Nachfrage nach Investitionskrediten sinkt

Heimische Banken melden eine gesunkene Kreditnachfrage von Unternehmen.

Im zweiten Quartal 2023 ist die Nachfrage nach Investitionskrediten neuerlich gesunken und somit schon seit Mitte 2022 rückläufig. Während der kurzfristige Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel bis zum vierten Quartal 2022 deutlich gestiegen ist und seither auf erhöhtem Niveau verharrt, sinkt die Nachfrage nach Investitionskrediten seit dem dritten Quartal 2022.

Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über das Kreditgeschäft, in der führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Im Ausblick auf das dritte Quartal 2023 erwarten die teilnehmenden Banken eine weiterhin rückläufige Gesamtnachfrage nach Unternehmenskrediten. Hauptgrund dafür ist die derzeit schwache Investitionsdynamik.

Diese Entwicklungen sind eine Folge globaler politischer und wirtschaftlicher Verwerfungen wie der Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme, Preisschocks und die allgemeine Abkühlung der Weltkonjunktur sowie höhere Zinsniveaus. Die Lieferkettenprobleme haben einen vorsorglichen Aufbau der Lagerbestände erfordert; die Engpässe haben sich inzwischen aber weitgehend aufgelöst. Umfassende Preissteigerungen haben generell den Liquiditätsbedarf der Unternehmen erhöht. Die hohe Unsicherheit, die Abkühlung der globalen Konjunktur und steigende Zinsen wirken hingegen dämpfend auf die Nachfrage nach langfristigen Krediten, weil Investitionen zurückgenommen oder verschoben werden.

Wohnbaukredite stagnieren

Die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten stagnierte im zweiten Quartal 2023. In den drei Vorquartalen war sie stark rückläufig. Für das dritte Quartal 2023 gehen die befragten Banken von einer anhaltenden Stagnation aus. Mit dem Einbruch im zweiten Halbjahr 2022 ging eine lange Phase steigender Kreditnachfrage abrupt zu Ende. „Kredite sind teurer und weniger leistbar geworden, insbesondere im derzeit schwierigen Umfeld mit hoher Inflation und schwacher Konjunktur“, analysiert die OeNB. Angebotsseitig blieben die bankinternen Richtlinien und die Margen für Wohnbaukredite im zweiten Quartal 2023 weitgehend unverändert. Die Richtlinien wurden zuletzt im dritten Quartal 2022 im Zuge der Verordnung für Wohnimmobilienfinanzierungen KIM-VO deutlich verschärft. 

Die OeNB-Umfrage zeigt auch, dass heimische Banken zunehmend die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit von Unternehmen auf das Klima in ihrer Angebotspolitik berücksichtigen. Das führt zu strengeren Kreditrichtlinien und ungünstigeren Kreditbedingungen für Unternehmen, die das Klima negativ beeinflussen. Nachfrageseitig nimmt der Finanzierungsbedarf der Unternehmen für Investitionen und Umstrukturierungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu.

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