eigentlich vom Rock. Mein Vater war ein totaler Jazz- und Swingfan, bei uns daheim ist immer Frank Sinatra und Nat King Cole gelaufen. Parallel dazu haben wir aber immer auch Elvis Presley gehört, meine Mutter war ein Riesenfan von ihm. Und meine Schwestern und ich waren totale Beatles-Fans. Mit diesen drei Elementen bin ich aufgewachsen.“ 

Vor einigen Jahren begann Harri Stojka eine lose Tribute-Reihe an seine Rock-Heroen zu veröffentlichen, beginnend mit „A Tribute to the Beatles“ in einer Acoustic-Version und in einer Rock-Version. Dem folgte im Pandemiejahr sein „Salut to Jimi Hendrix“ und nun bringt er einen weiteren Stein ins Rollen, jenen mit der Musik der Rolling Stones.

„Stones Free“ heißt die CD, die zwölf Rolling-Stones-Klassiker vereint, von „Jumpin’ Jack Flash“ und „Sympathy for the Devil“ bis „Miss You“ und „Start Me Up“. Laut, rau und kompromisslos sind die Interpretationen, die der Meistergitarrist gemeinsam mit Peter Dürr (Gesang), Peter Strutzenberger (Bass) und Sigi Meier (Schlagzeug) vorlegt. Harri Stojka begibt sich mit seinem einmal mehr beeindruckenden Gitarrenspiel auf die Spuren der vier legendären Rolling-Stones-Gitarristen – Keith Richards, Brian Jones, Mick Taylor und Ron Wood. Seine tiefe Auseinandersetzung mit dem musikalischen Erbe der Rolling Stones hört man in jedem Song, und was man noch hört sind nicht nur die bekannten Melodien und Texte der Stones, sondern auch die typische Stojka-Handschrift. 

Alles begann in Floridsdorf 

Seine erste Begegnung mit einer Gitarre fand im Alter von rund sechs Jahren statt, als ihm sein Vater eine Plastikgitarre nach Hause brachte. Harri Stojka: „Anscheinend hat mich diese Plastikgitarre so interessiert, dass er mir meinem Alter entsprechend immer größere Gitarren gekauft hat.“ 1970, da war Harri Stojka gerade mal 13, spielte er gemeinsam mit Jano in der Arena Wien, vier Jahre später gründete er den Harri Stojka Express, der ihn schlagartig bekannt machte und ihn auch auf die Bühne mit Carlos Santana und Van Morrison im Wiener Praterstadion brachte, kurz darauf sogar zum Jazzfestival Montreux. 

2013 wurde Harri Stojka schließlich das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. „Als kleiner Roma-Junge aus Floridsdorf hätte ich nie im Leben gedacht, dass ich einmal hier stehen werde“, beschrieb Stojka diesen Moment. Seine Wurzeln sind essenziell für ihn, denn sein Vater war der Auschwitz-Überlebende Mongo Stojka. Dem Gitarristen ist es stets ein großes Anliegen, zu mahnen und nicht zu vergessen, was die Verfolgung der Roma und Sinti während der NS-Zeit und die Diskriminierung der Volksgruppe in Europa bis heute bedeutet. So initiierte Harri Stojka vor zehn Jahren die Fotoaktion „Ich bin gegen das Wort Zigeuner“, mit dem Ziel, Bewusstsein und Sensibilisierung zu schaffen und letztendlich das beleidigende Wort aus unserem Wortschatz zu verbannen.

Musikalisch drückte er die Geschichte der Roma und Sinti ebenfalls aus, so etwa auf der großartigen Platte „Gitancoeur“ (2000) und später auf seinen „Django Reinhardt“ Alben. Ihm ist bewusst, dass er zwar kein Megaseller wie George Benson ist, „aber das muss ich auch nicht sein“, so Stojka. Ihm reicht, dass er von seiner Musik leben kann. „Mehr kann man sich eh nicht erhoffen.“ 

Wie es möglich ist, dass Harri Stojka authentisch bleibt, egal, ob er Gypsy-Swing oder den harten Rock der Rolling Stones spielt, erklärt er so: „Wenn mich Musik fasziniert, ist es für mich egal, ob es John Coltrane oder Whitney Houston ist. Wenn es für mich eine Saite zum Klingen bringt, hat es für mich die gleiche Qualität. Daraus ergibt sich auch das, was man mir immer nachsagt: meine Stilbreite.“ Live gastiert Harri Stojka mit den Stones-Liedern am 8.9. in der Arena Wien und am 21.9. im Kulturhaus Pottschach (NÖ).

AusgabeRZ34-2024

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