„Wir haben unsere Ziele erreicht“

Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien erzielte im Vorjahr einen Konzerngewinn von rund 45 Millionen Euro. Generaldirektor Michael Höllerer setzt auf Stabilität, um den selektiven Wachstumskurs fortzusetzen.

„2022 war operativ ein hervorragendes Jahr trotz der sehr schwierigen Rahmenbedingungen, die es nach wie vor gibt“, zog Michael Höllerer, Generaldirektor der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, eine positive Bilanz. Erstmals wurden die Geschäftszahlen von der Geschäftsleitung der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und dem Vorstand der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien gemeinsam präsentiert. Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien erzielte im Vorjahr ein operatives Ergebnis vor Steuern von 1,04 Mrd. Euro, nach knapp 491 Mio. Euro im Jahr davor. Das Ergebnis sei besonders durch die Entwicklung der Raiffeisen Bank International (RBI) getrieben worden. Allerdings sei der Wermutstropfen dabei, dass man aufgrund des Ukraine-Krieges und seiner Folgen die RBI-Beteiligung in der IFRS-Bilanzierung um 879 Mio. Euro abwerten müsse, erläuterte Höllerer. Mit einem Anteil von 22,6 Prozent ist Raiffeisen NÖ-Wien der größte RBI-Einzelaktionär. 

Positiv entwickelte sich im Vorjahr dagegen der Zinsüberschuss im Konzern. Der Wachstumskurs im Kundenkreditgeschäft von 10,3 Prozent auf 14,78 Mrd. Euro sowie die positiven Effekte der Zinswende sorgten für ein Plus von 35,5 Prozent auf 216,5 Mio. Euro. Beim Provisionsüberschuss gab es allerdings einen Rückgang um 7,4 Prozent auf 51,85 Mio. Euro. Unterm Strich wurde ein Konzernergebnis von rund 44,8 Mio. Euro erzielt, 2021 hatte dieses noch 202,4 Mio. Euro betragen. 

„Sehr solide Kapitalausstattung“

Das Konzernergebnis umfasst auch einen Teilverlust des RLB-NÖ-Wien-Konzerns in Höhe von 13 Mio. Euro im Vorjahr, das durch das RBI-Impairment belastet wurde. Auch hier war das operative Ergebnis mit 882,2 Mio. Euro klar im positiven Bereich. Trotz des schwierigen Umfeldes erwirtschafteten die restlichen Beteiligungen der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien in den Geschäftsfeldern Agrar, Infrastruktur und Medien positive Ergebnisse. „Wir haben in allen Geschäftssegmenten sowohl bei den Bank- als auch Industriebeteiligungen unsere Ziele erreicht“, strich Höllerer hervor. Erfreut zeigte er sich über „die sehr solide Kapitalausstattung“. Die Gesamtkapitalquote lag Ende 2022 bei 20 Prozent (2021: 22,2 Prozent) und die harte Kernkapitalquote (CET-1 Ratio) bei 18,1 Prozent (2021:19,9 Prozent). Insgesamt sei der Konzern trotz der herausfordernden geopolitischen und ökonomischen Entwicklungen „stabil aufgestellt, um den eingeschlagenen selektiven Wachstumskurs konsequent weiterzuverfolgen“, so Höllerer. 

Claudia Süssenbacher, die in der Raiffeisen-Holding und in der RLB NÖ-Wien das Risikomanagement verantwortet, betonte, dass das Kreditportfolio bei Raiffeisen NÖ-Wien resilient sei. Die Risikovorsorgen betrugen im Vorjahr 25 Mio. Euro oder 0,08 Prozentpunkte des Gesamtportfolios. Zum Vergleich: 2021 hatte es aus den Risikovorsorgen noch einen Ergebnisbeitrag von 16 Mio. Euro gegeben. Auch die NPL-Quote sei mit 1,5 Prozent sowohl im österreichischen als auch europäischen Vergleich sehr niedrig. „Wir erwarten auch keine wesentliche Erhöhung im Jahr 2023“, sagte Süssenbacher.

RLB-Treasury-Vorstand Roland Mechtler wie darauf hin, dass die in der Pandemie an Banken ausgegebenen EZB-Kredite jetzt zurückgeholt werden. „Das betrifft alle Banken. Die Geldpolitik wird insgesamt restriktiver und die Liquidität knapp.“ Reinhard Karl, stellvertretender Generaldirektor der RLB NÖ-Wien, erklärte, dass den Unternehmen eine zentrale Rolle beim EU-Green Deal zukomme: „Für die Banken bedeutet das, dass der Beratungsbedarf steigt.“ Denn immer mehr Unternehmen müssten darüber nachdenken, ob ihr Geschäftsmodell noch zukunftsfit sei bzw. welche Änderungen vorgenommen werden sollten.

Martin Hauer, RLB-Vorstand für Privatkunden und KMU, strich hervor, dass die Neupositionierung von Raiffeisen in Wien als Stadtbank bereits Früchte trage. So konnte im Vorjahr das Kreditvolumen in der Bundeshauptstadt trotz des regulatorischen Gegenwinds bei privaten Wohnbaukrediten bei fast 1 Mrd. Euro stabil gehalten werden. Außerdem habe man in der Niedrigzinsphase sehr stark auf Fixzinsangebote gesetzt.

Raiffeisenbanken mit Rekordergebnis

Ein kräftiges Wachstum gab es dagegen auch im Vorjahr bei den 44 eigenständigen niederösterreichischen Raiffeisenbanken. Sie toppten das bisherige Rekordergebnis 2021: Das vorläufige Betriebsergebnis sprang im Vorjahr von 299,5 Mio. auf 388,4 Mio. Euro und auch das EGT legte von 288,1 Mio. auf 321,1 Mio. Euro kräftig zu. „Die Bankengruppe Raiffeisen Niederösterreich-Wien hat insgesamt auch 2022 ihre Stärke bewiesen“, resümierte Generaldirektor Höllerer. 

AusgabeRZ18-2023

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