Rian: „Die größte Inspiration ist das Leben selbst“

Sein „Verwandtschaftstreffen“ wurde zum vollen Erfolg. Mehr als eine halbe Million Follower auf TikTok und drei Amadeus-Awards später veröffentlicht Rian nun das gleichnamige Minialbum mit sieben neuen Liedern.

Er hatte keinen Masterplan, aber der ging dafür voll auf. Der in Kärnten geborene und in Wien lebende Musiker Rian – der Künstlername sind die letzten vier Buchstaben seines bürgerlichen Vornamens – ging mit dem Ziegen-Song „Schwarzes Schaf“ in den sozialen Medien mit über 50 Millionen Klicks viral. Um im Tierbild zu bleiben: Dass Florian Gruber keine Eintagsfliege ist, bewies der Multiinstrumentalist mit seinem Hit „Verwandtschaftstreffen“, der drei Amadeus Austrian Music Awards, darunter in der Kategorie „Song des Jahres“, geholt hat. 

Wie weit unterscheidet sich für dich der „digitale“ Erfolg vom „analogen“ Erfolg?
Rian: Ich glaube, Social Media hat sich heutzutage sehr viel verändert, es hat sehr viel Gegebenheiten komplett umgedreht. Für mich war das eine super Möglichkeit. Sehr viele Menschen haben mich und was ich mache in einer sehr schnellen Zeit gesehen, das ist natürlich mit analogen Medien anders. Es ist langsamer, aber vielleicht sogar nachhaltiger. In der Kombination ist das natürlich super.

Hast du eine Art Masterplan erstellt oder Recherchen betrieben, was auf TikTok und auf anderen Social-Media-Kanälen zum Erfolg führen könnte?
Rian: Nein, überhaupt nicht. Wir haben damit angefangen, weil ich gewusst habe, ich muss da mitmachen, weil sonst kann ich es gleich lassen mit der Karriere. Ich mache das eigentlich grundsätzlich ohne Plan, weil dann ist es auch am authentischsten. Natürlich überlegt man sich, wie kann das am besten rüberkommen, wie kann die Idee am besten funktionieren, aber die Idee an sich ist immer etwas, was einfach passiert. 

Begonnen mit englischsprachigen Texten, singst du jetzt nur noch auf Deutsch. Warum?
Rian: In der Muttersprache kann ich mich besser ausdrücken, und so ist es für mich logisch, nur noch ausschließlich auf Deutsch zu singen. Der ganze Witz und alles was da drin ist in den Songs, das geht auf Englisch gar nicht. Ich habe nicht den Plan, die Welt zu erobern, ich möchte einfach hier die Menschen erreichen. Und das geht, glaube ich, mit deutschsprachiger Musik am besten.

Du hast einen bestimmten Gedankenrhythmus beim Sprechgesang und auf der Gitarre. Wie bist du auf diesen Stil gekommen?
Rian: Das sind so Dinge, die einfach passieren, so wie die Improvisation. Ich kann das selber gar nicht erklären, weiß aber, dass es sich für mich gut anfühlt. Dieser Gitarrenrhythmus – ich sage immer „um-tcha“ dazu – löst in mir etwas aus, was einfach Spaß macht.

Siehst du dich als typischer Singer-Songwriter?
Rian: Ja, es hat sich schon herauskristallisiert, Liedermacher zu sein und Geschichten zu erzählen. 

Welche Art von Geschichten magst du am liebsten erzählen?
Rian: Ich mag Texte, die etwas auslösen, Texte, die problematische Themen irgendwie positiver oder humoristisch beleuchten. Das ist es eigentlich, was mir am meisten Spaß macht. Es mal anders zu sehen und vielleicht dann drüber lachen zu können oder grundsätzlich eine positive Message zu bringen, dass man sich gut fühlt. Dieser Wohlfühlfaktor ist mir in der Musik immer sehr wichtig. 

Das heißt, dir ist angesichts der bedenklichen Entwicklung der Weltenlage wichtig, Lieder mit positiver Energie und Gedanken entgegenzuhalten?
Rian: Ja, auf jeden Fall, das ist ein sehr wichtiger Punkt für mich als Künstler. Man braucht sich nichts schönreden, aber ich finde, es ist noch genug Platz, um über schöne Dinge zu reden, zu singen und positive Dinge rauszutragen. Das wird momentan viel zu wenig gemacht.

Rian bei den Amadeus Austrian Music Awards" 2025
Gewinner Pop/Rock/Album des Jahres, Song des Jahres und Songwriter des Jahres bei den Amadeus Austrian Music Awards“ 2025 © picturedesk.com/apa/Florian Wieser

Wie weit möchtest du ein politischer Singer-Songwriter sein?
Rian: Es ist schwer und schwierig, hier den richtigen Weg zu finden. Ich möchte Songs für mehr Menschlichkeit, für mehr Miteinanderreden und so schreiben. Andere politisch zu beeinflussen, zählt nicht zu meinen Zielen. Ich bin auch nicht unbedingt eine polarisierende Figur und deswegen wäre es für mich auch schwer, Menschen zu beeinflussen. 

Du bist Multiinstrumentalist. Wie viele Instrumente spielst du und mit welchem Instrument fühlst du dich am sichersten?
Rian: Am sichersten fühle ich mich auf der Gitarre, weil das ist so ein bisschen das Hauptelement bei meinen Liedern. Regelmäßig spiele ich auch Klavier, Schlagzeug und Bass. Das sind die vier Bandinstrumente, die ich am besten beherrsche. Es gibt noch andere Instrumente wie Ukulele und Mundharmonika, die ich spiele.

Spielst du deine Lieder im Studio alleine ein?
Rian: Eigentlich schon. Wenn es um Gitarrensolos oder um absolute Genauigkeit beim Aufnehmen geht, dann hole ich andere Musikerfreunde hinzu. Aber grundsätzlich spiele ich das meiste alleine ein, wie beim Lied „Verwandtschaftstreffen“.

Verspürst du durch deine Erfolge einen gewissen Druck, wenn du neue Lieder schreibst, dass du das toppen musst?
Rian: Musikalisch gesehen mache ich mir keinen Druck, weil es auch nichts bringt, sich da reinzusteigern. Es sagt sich natürlich einfach, aber ich achte darauf, dass das nicht passiert. Es hilft auch sehr, dass ich mich nicht allzu ernst nehme. Ich sage mir immer, ich probiere aus, mache mein Ding und schaue, was dann passiert.

Wie gestaltet sich für dich die Textebene im Comedy-Bereich? Gibt es da Improvisationen oder folgst du strikt einem Drehbuch?
Rian: Bei Live-Auftritten habe ich angefangen mir Sketche zu überlegen, aber das habe ich mittlerweile weggelassen, weil es von den Improvisationen lebt und dadurch authentischer ist. Da passieren dann auch die lustigeren Sachen. Improvisieren fällt mir leicht, das ist das Schönste und Coolste für mich.

Holst du dir von anderen Personen Meinungen ein, bevor du ein neues Video oder ein neues Lied veröffentlichst?
Rian: Ja, mir ist es sehr wichtig, was andere sagen, weil ich mache Musik ja nicht für mich, sondern für andere. Es muss mir zwar auch gefallen, aber es ist mindestens genauso wichtig, was andere sagen.

Hast du Angst, deine Kreativität zu verlieren? 
Rian: Nein, denn ich habe mittlerweile gelernt, damit umzugehen. Wenn es manchmal nicht geht, muss ich einfach warten und dann ergibt es sich mit der Zeit wieder. Letzten Endes ist die größte Inspiration das Leben selbst.

AusgabeRZ11-2025

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