Die Jahresbilanz der Leipnik-Lundenburger Invest (LLI) ist von Corona und vom Krieg geprägt. Der Lockdown Ende des Jahres 2021 hat den Bereich „Vending“ mit Café+Co nochmals getroffen. Mit Kriegsbeginn war auch der Bereich „Mühlen“ von den damit verbundenen Verwerfungen konfrontiert. „2021/22 war ein schwieriges Jahr, aber wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen und auf die Herausforderungen gut reagiert“, betont LLI-Generaldirektor Josef Pröll. Das Ergebnis vor Steuern erreichte 11,4 Mio. Euro, das ist ein Minus von 63 Prozent im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020/21. Belastend auf das Ergebnis wirkte vor allem der Bereich „Sonstige Beteiligungen“. Die LLI hält rund 11 Prozent an der Agrana, 10 Prozent an der Baywa und 2 Prozent an Südzucker. Trotz operativer Ergebnisanstiege sowohl bei Agrana als auch bei Südzucker mussten Wertberichtigungen vorgenommen werden, die selbst der stark positive Beitrag der Baywa nicht aufwiegen konnte. In Summe drückten die Beteiligungen das Ergebnis um 14,7 Mio. Euro. Der LLI-Gesamtumsatz kletterte um 38 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro.
„Die langjährige und nachhaltige Unternehmensentwicklung versetzt uns in die Lage, auch in dieser schwierigen Zeit nach wie vor positive Ergebnisse liefern zu können. Wir sind daher überzeugt, dass wir in den kommenden Wirtschaftsjahren Wachstumschancen optimal nutzen werden können“, so Pröll.
Hoher Preisdruck
Im Segment „Mühlen“ erzielte die GoodMills Group 2021/22 eine Umsatzsteigerung von 43 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro. Ab März 2022 brachten kriegsbedingte Vorratskäufe wieder Volumens- und Margenzuwächse. Das operative Ergebnis liegt mit 15,1 Mio. Euro um 4,8 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Davon wurden noch 5 Mio. Euro für Restrukturierungen in Deutschland zurückgestellt. „Wir werden in Deutschland im Personal- und Kostenbereich entsprechende Maßnahmen setzen, die uns mittelfristig helfen, operativ noch besser zu werden“, erklärt Pröll.
Generell ist das Ergebnis der GoodMills Group stark von Preisanstiegen belastet. Die Weizenpreise sind bereits seit 2020 deutlich angestiegen, mit Kriegsbeginn gab es nochmals einen massiven Preisschub. Während vor etwa zehn Jahren Preissteigerungen von 5 Euro auf eine Tonne Weizen für große Aufregung gesorgt hätten, stiegen im vergangenen Frühjahr die Preise um 150 Euro binnen weniger Tage. Die Höchstmarke lag bei 420 Euro je Tonne Qualitätsweizen. „Ab Februar sind wir im Bereich Mehl und Mühle wirklich unter Druck gestanden, um ein positives Ergebnis zu erringen“, erinnert sich Pröll. Man habe sofort begonnen, Mehlkontrakte aufzumachen, um die Preiserhöhungen weiterzugeben. „Das ist uns schon ganz gut gelungen“, so Pröll. Eine wichtige Maßnahme, denn bei einer Vermahlungsmenge von drei Millionen Tonnen im Vorjahr sei man früher als kleinere Mitbewerber gezwungen gewesen, teures Getreide zuzukaufen. Der Timelag habe allerdings zu dem Ergebnisrückgang geführt.
Snacken nimmt zu
Für das Automatengeschäft war das abgelaufene Geschäftsjahr in Summe auch positiv. „Café+Co ist nach der Depression rund um Corona zurückgekommen“, freut sich Pröll, obwohl strukturelle Veränderungen durch das Homeoffice noch spürbar seien. Der Umsatz ist um fast 18 Prozent auf 258,3 Mio. Euro gestiegen und das operative Ergebnis um 51 Prozent auf 15,9 Mio. Euro. Der Anteil der Kaltgetränke und Snacks ist mittlerweile auf 40 Prozent angewachsen und in der Tendenz weiterhin stark steigend. 60 Prozent des Ergebnisses tragen die Heißgetränke bei.
Optimistischer Ausblick
Das neue Geschäftsjahr habe gut begonnen, sowohl für Café+Co als auch für die GoodMills Group. Der Rückgang der Getreidepreise gibt Rückenwind. Die Weizenpreise dürften sich zwischen 240 und 280 Euro pro Tonne einpendeln, sofern es keine Einbrüche bei den Getreideexporten aus der Ukraine und Russland kommt. Auch die Restrukturierungsprogramme der LLI würden greifen. Pröll rechnet insbesondere im Mühlen-Segment mit einem deutlich besseren Ergebnis als im abgelaufenen Geschäftsjahr: „Wir sind auf dem richtigen Weg und haben einen durchaus optimistischen Blick auf die Zukunft.“ Die neue Mühle in Krefeld in Deutschland mache aufgrund der Produktivität und Kosteneffizienz große Freude und auch der Bereich GoodMills Innovation in Hamburg wird Ende des Jahres mit einer vielversprechenden Innovation – Fleischersatz auf Weizenbasis – auf den Markt gehen.
„Völlig positiv entspannt“ ist Pröll, wenn es um das neue AMA-Gütesiegel für Getreide geht. In heimischen Supermarktregalen und in Marken wie Fini’s Feinstes stecken 100 Prozent österreichisches Mehl. Einen großen Mengenersatz erwartet er durch die Einführung des AMA-Gütesiegels also nicht. Pröll erklärt: „Müllerei ist ein extrem regionales Geschäft. Mehl reist im Idealfall nicht weiter als 200 Kilometer, denn sonst frisst die Logistik die Marge.“