Nachhaltiges Bauen liegt im Trend

Die Raiffeisen Bausparkasse vergibt mehr Finanzierungen für die Adaptierung von Wohnraum. Eine Spectra-Umfrage zeigt ein hohes Bewusstsein der Immobilienbesitzer für Nachhaltigkeit.

Symbolfoto für nachhaltiges Bauen; Ein grünes Haus unter vielen grauen.
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Der Gebäudesektor ist ein wichtiger Hebel, um die CO2-Emissionen zu senken und damit die grüne Transformation bedeutend voranzubringen. Immerhin geht rund ein Drittel der globalen Emissionen auf diesen Bereich zurück. Dass gerade Nachhaltigkeit beim Thema Bauen und Wohnen zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist im Bewusstsein der Österreicher bereits verankert, zeigt eine Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut Spectra im Auftrag der Raiffeisen Bausparkasse (RBSK). Demnach kennen 76 Prozent der Befragten österreichweit den Begriff „nachhaltiges Bauen und Wohnen“, ein Plus von 2 Prozentpunkten im Vergleich zur Erststudie vor zwei Jahren. „Das Thema kommt immer mehr in der Gesellschaft an und korreliert sehr stark mit dem Haushaltseinkommen. Je höher dieses ist, desto sensibler ist man für das Thema“, erklärt Christian Vallant, Geschäftsführer der Raiffeisen Bausparkasse, bei der Präsentation der Studie.   

83 Prozent der Befragten und damit gleich viele wie in der Erstumfrage vor zwei Jahren assoziieren energieeffiziente Systeme mit dem Thema nachhaltiges Bauen und Wohnen, 78 Prozent die Verwendung von ökologischen Baumaterialien, ein Rückgang um 6 Prozentpunkte, 71 Prozent ressourcenschonendes Bauen (unverändert) und 69 Prozent Sanierung und Renovierung anstatt Neubau, ein Plus von 6 Prozentpunkten. 

Renovierung statt Neubau

„Ebenfalls signifikant ist die Steigerung der Anzahl an Personen in Österreich, die eine Sanierung oder Renovierung gegenüber einem Neubau vorziehen würden (72 Prozent im Vergleich zu 69 Prozent 2021, Anm.)“, erläutert Studienautor Christian Baumann von Spectra. Diesen Trend bestätigt auch Vallant: „Unterstrichen werden diese Studienergebnisse von der Tatsache, dass immer mehr Finanzierungen für Renovierung und Sanierung bzw. Um- und Zubau angefragt werden. Lag der Anteil der von uns vergebenen Finanzierungen für Renovierung und Sanierung bzw. Um- und Zubau von 2019 bis 2021 relativ unverändert im unteren einstelligen Prozentbereich, so konnten sich diese 2022 mehr als verdoppeln.“

Bei Zu- und Umbau betrug dieser 10,5 Prozent am Gesamtvolumen, bei Sanierung und Renovierung gar 13,7 Prozent. Auch bei der Höhe der vergebenen Summen spiegelt sich der starke Zuwachs wider. Die durchschnittliche Darlehenssumme für Sanierung und Renovierung kletterte auf 98.000 Euro, vor zwei Jahren war es noch 73.000 Euro, jene für Um- und Zubauten auf 173.000 Euro nach 145.000 Euro im Jahr 2021. Auch wenn die Wohnkreditvergabe an Private heuer im ersten Quartal vor allem aufgrund der aufsichtsrechtlichen Einschränkungen durch die sogenannte KIM-Verordnung („Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“) rückläufig sei, gehe der Trend in Richtung Renovierung und Sanierung weiter, so Vallant.

Wie groß der Bedarf für Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen im Sinne der Nachhaltigkeit sein kann, lässt sich etwa am Bestand der Einfamilienhäuser ablesen: 80 Prozent wurden vor dem Jahr 2000 errichtet. Es gibt allein 1,5 Millionen Wohnhäuser in Österreich, die in den  70er- und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbaut wurden. Daher gilt eine Sanierungsoffensive als ein großer Hebel, um die Klimafitness Österreichs zu verbessern. 

Adaptierungen geplant

Aus der Befragung geht weiters hervor, dass rund ein Viertel der in Österreich lebenden Menschen einen Wechsel ihrer Wohnsituation plant, wobei bei insgesamt 18 Prozent eine Renovierung bzw. eine Sanierung des Hauses oder der Eigentumswohnung im Fokus stehen, während 7 Prozent ein Haus bzw. eine Eigentumswohnung bauen bzw. erwerben wollen. Von den Teilnehmern der österreichweiten Online-Befragung leben 35 Prozent in einem eigenen Einfamilienhaus, 14 Prozent in einer Eigentumswohnung, während sich 5 Prozent ein Einfamilienhaus bzw. 45 Prozent eine Wohnung mieten. Von den Hauseigentümern, die eine Sanierung bzw. Renovierung planen, haben 39 Prozent bereits im letzten Jahr eine energieeffiziente Investition getätigt. Am häufigsten wurde die Errichtung oder Erweiterung einer Photovoltaik-Anlage vorgenommen, gefolgt von einer Umstellung des Öl-Heizsystems auf eine alternative Energieversorgung. Dafür hat sich knapp die Hälfte ein Darlehen genommen, während 40 Prozent ausreichend Eigenmittel hatten, um den Umbau zu finanzieren. Lediglich 18 Prozent haben auch um Förderungen von Bund und Land angesucht. 

Auch persönliche Abstriche beim Wohnen aus Gründen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes kann sich eine Mehrheit von 58 Prozent der Befragten vorstellen, ein Plus von 2 Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. Konkret denken die Österreicher dabei an das Leben auf kleineren Wohnflächen (30 Prozent), an das Erhalten oder auch Rückbauen von Grünflächen (19 Prozent) oder an die Sanierung/Renovierung eines Wohnhauses anstatt eines Neubaus (12 Prozent).

GRAFIK: Denkbare Abstriche beim Wohnen für den Klimaschutz

Was den Informationsstand über die Themen „Nachhaltiges Bauen und Wohnen“ sowie „Sanierung/Renovierung von Altbestand“ betrifft, zeigt sich in der Bevölkerung eine Veränderung gegenüber der letzten Messung. Der Anteil jener, die sich ausreichend informiert fühlen, ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen – auf heuer 45 Prozent. In diesem Zusammenhang kann man auch das Thema Förderungen für nachhaltiges Bauen und Wohnen sehen. Denn „nur mehr“ 38 Prozent der Österreicher haben keine Ahnung über die Höhe dieser Förderungen von Bund und Land, ein Rückgang um 3 Prozentpunkte. Sie können daher auch keine Beurteilung abgeben, ob diese Förderungen hoch genug sind. Auf der anderen Seite sind 51 Prozent der Ansicht, dass die Förderungen erhöht werden sollten, während für 11 Prozent diese hoch genug sind. „Der große Erfolg der derzeit laufenden Photovoltaik-Förderung des Bundes zeigt, wie viel Potenzial für den Klimaschutz in Sanierung und Renovierung steckt. Dieses gilt es in den nächsten Monaten und Jahren gemeinsam zu heben,“ betont Vallant abschließend.