Alles begann am 20. Juni 1900 mit der Eintragung der „Oberösterreichischen Genossenschafts-CentralCasse“ in das Genossenschaftsregister am Landesgericht Linz. Neben der Geldausgleichsfunktion, einer Risikenverminderung sowie der Schulung der lokalen Funktionäre übernahm die Zentralkasse von Anfang an auch die Veranlagung von anvertrauten Kundengeldern. Mit der Einführung des Weltspartags in den 1920er-Jahren begann ein wahrer Sparboom und die Bank entwickelte sich zum größten Institut für Spareinlagen in Österreich. Das Vertrauen in die Bank war von Beginn an groß. „Unser Unternehmen war aber nie ‚nur‘ eine Bank, sondern ein Ort, an dem Leistung zählt, Haltung erwartet wird und Zusammenarbeit Wirkung entfaltet“, betont Reinhard Schwendtbauer, Generaldirektor der RLB OÖ, zum Jubiläum.
Sonntagskasse wird moderne Bank
„Zukunft entsteht dort, wo Innovation auf Erfahrung trifft“, heißt es in einem Jubiläumsfilm und diese laufende Weiterentwicklung ist in der 125-jährigen Geschichte der RLB OÖ gut dokumentiert.
Nach Ende des 2. Weltkrieges mussten die Raiffeisenkassen im Land vor allem die demokratischen Strukturen der Genossenschaften wieder herstellen. Als Karl Schaller im Jahr 1949 die Leitung der OÖ Raiffeisen-Zentralkasse übernahm, stand der Sektor vor grundlegenden Umbrüchen. Unter seiner Führung wandelten sich ehrenamtlich geführte „Sonntagskassen“ zu professionellen Bankbetrieben. Die Kassenleiter-Ausbildung wurde institutionalisiert, neue Sparformen wie das Raiffeisen-Ring-Sparbuch – mit dem man bei jeder Raiffeisenkasse in Österreich Einzahlungen und Abhebungen tätigen konnte – eingeführt und 1960 erstmals Löhne bargeldlos ausgezahlt – eine Revolution im Zahlungsverkehr. 1951 wurde der Grundstein für ein eigenes Bankgebäude in der Steingasse 14 in Linz gelegt, das 1959 schon erweitert werden musste.
Ein historischer Schritt erfolgte auch am 1. Jänner 1965: Der „Raiffeisenkredit für Oberösterreich“ hat als Tochtergesellschaft der OÖ Raiffeisen-Zentralkasse den Betrieb aufgenommen und ermöglichte es, Investitionskredite an Einzelpersonen zu vergeben und jenen Bereich der Kreditvolumina abzudecken, der über die Leistungsfähigkeit der einzelnen Raiffeisenkasse hinausgegangen ist.
Das rasante Wachstum der Bank erforderte bald noch mehr Platz und so wurde von 1970 bis 1974 die neue Firmenzentrale auf dem Linzer Südbahnhofmarkt eröffnet, bis heute das Headquarter der RLB OÖ. Nach dem Unfalltod von Karl Schaller im Jahr 1973 übernahm Winfried Kern die Geschäftsführung und setzte die Modernisierung fort.
Regionalität mit globaler Weitsicht
Von 1985 bis 2012 hat der umtriebige Ludwig Scharinger als Generaldirektor die Bank maßgeblich geprägt. Er hat das internationale Engagement in Bayern und Tschechien angestoßen, um die regionale Wirtschaft auf internationalem Niveau zu begleiten und hat bei der Eroberung neuer Exportmärkte mitgeholfen. Der „neue Heimmarkt“ wurde mit einer 300-km-Zone als Aktionsradius festgelegt. 1999 wurde deshalb konsequenterweise auch das Oberösterreich-Haus in Wien eröffnet, was im Raiffeisen-Reich für viel Aufregung sorgte. Bis heute führt man die neun Standorte im benachbarten Ausland und betreut dort vor allem mittelständische Unternehmen.
