„Wir haben es trotz vieler Herausforderungen geschafft, unser Wachstumstempo zu halten“, zeigte sich der Generaldirektor der Raiffeisen Ware Austria (RWA), Reinhard Wolf, bei der diesjährigen Jahresschlussveranstaltung zufrieden mit dem zu Ende gehenden Jahr 2023 und verwies auf zahlreiche Highlights und Meilensteine der RWA und der Lagerhaus-Organisation. „Wir sind gemeinsamer geworden, das hat uns noch stärker gemacht“, führte Wolf die gute Entwicklung auch auf eine vertiefte Zusammenarbeit im Lagerhaus-Verbund zurück. Auch Aufsichtsratsvorsitzender Michael Göschelbauer sieht die Lagerhaus-Organisation im 125. Jahr ihres Bestehens auf einem guten Erfolgsweg, der auch weiterhin, aufbauend auf regionale Verbundenheit, internationale Verflechtung und das Engagement vieler Einzelner, fortgesetzt werden soll.
Die aktuellen Rahmenbedingungen seien geprägt von einer Dekade ohne Inflation, erläutert Wolf. Billiges Geld sei der Treiber dieser Wachstumsphase gewesen, von der auch RWA und Lagerhäuser profitiert haben. Die Corona-Pandemie habe zwar vieles in der Gesellschaft und in der Wirtschaft durcheinandergebracht, es sei im Lagerhaus-Verbund aber gelungen, gut durch die Krise zu kommen. Mit steigenden Zinsen und hoher Inflation befinde man sich derzeit in einer Lohn-Preis-Spirale. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte gehen zurück, die Kosten für Input-Materialen aber nicht. Damit schmelzen die Deckungsbeiträge dahin.
Anderes Mindset nötig
Dazu seien die Zinsen für Unternehmen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt deutlich gestiegen, denn mit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges haben auch die Energiekosten angezogen. So haben sich die Zinsen für (Neu-)Unternehmenskredite seit 2022 mehr als verdoppelt. Der Zinsaufwand im Verhältnis zur Betriebsleistung werde sich in den betrachteten Lagerhaus-Genossenschaften ebenfalls mehr als verdoppeln, so Wolf. Dazu sei der Konsum im Baustoffbereich massiv eingebrochen.
Hinzu komme, dass die Wirtschaft insgesamt in eine Rezession geschlittert sei, wobei die Eurozone sich besser entwickle als Österreich. Der positive Zugang zum Wirtschaften sei in ein leistungsfeindliches Klima übergegangen, analysiert der Generaldirektor die Gründe dafür. Europa und besonders Österreich brauche ein anderes Mindsetting. „Ausschlaggebend wird sein, wie sich Europa positioniert und ob uns das im Wettbewerb besser macht oder behindert“, bringt es Wolf auf den Punkt. Die EU-Wahl im Juni biete jedenfalls eine Chance für eine Kurzkorrektur.
Externe Risikofaktoren
Es seien vier Dinge, die die RWA und die Lagerhäuser auch im nächsten Jahr beschäftigen werden: Wetterextreme aufgrund des Klimawandels, die internationalen Konfliktherde, das ökonomische Umfeld und der Einfluss disruptiver Technologien. „Wir müssen hart daran arbeiten, die Landwirtschaft klimafitter zu machen“, unterstreicht Wolf. Die Antwort auf den Klimawandel heiße nicht, das Rad der Zeit zurückzudrehen, sondern technologieoffen zu sein. Das beginne beim Saatgut mit neuen Züchtungsmethoden und bedeute etwa auch, das Thema Wassermanagement offensiver anzugehen. Die einzige Antwort auf internationale Konfliktherde laute freier Handel. Das ökonomische Umfeld brauche einen Befreiungsschlag nach dem Motto: weniger Staat, mehr privat. „Als Genossenschafts-Organisation haben wir in den vergangenen Jahren hier eine echte Vorbildfunktion gehabt“, so Wolf. Und schließlich müsse man sich dem Thema KI aktiv zuwenden und nicht als Bedrohung sehen.
Meilensteine und Highlights
Wichtig für die RWA sei es, „auf zwei Beinen zu stehen“, so Wolf. Die Verbundaufgabe mit den Lagerhaus-Genossenschaften sei der eine Kern der Tätigkeit. „Wir sorgen dafür, dass auch ein kleiner Standort mit geringerer Wirtschaftlichkeit entsprechend versorgt wird“, erläutert Wolf. Die zweite Säule sei das eigene Wachstum, das die RWA in den eigenen Märkten tragen müsse. Hier seien in den vergangenen Jahren einige Initiativen gestartet worden. Ein strategisches Geschäftsfeld dabei sei das Thema Futtermittel, im Zuge dessen ein Mischfutterwerk in Kroatien erworben wurde.
Besonders hervorzuheben für das Jahr 2023 sei neben dem Feldtag in der Steiermark der Rollout einer neuen EDV-Technologie in Lauterach, das neue Kommissionierlager in Traun, das neue Modell für Lagerhäuser im Baubereich „Town & Country“ sowie die Erfolge bei der Seed Innovation sowie der Robotics Challenge. Seitens der Lagerhäuser habe es in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark zahlreiche Eröffnungen neuer oder umgebauter Standorte gegeben, was ein Beweis dafür sei, dass man sich auch bei den Lagerhäusern von der wirtschaftlichen Entwicklung nicht einbremsen habe lassen. Im Burgenland wurde mit dem neuen Geschäftsfeld „Lagerhaus Weinservice“ gestartet. Auch die Lagerhaus-Arbeitgebermarke wurde neu positioniert und der Internet-Auftritt mit Lagerhaus.at erneuert.