ÖRV-Info-Tagung: Mit Werten gestalten

Die heurige Informationstagung des Österreichischen Raiffeisenverbandes in Villach stand unter dem Motto „Unsere Welt im Wandel – Raiffeisen als Gestalter“.

Ein solides Wertefundament, das auf den Grundsätzen der Kundennähe, regionalen Verankerung, Subsidiarität und Solidarität basiert, hat dazu beigetragen, dass Raiffeisen in den 140 Jahren seit Gründung der Organisation bereits viele Veränderungen und Krisen durchgemacht und erfolgreich überstanden hat. Auch heute ist in vielen Bereichen ein Wandel spürbar und erlebbar. Um mit den Herausforderungen, die sich aus dieser Transformation ergeben, fertig zu werden, braucht es „informierte und lösungsbegabte Gestalter“, wie Johannes Rehulka, Generalsekretär des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV), und Josef Buchleitner, Geschäftsleiter des Raiffeisen Campus, zu Beginn der diesjährigen Informationstagung des ÖRV in Villach festhalten. 

Ziel sei es daher, bei dieser Tagung der Raiffeisen-Spitzenfunktionäre aktuelle Themen und Ereignisse zu beleuchten, unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen und im Bewusstsein der Relevanz von Raiffeisen miteinander zu diskutieren. „Wie Raiffeisen mit Wandel umgeht, hat enorme Relevanz, wie dieser Wandel ausgeht. Wir wollen gestalten“, unterstreicht Rehulka und umreißt das Programm, das von Geopolitik, über die EU-Wahl bis hin zu Technologie, Wirtschaft und Nachhaltigkeit einen weiten Bogen spannt. 

ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka
ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka © Sabine Klimpt

Raiffeisen als Gestalter

„Eine prosperierende Wirtschaft kann es nur dort geben, wo es ein hohes Maß an Sicherheit gibt“, so die These von Erwin Hameseder, Generalanwalt des ÖRV. Das bedeute hohe Verteidigungsbudgets auf der einen Seite, jedoch dürfe auf der anderen Seite die Wirtschaft nicht vergessen werden. Hier sei auch Raiffeisen aufgerufen nachzudenken, wie man sich einbringen könne. „Wichtig ist, dass wir aufhören, uns zu verstecken und darstellen, welche Wirtschaftsleistung Raiffeisen erbringt“, spricht der Generalanwalt den jüngst präsentierten Wertschöpfungsbericht von Raiffeisen Österreich an, der erstmals neben dem Bankenbereich auch die Warengruppe umfasst. 

Mit 13 Mrd. Euro an gesamtwirtschaftlicher Leistung, der Sicherung von 93.000 Jobs und einer Abgabenleistung von 3,7 Mrd. Euro könne Raiffeisen stolz auf seinen volkswirtschaftlichen Beitrag in Bezug auf Stabilität und Weiterentwicklung für Österreich sein. „Unsere Stärke ist der dezentrale Aufbau“, ist Hameseder überzeugt, „denn unsere Wertschöpfung erfolgt in den Regionen.“ Raiffeisen habe zwei Millionen Mitglieder – keine andere Organisation in Österreich habe das. Die Mitglieder übernehmen Verantwortung und gestalten in den Regionen. „Rund 14.000 Eigentümervertreter bringen Raiffeisen in den Regionen voran. Unser Grundsatz lautet: Nicht stillstehen!“, gibt Hameseder den Weg vor.

Auch für die aktuell multiplen Krisen werde es gelingen, Lösungen zu finden und diese in den Genossenschaften anzuwenden, „wenn wir unsere Grundwerte hochhalten, uns auf die Chancen konzentrieren und – wenn nötig – Mut zur Veränderung zeigen oder uns einer Strategiediskussion stellen. Raiffeisen kann gut mit Krisen umgehen, weil wir auf einem guten Fundament stehen und divers aufgestellt sind“, ist der Generalanwalt überzeugt. Denn hinter den guten Zahlen aus dem Wertschöpfungsbericht stehen die Grundwerte von Raiffeisen: regionale Wertschöpfung, Eigenverantwortung, Subsidiarität und Solidarität. „Das sind wesentliche Unterscheidungsmerkmale von unserem Wettbewerb und diese Werte müssen wir künftig noch stärker kommunizieren“, so Hameseder. 

Wirtschaft im Wandel

Welche Herausforderungen und Chancen für den Wirtschaftsstandort Österreich aktuell bestehen, beleuchtet Monika Köppl-Turyna von EcoAustria. Nach einer leichten Rezession 2023 komme in den nächsten Jahren in Österreich wieder ein leichtes Wachstum zurück, das durch den privaten Konsum getragen werde. Sorge bereite der Ökonomin jedoch, dass vor allem die Investitionstätigkeit der heimischen Unternehmen und die Exporte deutlich zurückgehen. Die Erholung gehe daher nur langsam vor sich und strukturelle Probleme machen sich auf Dauer bemerkbar, so Köppl-Turyna. Zudem sei auch keine Budget-Konsolidierung in Sicht: Durch die schlechte Konjunktur steigen die Einnahmen nur langsam, aber auch die Ausgaben nehmen weiter zu. „Wir haben ein Ausgabenproblem und keinen Spielraum für Zukunftsinvestitionen“, so die Expertin. 

An langfristigen Herausforderungen sieht die EcoAustria-Direktorin den Arbeitsmarkt („Teilzeit steigt in Österreich massiv an und gleichzeitig lohnt sich mehr Arbeit nicht“), die Demographie („Wir leben länger, aber arbeiten kürzer“) und die internationale Wettbewerbsfähigkeit, die es gilt, wieder herzustellen. Vor allem die Abgabenlast müsse gesenkt und das Pensionssystem grundlegend reformiert werden.


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