Strategische Beteiligungen
1988 erfolgte die Umbenennung in „Raiffeisenlandesbank Oberösterreich“, weil Begriffe wie „Zentral“ und „Kasse“ keinem modernen Image entsprachen, wurde auf „Land“ und „Bank“ umfirmiert, um aus dem Zusammenspiel von modernen Gelddienstleistungen und der Wirtschaftskraft des Bundeslandes eine positive Symbiose zu erreichen und zu vermitteln.
Scharinger wollte neue Geschäftsfelder bedienen, dazu zählte die Schaffung von Finanzierungsalternativen (Leasing), die Vermittlung und Verwaltung von Immobilien, das Angebot von neuen Wohnbaufinanzierungsmodellen, die Revitalisierung von Stadt- und Ortskernen, die Durchführung von Investmentprojekten, das Fondsmanagement, Private Banking, Mergers & Acquisitions-Aktivitäten und schließlich auch ein umfangreiches Beteiligungs- und Projektmanagement. 1994 wurde die Invest AG gegründet, der bis heute größte Privat-Equity-Fonds Österreichs. Die RLB OÖ beteiligte sich an Efko, Vivatis, Salinen Austria, Voestalpine, WAG und Amag, um nur einige wesentliche herauszugreifen. Der Kurs der strategischen Beteiligungen wird bis heute verfolgt und erst im Vorjahr hat sich die RLB OÖ am Feuerwehrausstatter Rosenbauer beteiligt. Solche „Standortsicherungs-Beteiligungen“ will auch der neue Generaldirektor, der ja bis dato Beteiligungsvorstand war, weiterführen.
Technischer Fortschritt
In den vergangenen 125 Jahren hat sich auch technisch viel weiterentwickelt und die RLB OÖ versuchte stets Vorreiter zu sein. So errichtete man mit dem Raiffeisen Finance Trade Center im Jahr 1991 eines der modernsten Händlerzentren in Europa. Elba revolutionierte den Zahlungsverkehr und gleichzeitig investierte man in Bildung, etwa den Softwarepark Hagenberg. Die Bündelung der IT-Kräfte hat Heinrich Schaller von 2012 bis 2025 stark vorangetrieben. Im Softwarebereich wurden 2015 durch die Fusion zur Raiffeisen Software GmbH (RSG) neue und moderne Strukturen geschaffen. Effizienzsteigerungen brachte auch der Zusammenschluss der Rechenzentren der Raiffeisenlandesbanken OÖ und Steiermark im Jahr 2022 zur „Raitec“. 2021 wurde ein eigener Innovation Hub installiert, der Innovationsprozesse im Konzern anstößt und begleitet. Die RLB OÖ eröffnete neben dem „Pixel“ in der Tabakfabrik auch an der Johannes Kepler Universität Linz das Raiffeisen Innovation Center. Mit KI@RA wurde 2024 ein eigenes KI-Tool entwickelt, das mit dem Microsoft Visionary Award, dem „IT Oscar“ Österreichs, ausgezeichnet wurde.
An der Zukunft bauen
„Ich bin stolz, heute an der Spitze eines Hauses zu stehen, das tief in der Region verwurzelt ist und gleichzeitig bereit, mutig nach vorne zu denken“, erklärt Reinhard Schwendtbauer zum Jubiläum. Die Verwurzelung zeigt sich etwa in der Errichtung der „Raiffeisen Arena“, der Heimstätte des LASK, im Jahr 2023. Mutig in die Zukunft zu gehen, zeigt sich auch an den Plänen zur neuen Firmenzentrale, die in den kommenden Jahren in der Goethestraße in Linz in hybrider Holzbauweise entstehen wird.
Das Jubiläum ist nicht nur gute Gelegenheit, um auf Erfolge zurückzublicken, sondern auch in die Zukunft zu schauen. Als fünftgrößte Bank Österreichs und als Spitzeninstitut des Raiffeisen-Sektors in Oberösterreich sieht man sich als Impulsgeber und Möglichmacher und will weiterhin Verantwortung übernehmen, wenn es um die Absicherung des heimischen Wirtschaftsstandorts geht.