Österreicher schätzen ihren Wald

Erholungsraum, grüne Lunge, Ort für körperliche Betätigung – wie die Bevölkerung zu ihrem Wald steht und wofür sie ihn nutzt, das erfragten die Österreichischen Bundesforste im hundertsten Jahr ihres Bestehens.

„Die Österreicherinnen und Österreicher lieben ihren Wald“, betont Georg Schöppl, Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste (ÖBf), und untermauert diese Aussage auch gleich mit handfestem Zahlenmaterial. Danach schätzen 67 Prozent der Österreicher den Wald als Erholungsraum, 60 Prozent wissen seine Funktion als Sauerstoffspeicher zu schätzen und 59 Prozent wissen um seine Qualitäten als Ort für Bewegung in der Natur. Auch die Quantität der Wald-Aufenthalte unterstreiche den Stellenwert des heimischen Waldes, „6 von 10 Österreichern seien mehrmals im Monat im Wald unterwegs, der Wald hat also eine große persönliche Bedeutung für die Menschen“, unterstreicht Schöppl. Was in der Umfrage ebenfalls festgestellt wurde: Der Wald hat seinen in zahlreichen Märchen, Büchern und Filmen kultivierten Ruf als Ort des Schreckens verloren: Lediglich zwei Prozent der Befragten gaben an, den Wald als angsteinflößend oder unheimlich zu empfinden. 

Die hohe Beliebtheit des Waldes führt zwangsläufig dazu, dass immer mehr Menschen den Wald als Erholungsort nutzen. Zwischenmenschliche Konflikte scheinen da vorprogrammiert, weshalb die Bundesforste alle Waldnutzer mit Nachdruck dazu einladen, sich an die allgemeinen Spielregeln zu halten. Für Spaziergänger hätten vor allem Mountainbiker und (leinenlose) Hunde das Potenzial zum Ärgernis.

Klimafitter Waldumbau notwendig

Aber nicht nur als Erholungsraum wissen die Österreicher den heimischen Wald zu schätzen, auch als Schutz- und Wirtschaftsraum weiß die heimische Bevölkerung um die Bedeutung des Waldes. „Dieses Bewusstsein ist für uns von besonderer Bedeutung, da wir den Waldumbau vorantreiben müssen, um die Wälder klimafit zu gestalten“, betont Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. Dass dieser Waldumbau in Folge von häufiger auftretenden Extremwetterereignissen notwendig ist, auch dessen sind sich große Teile der Bevölkerung bewusst. Fast 90 Prozent sind der Meinung, dass artenreiche Wälder bei der Bewältigung der Klimakrise eine entscheidende Rolle spielen, insgesamt 74 Prozent halten es für notwendig, dass Österreichs Wälder klimafit gemacht werden müssen. 

Dass die heimischen Wälder vor allem mit Trockenheit, Stürmen und Schädlingen wie dem Borkenkäfer zu kämpfen haben, wissen jeweils fast zwei Drittel aller Befragten. Im Vergleich dazu nannten nur rund 50 Prozent die mit der Trockenheit einhergehende Gefahr von häufigeren Waldbränden als Bedrohung. „Da haben wir in der Bewusstseinsbildung noch zu tun“, erklärt Gruber.

Dabei mithelfen, den Wald klimafit aufzustellen, soll künftig ein neu gebildeter „Wald der Zukunft“-Beirat, der den Österreichischen Bundesforsten zur Seite stehen soll. Dessen Vorsitzender Rupert Seidl von der TU München unterstrich den Mehrwert des Austausches zwischen Wissenschaft und Praxis. „Wir arbeiten an in der Praxis relevanten Themen, umgekehrt sind Anwendungen aus der Praxis immer auch Anstoß für die Forschung“, so Seidl. 

Mischwälder werden mehr

Der Wissenschafter von der TU München betonte darüber hinaus, dass die nächsten hundert Jahre für den Wald mindestens genauso spannend sein werden wie es die vergangenen hundert Jahre seit der Gründung der ÖBf waren. „Bäume aus der Gründungszeit der Bundesforste haben erst heutzutage eine Größe erreicht, in der sich die Förster fragen, ob sie sie schlagen oder noch stehen lassen sollen“, verdeutlicht Seidl die Notwendigkeit einer langfristigen Planung. Heißt im Umkehrschluss: Jene Bäume, die in der Gegenwart gepflanzt werden, sollten so ausgewählt sein, dass sie die kommenden hundert Jahre mit all ihren klimatischen Verschiebungen überdauern können, was eine große Herausforderung darstelle. Seidls Antwort darauf: „Der Mischwald macht’s!“ Tannen, Lärchen, Buchen und Eichen werden in den nächsten Jahrzehnten einen größeren Anteil am heimischen Waldbestand erlangen.

Zu bedenken sei dabei, dass man heute schon Bäume pflanzen müsse, die auf lange Sicht besser mit Trockenheit und Hitze umgehen können, die aber trotzdem nicht durch nach wie vor in Österreich auftretende Spätfröste geschädigt werden. Gleichzeitig legt Seidl großen Wert darauf, dass auch in der aktuellen Klimakrise für den Wald eine Chance liege, denn geschädigte Flächen könnten sofort dazu benutzt werden, um zukunftsfitten Wald zu pflanzen.

Dass derartige Umbaumaßnahmen sonst nämlich wesentlich länger dauern, verdeutlichte ÖBf-Vorstand Gruber anhand der besonders unter dem Klimawandel leidenden Fichten, die aktuell noch 60 Prozent des Bundesforste-Bestands ausmachen. Die Reduzierung auf einen Anteil von 40 Prozent werde aufgrund der Langlebigkeit der Bäume rund 60 Jahre in Anspruch nehmen, prognostiziert Gruber. Die Umsetzung dieses Vorhabens werde laut Gruber also „kein Sprint, sondern ein Marathon“, der zudem regional sehr unterschiedlich ausfallen könne, da die Fichten im Pinzgau weniger Stress mit dem Klimawandel hätten als zum Beispiel jene im Waldviertel. Aber immerhin ein Marathon, dessen Bewältigung sich lohnen wird, denn er wird es auch künftig den Menschen in Österreich ermöglichen, ihren Wald zu lieben und zu schätzen.

AusgabeRZ11-2025

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