Sag’s Multi: Sprache verbindet

Der Redewettbewerb „Sag’s Multi“ hat seine Gewinner ausgezeichnet. Dabei wurden sehr persönliche Geschichten erzählt und Sprachenvielfalt als Schatz in den Fokus gerückt.

Jede Sprache, die ihr könnt, ist ein echter Bonus für euch – aber auch für uns“, betonte Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr die Bedeutung von Sprachenvielfalt für jeden einzelnen, die Wirtschaft und die Gesellschaft. Die oft unterschätzte Bereicherung, die Mehrsprachigkeit mit sich bringt, stand bei der Siegerehrung des mehrsprachigen Redewettbewerbes Sag’s Multi im Festsaal des Wiener Rathauses im Mittelpunkt. Bereits zum 15. Mal ging das Erfolgsformat über die Bühne. Am 17. Juni wurden aus 168 Finalisten 35 Sieger ausgezeichnet. 

Persönlich und berührend

Mitmachen können alle Schüler ab der siebten Schulstufe, die eine österreichische Schule besuchen. Heuer war außerdem erstmals Südtirol vertreten. Das diesjährige Leitthema lautete „Mitbestimmen, mitgestalten – meine Stimme, mein Tun“. In der Vorrunde müssen die Teilnehmer dazu ein mehrsprachiges, drei- bis vierminütiges Video aufnehmen. In der Haupt- und Finalrunde wird die Redezeit mit einem neuen Thema auf sechs bis acht Minuten verlängert. Die Finalrede halten die jungen Redner vor Publikum und der Fachjury und stellen dabei ihren Mut auf die Probe. Ein Kriterium der Rede ist Zweisprachigkeit – dabei kann Deutsch entweder mit einer erlernten Fremdsprache oder der Muttersprache kombiniert werden. Heuer waren z.B. viele ukrainische Schüler unter den Bewerbern. 

Insgesamt 91 Sprachen und rund 7.000 Schüler waren bereits bei Sag’s Multi dabei. 2024 gingen 38 Sprachen an den Start. Damit sich das Publikum einen besseren Eindruck von den Einreichungen machen konnte, wurden einige Reden im Rahmen der Preisverleihung noch einmal vorgetragen. Der Bogen spannte sich von Rassismus und Krieg über Frauenrechte und Demokratie bis zur Klimakrise. Dabei wurde es mitunter sehr persönlich und berührend. Etwa als der 14-jährige Dimitro, der vor zwei Jahren aus der Ukraine geflüchtet ist, seine Kriegserlebnisse schilderte. Von den Bomben in der Nacht, die Odessa und das Gefühl des Buben für Sicherheit erschüttern ließen. Oder die Geschichte von Sediqa, die aus Afghanistan stammt und für ihre Freunde sprach, die keine Stimme haben – über Menschenrechte. Ein Begriff, der für afghanische Mädchen, die nicht mehr zur Schule gehen dürfen und aller Rechte beraubt wurden, alles bedeutet – für Kinder hierzulande aber oft eine leere Worthülle ist. Die Chinesin Zumin erzählte über den oft be- und abwertenden Blick Europas auf ihr Heimatland. Sogar in den chinesischen Passagen, die sich melodisch in die Rede einfügten, war ihre Verletztheit und Wut darüber spürbar. 

Chancen nutzen

Die Idee zu diesem völkerverbindenden Bewerb, der die wirtschaftliche Komponente nicht außer Acht lässt, geht auf Peter Wesely zurück. Als damaliger Pressesprecher von Christian Konrad brachte er die Idee gemeinsam mit Konrad zum ORF. Nach dem 15-jährigen Jubiläum von Sag’s Multi geht Wesely in den wohlverdienten Ruhestand. Doch das Projekt, das er ins Leben gerufen hat, wird weiter bestehen. Nicht zuletzt dank der wichtigen Sponsoren, zu denen unter anderem die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien zählt, die durch Generalsekretär Clemens-Wolfgang Niedrist vertreten war. Auch in der Landesbank wird Sprachenvielfalt gelebt – alleine am Wiener Standort mit 24 Nationalitäten und 18 Sprachen.

Pius Strobl, ORF Leiter Corporate Social Responsibility, betonte, wie wichtig es sei, den Schatz der Sprachenvielfalt zu fördern – und den jungen Talenten eine Bühne zu bieten. Der Redebewerb kann sogar ein Sprungbrett in die Arbeitswelt darstellen, wie einige der ehemaligen Wettbewerbsteilnehmer beweisen. Auch beim ORF sind aktuell zwei frühere Gewinnerinnen tätig. Alle Festredner waren sich einig, dass Sprachenvielfalt Reichtum bedeutet und wie ein Schatz behandelt werden sollte. Jeder einzelne kann davon profitieren und mit ihm die ganze Gesellschaft. 

Das Schlusswort hatte Bundespräsident Alexander van der Bellen, der eine Videobotschaft schickte: „Seid stolz auf euren Sprachschatz und lasst ihn euch niemals wegnehmen.“

AusgabeRZ25-24

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