Mit Zuversicht auf Wachstumskurs

Die Raiffeisen Bankengruppe Vorarlberg schließt ein herausforderndes Jahr 2022 erfolgreich ab und blickt optimistisch in die Zukunft. Ein Comeback des Retailgeschäfts, die Ausrichtung als Universalbank und ein persönlicher Ansatz bei der Digitalisierung stimmen das neue Vorstandsteam zuversichtlich.

„Wir können stolz und zufrieden sein“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg, Michael Alge, der vor knapp einem Jahr diese Funktion vom langjährigen Chef der RLB, Wilfried Hopfner, übernommen hat, bei der Präsentation der Jahresergebnisse der Raiffeisen Bankengruppe Vorarlberg (RBGV). Das Ergebnis sei positiv, Spareinlagen und Kredite wiesen ein Plus auf und die Eigenkapitalsituation sei stark, erläutert Alge gemeinsam mit seinen Stellvertretern Manfred Miglar und Thomas Nussbaumer die Zahlen – „stellvertretend für alle Geschäftsleiter der Vorarlberger Raiffeisenbanken“, wie er betont.

Konkret liegen die Erträge der RBGV im operativen Geschäft aufgrund von Sondereffekten mit 315,6 Mio. Euro zwar leicht unter 2021 (320,1 Mio. Euro). Gegenüber 2020 (271,2 Mio. Euro) haben sich die Erträge aber deutlich verbessert. Das Betriebsergebnis wird mit 123,4 Mio. Euro ausgewiesen, nach 118,5 Mio. 2021. Auch nach Risiko liegt das Ergebnis (EGT) in der Gruppe mit 94,4 Mio. Euro unter 2021 (122,8 Mio. Euro), aber deutlich über dem vergleichbaren Jahr 2020 mit 59,3 Mio. Euro. 2021 führte die Hebung stiller Reserven bei der RLB Vorarlberg sowie die doppelte Dividende der RBI (für 2020 und 2021) zu einem positiven Effekt in der Bilanz, 2022 wirkte sich die Spaltung der Walser Privatbank sowie der Wegfall der RBI-Dividende ertragsmindernd aus. 

Starkes Eigenkapital

Auch mit Kapital ist die RBGV gut ausgestattet: Bei Eigenmittel in Höhe von 1,448 Mrd. Euro blieb die Kernkapitalquote mit 16,8 Prozent stabil. Eine NPL-Ratio von unverändert 1 Prozent unterstreiche, dass das Risiko im Griff sei und so gut wie keine Ausfallskosten zu verbuchen waren. Das Verhältnis von Kosten und Erträgen (Cost-Income-Ratio, CIR) weise mit 60,9 Prozent einen guten Wert aus, analysiert der RLB-Chef, der gleichzeitig Risikovorstand ist: „Dieses gute Jahr haben wir genutzt, um noch zusätzliche Risikopuffer anzulegen.“ 

Das Podium bei der Generalversammlung der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg
© Udo Mittelberger

Mit einem Plus von 3 Prozent sind die Einlagen der Vorarlberger Raiffeisenbanken auf 10,8 Mrd. Euro deutlich gewachsen. Noch größer ist das Wachstum mit einem Plus von 5,8 Prozent auf 10,4 Mrd. Euro bei den Ausleihungen. „Immer mehr Private und Unternehmen setzen auf Raiffeisen. Dieses Vertrauen schlägt sich in unserer Bilanz nieder“, resümiert Alge zufrieden.

Vor Ort und digital

241.000 Privat- und 21.000 Firmenkunden zählen die Vorarlberger Raiffeisenbanken, 9.300 neue Kunden sind 2022 dazugekommen. Thomas Nussbaumer, seit März Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg, sieht genau in dieser Breite ein Erfolgsrezept von Raiffeisen: „Seit jeher sind wir Universalbanken, die allen offen stehen und vor Ort bei den Menschen sind. Raiffeisen ist für alle da.“ Raiffeisen-Kunden könnten entscheiden, wie sie ihr Bankgeschäft erledigen – vor Ort oder digital. 1.500 Mitarbeitende in 69 Bankstellen in Vorarlberg auf der einen Seite und 25 Millionen jährliche Log-ins in das Online Banking der Bank auf der anderen unterstreichen dies eindrucksvoll.

Ein solides Ergebnis steuert auch die RLB Vorarlberg, die gemeinsam mit 16 selbstständigen Raiffeisenbanken die RBV bildet, zu den Zahlen bei: Zwar sank die Bilanzsumme zum Vorjahr auf 7,1 Mrd. Euro, die Betriebserträge fielen leicht auf 73 Mio. Euro und das Ergebnis nach Risiko ging auf 10,8 Mio. Euro zurück, jedoch erreichte man auch hier aufgrund der Sondereffekte ähnliche Ergebnisse wie 2020.

Das neue Vorstands­team der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg: Manfred Miglar, Vorsitzender Michael Alge und Thomas Nussbaumer
Das neue Vorstands­team der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg: Manfred Miglar, Vorsitzender Michael Alge und Thomas Nussbaumer © Udo Mittelberger

Kein normales Jahr

Geopolitische und europäische Entwicklungen haben 2022 geprägt und zu „keinem normalen Jahr“ gemacht, analysiert Alge im Rückblick. Der Angriffskrieg Russlands habe „an allen Ecken und Enden zu eruptiven Veränderungen“ geführt, was letztlich eine Inflation auf Rekordniveau und eine exorbitante Zinsanhebung durch die EZB brachte – mit massiven Auswirkungen auf die Konjunktur und die Kreditnachfrage. „Nach fast sieben Jahren mit Negativzinsen haben wir es jetzt mit dem Gespenst der Inflation zu tun“, so Alge. 

In der zweiten Jahreshälfte 2022 sei die Nachfrage nach Immobilienkrediten mit einem Minus von 30 Prozent in der RBGV stark eingebrochen. Dazu beigetragen habe neben der Zinsentwicklung und dem Anstieg der Immobilienpreise auch die KIM-Verordnung, wie Manfred Miglar, seit Juli 2022 Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter der RLB Vorarlberg, ergänzt. Nun stehe die Rückkehr in eine „normale Zinswelt“ an und damit ein Comeback des Retailgeschäfts. „Wir sind die einlagenstärkste Bankengruppe in Vorarlberg. Das ist unser Rückgrat“, ist Miglar für die weitere Entwicklung optimistisch.

Positiver Ausblick 

Wohnen leistbar zu machen, sei eine der großen Herausforderungen in Vorarlberg, ist sich der Vorstand einig. Auch die Inflation und eklatante Zinserhöhungen der EZB belasten Private wie Unternehmen gleichermaßen. Doch Vorarlbergs Wirtschaft beweise auch aktuell ihre Stärke, die Beschäftigungsquote sei hoch und bei Zinsen sowie Inflation dürfe man auf eine langsame Normalisierung hoffen. Entsprechend zuversichtlich blickt man bei der RBGV in die Zukunft: Die Prognosen für 2023 sehen ein Betriebsergebnis von 160 Mio. Euro (nach 123,4 Mio. Euro 2022) und ein EGT von 120 (94,4) Mio. Euro vor. 

AusgabeRZ17-2023

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