Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit sind in erster Linie Behörden und staatliche Institutionen zuständig – aber auch jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten, die Gesellschaft sicherer zu machen. Um Zivilpersonen zu würdigen, die durch ihre Aufmerksamkeit und Courage helfen, Straftaten zu verhindern oder aufzuklären, vergibt die Landespolizeidirektion Burgenland Jahr für Jahr den Sicherheitsverdienstpreis. In Kooperation mit Uniqa, Raiffeisen, der Burgenländischen Volkszeitung (BVZ) und dem ORF wurde die Auszeichnung heuer bereits zum 15. Mal verliehen. Insgesamt war der Sicherheitsverdienstpreis mit 3.900 Euro dotiert.
„Nähe, Vertrauen und Sicherheit sind bei Raiffeisen keine Schlagworte, sondern gelebte Werte. Der Sicherheitsverdienstpreis zeichnet all jene Mitbürger aus, die durch Zivilcourage Verbrechen verhindert oder bei deren Aufklärung mitgeholfen haben“, erklärte Rudolf Könighofer, Generaldirektor der RLB Burgenland. Landespolizeidirektor Martin Huber dankte den Ausgezeichneten für ihre Courage, in prekären Situationen richtig gehandelt zu haben. Mit einer Aufklärungsquote von rund 50 Prozent zähle das Burgenland seit vielen Jahren zu den sichersten Bundesländern in Österreich. „Dieser Erfolg basiert auf der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Bürgern und der Polizei. Jeder Hinweis aus der Bevölkerung ist für uns von großer Bedeutung. In der Vergangenheit haben wir durch diese wertvolle Unterstützung nicht nur viele Straftaten aufgeklärt, sondern auch durch präventive Maßnahmen verhindert“, betonte Huber.
Vor Ertrinken gerettet
Dominik Puntigam verhinderte am 16. Februar 2024 keine Straftat, aber wohl eine Tragödie: Als der Bademeister am Badesee Neudörfl Wartungsarbeiten durchführen wollte, bemerkte er eine Person, die lediglich mit einem Pyjama und Crocs bekleidet war. Auf Ansprache nannte der ältere Herr nur seinen Vornamen „Gerhard“ und begann ins eiskalte Wasser zu laufen – die Wassertemperatur betrug sechs Grad Celsius. Puntigam gelang es, den Mann aus dem Wasser zu ziehen. Bei der Erstversorgung wurde eine Körpertemperatur von 32,6 Grad gemessen. Der Mann stellte sich als demenzkranker Bewohner eines nahegelegenen Pflegeheims heraus. Nur dank des entschlossenen Eingreifens von Dominik Puntigam konnte das Leben von Gerhard G. gerettet werden.
Tipp führt zu Serientäter
Den entscheidenden Hinweis zur Aufklärung einer Einbruchsserie gab Andre Szuppin im Juli 2024. Nach mehreren Einbruchdiebstählen in Draßburg, Forchtenstein, Bad Sauerbrunn und Wiesen meldete er der Exekutive, dass er wahrgenommen habe, wie bei der Postfiliale in Draßburg zwei Männer mit Sturmmasken in einen BMW mit Wiener Neustädter Kennzeichen eingestiegen und davongefahren waren. Eine Fahndung wurde eingeleitet, die zur Identifikation der Täter führte. In der Folge kam es zu einer spektakulären Verfolgungsjagd, bei der einer der Täter über die tschechische Grenze floh. Durch die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte konnten zwei Täter gestellt, festgenommen und verurteilt werden.
Räuber-Pärchen gestoppt
Filmreife Szenen spielten sich am 25. Oktober in Gols ab. Ein Mann und eine Frau kamen mit Sturmhauben maskiert und einem 25 cm langem Messer in eine Trafik und forderten Bargeld. Da sich die Angestellte weigerte, die Kassa zu öffnen und die Täter offensichtlich von einer Kundin gestört wurden, verließen sie ohne Beute die Trafik. Circa eine halbe Stunde zuvor und einen Kilometer vom Tatort entfernt war Margarete Greiner ein ungarischer Mercedes Pickup auf ihrem Privatgrund aufgefallen, neben dem ein Mann und eine Frau standen. Greiner fiel die dunkle Bekleidung und die dadurch hervorstechenden langen blonden Haare der Frau auf. Sie erzählte ihrer Tochter Gabriele Moser davon, woraufhin beide Frauen nochmals Nachschau hielten. Das Paar hatte sich jedoch bereits vom Auto entfernt, Moser machte aber von dem Mercedes noch ein paar Handyfotos.
Als die beiden Damen gegen 19 Uhr von ihrem Anwesen wegfuhren, war nach dem Überfall bereits die Alarmfahndung im Gange. Auch Mutter und Tochter wurden kontrolliert, woraufhin sie der Polizei ihre Wahrnehmungen mitteilten. Aufgrund der Beobachtung von Margarete Greiner sowie der Handyfotos von Gabriele Moser konnten in enger Zusammenarbeit mit der ungarischen Polizei die Nutzer des Mercedes-Pickups als Täter des Raubversuchs ausgeforscht und schlussendlich in Parndorf festgenommen werden.
Rechnitzerin überführt erneut Telefonbetrüger
Weil sie selbst „Wiederholungstäterin“ im positiven Sinne ist, wurde Leopoldine Zöhrer mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Die Rechnitzerin erhielt einen Anruf von einem Mann, der sich als Polizist von Interpol ausgab. Der vermeintliche Polizist teilte ihr mit, dass in der Nähe Täter festgenommen wurden und nunmehr Zöhrers Wertsachen in Sicherheit gebracht werden müssten. Den ungewöhnlichen Anruf erkannte sie als Betrugsversuch – nicht zum ersten Mal: Schon im November 2023 hatte sie Betrüger nach einem ähnlichen Telefontrick entlarvt, wofür sie damals den Sicherheitsverdienstpreis erhielt. Auch diesmal gelang es ihr, während des laufenden Betrugsversuchs die Polizei zu verständigen. Bei der versuchten Abholung des Bargeldes klickten bei zwei Personen die Handschellen. Einer der Beschuldigten zeigte sich sogar geständig, bereits zwei weitere Betrugshandlungen auf die gleiche Art und Weise begangen zu haben. Für ihr geistesgegenwärtiges Handeln durfte sich Leopoldine Zöhrerer über zwei Nächtigungen für zwei Personen in der Therme Lutzmannsburg freuen.