„Es ist es gar nicht so einfach, mit diesen Zahlen nach außen zu gehen“, eröffnete Sebastian Schönbuchner, Obmann des Raiffeisenverbandes Salzburg (RVS), die diesjährige Generalversammlung. In einer vielerorts wirtschaftlich herausfordernden Zeit seien die Zahlen fast zu gut, findet der Obmann. Der RVS erwirtschaftete ein Betriebsergebnis von 56 Mio. Euro und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) verbesserte sich um 23,6 Prozent auf 53,4 Mio. Euro. „Trotz widriger Rahmenbedingungen haben wir das Jahr gut gemeistert und konnten an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen“, so Schönbuchner. Die positiven Entwicklungen begründet der Obmann nicht nur mit dem höheren Zinsniveau, sondern auch mit einem besseren Zusammenspiel: „Geschäftsleiter, Mitarbeiter und Funktionäre haben gut harmonisiert und gut abgestimmt die Aufgaben bewältigt. Unser Strategieprozess hat auch wesentlich dazu beigetragen.“ Die Ausleihungen an Privat- und Firmenkunden sind im RVS um 5,2 Prozent auf 4,39 Mrd. Euro gestiegen, die klassischen Einlagen um 7,6 Prozent auf 3,34 Mrd. Euro. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 0,9 Prozent auf 9,79 Mrd. Euro.
„Auch die Salzburger Raiffeisenbanken verzeichnen eine gute Geschäftsentwicklung, eine zufriedenstellende Ertragsentwicklung und eine beruhigende Risikosituation“, berichtet Schönbuchner. Die Einlagen sind um 2,6 Prozent und die Kredite um 6,2 Prozent gestiegen. Die aggregierte Bilanzsumme hat sich weiter erhöht und lag zum Jahresultimo 2022 bei über 11 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis liegt bei 48,5 Mio. Euro und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) bei 76 Mio. Euro. Die Zahl der Raiffeisenbanken ist von 36 auf 33 zurückgegangen. Durch die IT-Migration können bis 2025 nun keine weiteren Fusionen stattfinden.
IT-Migration im Zeitplan
Raiffeisen Salzburg hat ja im Vorjahr entschieden, sich dem sektorweiten IT-System im Bankbereich anzuschließen. „‚Weitblick’ ist das größte Projekt der Unternehmensgeschichte. Es ist kein reines IT-Projekt, sondern es sind alle Bereiche davon betroffen und mehr als 100.000 Personendaten“, gibt Generaldirektor Heinz Konrad einen kleinen Einblick. Die endgültige Umstellung soll Mitte September 2024 erfolgen. Aktuell liege man voll im Plan, so Konrad.
Voll im Gange ist auch die Ausgliederung der Warenbetriebe als 100-Prozent-Tochter des RVS, die sich ebenfalls aus der IT-Umstellung ergibt und die im Vorjahr beschlossen wurde. Ab 1. Juli 2024 sollte die gesellschaftsrechtliche Ausgliederung der Salzburger Lagerhäuser erfolgen.
Insgesamt haben sich die Warenbetriebe 2022 ebenfalls positiv entwickelt und einen Umsatz von 400 Mio. Euro erwirtschaftet. Der Rohertrag wurde auf 73 Mio. Euro gesteigert und das Betriebsergebnis beläuft sich auf 10 Mio. Euro. „Der Start in das Jahr 2023 war erwartungsgemäß zurückhaltend, aber grundsätzlich positiv. Grund dafür waren der milde Winter und der späte Frühlingsbeginn, da ist naturgemäß einiges aufzuholen“, sagt Schönbuchner.
Ein „sehr zufriedenstellendes Ergebnis“ lieferte im Vorjahr auch die Qualitätssicherungsprüfung der RVS-Revision durch die Abschlußprüfer-Aufsichtsbehörde. In regelmäßigen Abständen muss sich die Revision selbst einer Prüfung stellen. Die Revisoren haben im Vorjahr neben den 33 Raiffeisenbanken weitere 104 Genossenschaften geprüft. 2022 sind vier sonstige Genossenschaften, acht Energiegenossenschaften und zwei Schülergenossenschaften hinzukommen und aktuell laufen Gespräche mit weiteren Interessenten für Energiegenossenschaften.
2023 voll auf Kurs
Mit den guten Ergebnissen 2022 habe man gute Grundvoraussetzungen für das heurige Jahr geschaffen. Der wirtschaftliche Ausblick ist durchwachsen, so sei zwar eine Rezession für Europa gebannt und die Inflation sollte auf 5 Prozent sinken, aber die Kerninflation werde weiterhin hoch bleiben, so die Prognose des Generaldirektors. Die Maßnahmen der EZB seien nur ein bedingt wirksames Mittel gegen die Inflation. Darüber hinaus sieht Konrad Gefahrenmomente im Vertrauensverlust der Anleger in die Märkte und im Arbeitskräftemangel. „Kein gutes wirtschaftliches Umfeld, aber in Salzburg spüren wir trotzdem bei unseren Kunden eine gewisse Zuversicht und das zurecht, denn die Salzburger Wirtschaft ist grundsätzlich sehr gut aufgestellt und hat sich in den vergangenen Jahren als außerordentlich krisenresilient erwiesen“, zeigt sich der Generaldirektor zuversichtlich. Das erste Quartal 2023 zeige auch, dass der RVS „voll auf Kurs“ eines außerordentlich ambitionierten Budgets für 2023 ist. Zusätzliche Vorsorgekosten zeichnen sich aktuell auch nicht ab, erstmals in der Unternehmensgeschichte liegt die NPL-Ratio sogar unter einem Prozent.